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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Hauspersonal zum Beispiel sowie Jane und seinem Sohn, vielleicht auch noch anderen.« Er hielt inne und seufzte schwer.
    »Seine Schwäche? Was für eine Schwäche?«
    »Im letzten Jahr, als Philip von Hause fortging, hat er übermäßig zu trinken angefangen. Ich mache ihm keinen Vorwurf daraus. Kein Mensch darf sich zum Richter über diese Dinge aufwerfen. Douglas ist ein herzensguter Kerl, einer der besten, aber er hat keinen starken Charakter, leider. Es wäre besser gewesen, er hätte sich Nelson gegenüber unnachgiebiger gezeigt, aber so ist er nun mal, liebevoll, aufopfernd — aber energielos.«
    »Oh, der Arme. Wie elend und unglücklich er sich gefühlt haben mag.«
    »Unglücklich und schrecklich hilflos, aber wie viele charakterschwache Menschen versuchte er sich mit Alkohol Mut anzutrinken. Nicht offen, denn er schämte sich deswegen. Trotzdem kam Nelson dahinter und demütigte ihn seither.
    Er erzählte mir die Geschichte sogar in seiner Gegenwart, eine raffinierte Form der Quälerei. Ich bemühte mich zu helfen, konnte aber wenig ausrichten. Das war der eigentliche Grund, weshalb Jane Philip überredete, zurückzukommen, und selbst den Entschluß faßte, Rangimarie zu verlassen.«
    »Dann — dann war er also an dem Abend betrunken?«
    »Ja, sinnlos. Es muß wohl kurz nach sechs Uhr gewesen sein, als Sie ihn das Glas eingießen sahen, und er tat deshalb so verstohlen, weil er es vor Nelson zu verbergen suchte. Ihm war nämlich der Whisky ausgegangen, und er mußte sich welchen aus Nelsons Schlafzimmer beschaffen. Natürlich schwebte er in dauernder Angst, seinen Bruder aufzuwecken.«
    Hier wendete sich der Doktor erklärend an James, der schweigend zugehört hatte: »Dazu muß man wissen, daß Nelson Warren nicht normal war, meiner Ansicht nach schon seit drei Jahren nicht mehr. Unglücklicherweise äußerte sich das hauptsächlich in einem krankhaften Sadismus.«
    »Aber sind Sie auch wirklich ganz, ganz sicher?« fragte Pippa beinah flehend.
    Er kam wieder zu ihr, setzte sich neben sie und sprach ruhig und begütigend auf sie ein.
    »Sie können sich darauf verlassen. Hätten Sie sich früher an mich gewandt, würde ich Ihnen die Erklärung längst gegeben haben und Sie wären die Last, die Sie mit sich herumschleppten, los gewesen. Erstens einmal kann ich auf Grund der Untersuchung, die ich um elf Uhr an dem Toten vornahm, bezeugen, daß Warren erst gegen zehn starb, und zweitens war Douglas, als ich ihn sah, bereits seit Stunden im Delirium, er hätte um zehn Uhr weder Hand noch Fuß rühren können, geschweige denn seinem Bruder ein Schlafmittel verabreichen. Übrigens fanden sich auch nur Nelsons Fingerabdrücke auf Flasche und Glas, obwohl ich mir bewußt bin, daß dieser Punkt in einem Kriminalroman nicht stichhaltig wäre. Aber ausschlaggebend ist die Tatsache, daß Warren um neun noch lebte, denn einer der Farmarbeiter kam ins Haus und wollte Douglas sprechen. Nelson rief hinaus, sein Bruder schlafe, und der Mann, der sich durch einen Blick in Douglas’ Zimmer überzeugte, sah ihn der Länge nach auf seinem Bett liegen. Er wußte natürlich Bescheid und sagte nichts. Wir alle bemühten uns bei der Leichenschau nach Kräften, Douglas zu decken, aber es wurde gar keine Erklärung verlangt.«
    »Dann machte er sich also nur Selbstvorwürfe, daß er zuviel getrunken und infolgedessen nicht auf seinen Bruder geachtet hatte?«
    »Genau. Der arme Teufel war vollkommen außer sich. Im übrigen hat dieser Schock möglicherweise eine sehr gute Wirkung, wozu Jane und Philip noch das Ihrige beitragen werden, denn sie hängen sehr an ihm und bringen ihm großes Verständnis entgegen.«
    I Pippa saß stumm da und drehte Dr. Hortons Taschentuch zwischen den Fingern.
    Endlich brach James das Schweigen. »Ich finde, du hast dich trotzdem in geradezu unverantwortlicher Weise benommen, hast über deinen phantastischen Vermutungen gebrütet, hast in der Annahme gelebt, dieser Mensch sei ein Mörder, und hast dich trotzdem geweigert, deinen Verdacht mitzuteilen. Du hast dich krank gemacht und alles ohne Grund. Wenn du wirklich glaubtest, daß Douglas Warren seinen Bruder umgebracht hat, hättest du es sagen müssen. Wolltest du ihn etwa schützen?«
    »Natürlich wollte ich das, und du brauchst mich gar nicht so anzuglotzen, James. Nicht im Traum wäre mir der Gedanke gekommen, den armen Douglas zu verraten. Weshalb auch? Damit er aufgehängt wird?«
    James stöhnte verzweifelt. »Noch nie bin ich einem Menschen

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