Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
wenn auch nicht leiblich. Ich möchte dir helfen. Ich habe dich noch nie so verzweifelt gesehen. Bist du ganz sicher, dass es nicht Miss Jones’ Tod ist, der dich so bekümmert?“
„Das ist es nicht.“ Er blickte Rourke ins Gesicht.
„Aber ich kann sehen, dass du trauerst. Als ob jemand gestorben wäre, den du geliebt hast.“
Unverwandt blickte Hart ihn an. „Mein Kind ist gestorben“, sagte er dann und schluchzte plötzlich kurz auf. Rau fügte er hinzu: „Daisy trug mein Kind in sich.“
Erst nach einer Sekunde hatte Rourke sich wieder einigermaßen gefangen. „Bist du sicher?“
„Ich habe vor meiner Abreise mit ihrem Arzt gesprochen. Sie war im vierten Monat schwanger. Unsere Affäre war im Februar vorbei, kurz bevor ich mit Francesca zusammenkam. Du kannst es selbst ausrechnen. Sogar bevor sie meine Geliebte wurde, als ich sie nur ab und zu besuchte, bestand Daisy darauf, dass ich einen Schutz benutzte – was ich normalerweise sowieso tue. Sie war immer vorsichtig! Ich war immer so vorsichtig! Aber eines Nachts im Februar, kurz nachdem sie in das Haus gezogen war, riss das Kondom.“ Er setzte sich wieder an den Schreibtisch und rieb sich die Schläfen.
„Könnte jemand anders der Vater gewesen sein?“, fragte Rourke.
Ungläubig sah Hart hoch. „Ich teile nie. Als Daisy meine Geliebte wurde, sah unsere Vereinbarung Exklusivität vor. Ich habe keinen Anlass zu glauben, dass sie mich auf diese Weise betrogen hat. Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie einen anderen Liebhaber hatte, dessen Vorsorgemaßnahmen ebenfalls fehlschlugen?“
„Es tut mir so leid“, sagte Rourke schließlich und meinte es auch so.
„Herrgott, was für eine furchtbare Laune des Schicksals“, rief Hart.
Harts Worte überraschten Rourke, denn er wusste, dass sein Stiefbruder nicht an Schicksal glaubte. „Es war ein Unfall, Calder, ein Unfall. Das passiert ständig.“
„Ich wollte das Kind nicht“, sagte Hart barsch.
Rourke wusste nicht, was er sagen sollte. Hart benötigte Trost, und doch war er nicht sicher, wie er ihn ihm geben konnte. „Sein oder ihr Tod war nicht deine Schuld.“
„Nein! Du verstehst es nicht. Ich wollte dieses Kind tatsächlich nicht.“
Immer noch bemühte sich Rourke, ruhig zu bleiben. „Calder, du warst bestürzt und wahrscheinlich auch wütend auf Daisy – wie jeder andere es auch gewesen wäre. Doch nur weil du das Kind in einer spontanen Reaktion nicht wolltest, bist du nicht für seinen Tod verantwortlich.“
„Hast du noch niemals die Redewendung gehört: Sei vorsichtig mit deinen Wünschen?“
Rourke verzog das Gesicht.
„Nun, jetzt habe ich, was ich mir wünschte, nicht wahr?“, sagte Hart und wischte mit einer wütenden Handbewegung sämtliche Akten und Papiere vom Schreibtisch.
Mit im Schoß gefalteten Händen saß Francesca auf dem blassgrünen Sofa in Harts großer holzgetäfelter Bibliothek und hatte ihre Fassung ein wenig zurückgewonnen. Alfred hatte sie hereingelassen und ihr gesagt, dass Hart noch nicht zu Hause sei. Also wartete sie und lehnte jede Erfrischung dankend ab. Ständig sah sie auf die Uhr hinter seinem Schreibtisch. Jetzt war es fast sechs. Inzwischen wartete sie seit über einer Stunde.
Doch sie würde die ganze Nacht warten, wenn es sein musste.
Noch immer empfand sie Daisys Schwangerschaft als Verrat, doch nun konnte sie wieder klar denken und diese Gefühle zur Seite schieben, um sich später damit zu befassen.
Hart brauchte sie jetzt. Nie hatte er sie mehr gebraucht. Gleichgültig, was die Zukunft für sie beide bereithielt, sie würde ihn durch diese schreckliche Zeit begleiten.
Noch bevor sie die Tür oder seine Schritte hörte, spürte sie, dass er hinter ihr stand. Francesca stockte der Atem. Trotz ihrer Entschlossenheit überkam sie eine ängstliche Aufregung. Sie drehte sich um. Die Tür zur Bibliothek stand offen, und Hart stand auf der Schwelle. Er sah aus, als hätte er einen Tag in der Hölle zugebracht.
„Das ist eine nette Überraschung“, sagte er in bemüht neutralem Ton und trat ein. Francescas Anspannung wuchs. „Möchtest du einen Scotch?“
„Nein, danke“, sagte Francesca knapp. Sie ging zur Tür und schloss sie hinter sich.
Als er sich einen Scotch einschenkte, sah er kurz zu ihr hoch.
„Bist du sicher? Diese Kiste ist gerade erst gekommen, den musst du noch probieren.“
Sie befeuchtete ihre Lippen. „Ja.“ Sie hatte nicht vor, so zu tun, als ob alles in Ordnung wäre.
Er lächelte, wobei
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