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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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geistesabwesend zu sein. Gequält entgegnete sie: »Was meinst du damit — ob wir etwas sahen? Pam blieb im Wagen sitzen.«
    »Aber du nicht. Du gingst ins Haus, nicht wahr, und du sahst, wie Warren das Gift nahm — oder wie es ihm jemand gab?«
    Diesen letzten Schuß gab er mit dem dramatischen Überraschungseffekt ab, mit dem er seine brillantesten Plädoyers vor Gericht zu krönen pflegte. Und er traf. Pippa gab auf. Sie war zu müde, um noch weiter standzuhalten. Sie barg ihren Kopf im Rückenpolster des Sessels und brach in Schluchzen aus. Mohr erhob sich und versuchte, ihr Gesicht zu lecken. Dann wendete er sich zu James und knurrte.
    James war peinlich berührt und erbittert zugleich. Sie hatte immer schon so dicht am Wasser gebaut. Lächerlich, es sah aus, als sei er brutal und ungehobelt. Es war doch nicht seine Schuld, und der lange, schweigsame Doktor brauchte ihn gar nicht so anzuschauen, als hätte er sich an einem hilflosen, schwachen Wesen vergriffen. Er mußte der Wahrheit auf den Grund kommen. Er fuhr fort: »Mein Kind, da gibt’s doch nichts zu weinen! Sei nicht so töricht. Wenn du etwas sahst oder weißt über Nelson Warrens Tod, dann mußt du es sagen. Du darfst Beweise nicht verheimlichen. Es macht dich krank, und es ist nicht nur kurzsichtig, sondern weit mehr — es ist strafbar.«
    Dieses Wort löste in Pippa ein jammerndes Wimmern aus, und Dr. Horton erhob sich von seinem Stuhl. Er ging zu ihr, streichelte Mohr und befahl ihm, sich niederzulegen. Dann sagte er sehr weich: »Ich würde mich mal so richtig ausweinen, Pippa. Es wird Ihnen guttun. Und wenn Sie fertig sind, wäre es das beste, Sie redeten sich von der Seele, was Sie bedrückt und erklärten uns alles. Und über eins können Sie sich gleich beruhigen: Niemand hat Nelson Warren ermordet.«
    Die Wirkung seiner Worte war elektrisierend. Sie richtete sich mit tränenüberströmtem Gesicht auf: »Niemand? Auch nicht Douglas?«
    Da war es heraus. Das furchtbare Geheimnis, das sie beinah abgewürgt hatte, gehörte nicht mehr ihr allein. Trotz jenes festen Vorsatzes bürdete sie die Last und Verantwortung nun diesen beiden Männern auf.
    Aber John Horton schien darunter nicht zusammenzubrechen. Er setzte sich auf die Lehne ihres Sessels und bot ihr sein Taschentuch an.
    »Besser als der Polsterbezug«, meinte er und fuhr fort: »Douglas ganz bestimmt am allerwenigsten. Höchstens, daß er ihn vielleicht hätte zurückhalten können, wenn er nicht eingeschlafen wäre. Aber ich bezweifle es. Wenn ein Mensch den Entschluß gefaßt hat, aus dem Leben zu gehen, dann gelingt es ihm auch gewöhnlich — heute oder morgen. Aber wie konnten Sie nur auf diese absurde Idee kommen, daß Douglas an seines Bruders Tod schuld sei?«
    »Oh, ich glaube sicher... Ach, ich war so unglücklich darüber. Verraten hätte ich ihn natürlich nie — auf keinen Fall. Aber ich kam mir dadurch selbst wie eine Mörderin vor und träumte immerzu davon — von dem, was ich gesehen habe.«
    »Ich schlage vor, Sie erzählen uns mal, was Sie eigentlich sahen, dann werden wir Sie viel besser verstehen können.«
    John Horton hatte eine so herzliche, ungezwungene Art, so anders als James Macleans disziplinarische Methoden, und, wie sich zeigte, viel wirkungsvoller. Pippa blickte dankbar zu ihm auf, stieß noch einen glucksenden Laut, ein Mittelding zwischen Schluchzen und Schluckauf aus und antwortete: »Ja, Ihnen erzähle ich alles. Sie sind nett, Sie schimpfen und kommandieren nicht... Also, ich kam am Schlafzimmer vorbei, und es brannte Licht. Douglas goß gerade etwas in ein Glas. Er sah so — so grausig aus, ganz anders als sonst, so verschlagen und schuldbewußt. Dauernd schielte er nach dem Bett und verbarg das Glas ängstlich in der Hand, so —«, sie krümmte die Finger und ahmte die Bewegung nach, dann fuhr sie in kläglichem Ton fort: »Sie können leicht behaupten, er hätte nichts mit Nelsons Tod zu tun gehabt, aber weshalb benahm er sich dann so? Das Licht schien ihm voll ins Gesicht, ich habe es mir nicht eingebildet. Warum sollte ich auch, wo ich ihn doch nur als freundlich und harmlos kannte? Es gab mir einen richtigen Schock.«
    Dr. Horton stand von der Armlehne auf und ging zum Feuer.
    »Es gibt eine Erklärung, und dies ist, glaube ich, der Augenblick, selbst ein Berufsgeheimnis zu lüften. Das heißt, eigentlich ist es kein Geheimnis und auch nicht direkt beruflich, denn Douglas Warrens Schwäche ist verschiedenen Leuten bekannt — dem

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