Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
nicht am Anfang. Doch sie gab nicht nach und sagte ihm, er solle mit ihrem Arzt sprechen. Da wurde er still, und sie begann zu weinen.“
Francesca bemerkte, dass sie die Lehne eines Stuhls umklammerte. Daisy hatte Harts Kind in sich getragen.
„Was geschah dann?“, fragte Bragg knapp.
Annie wischte sich die Augen. „Sie sagte, sie wüsste, dass er sich um sie und das Baby kümmern würde, egal was geschähe, selbst wenn er Miss Cahill heiraten sollte. Und er fing an, sie anzuschreien, dass sie das mit Absicht gemacht hätte. Ich kann mich nicht an alles erinnern, doch es war entsetzlich, Sir, einfach entsetzlich, wie sie weinte und was er alles zu ihr sagte.“
Unfähig zu denken, sank Francesca auf den Stuhl und schlug die Hände vors Gesicht. Sie fühlte nur noch Schmerz, Ungläubigkeit, Schock und eine tiefe Übelkeit.
„Er war grausam“, sagte Mrs Greene plötzlich. „Ich erinnere mich an seine genauen Worte, weil sie zu schrecklich waren, um sie zu vergessen.“
Francesca schloss die Augen, ihr war schwindlig. Wie durch Watte spürte sie Braggs Hand auf ihrer Schulter. „Was genau hat er gesagt?“, fragte Bragg.
Einen Moment zögerte Mrs Greene. „Ich will dein gottverdammtes Kind nicht.“
8. KAPITEL
Dienstag, 3. Juni 1902
16.00 Uhr
Wie hatte dies nur geschehen können, fragte sich Francesca, während sie verschwommen wahrnahm, wie alle den Raum verließen. Sie suchte Halt am Tisch, fühlte sich schwach und schwindlig. Daisy hatte Harts Kind erwartet, und er hatte es ihr nicht gesagt. Immer wieder sagte sie sich, dass er es auch erst am Tag vor seiner Geschäftsreise erfahren hatte – falls es überhaupt eine Geschäftsreise gewesen war. Warum war er gestern Nacht zu Daisy gefahren? Um über das Kind zu reden?
Wenn Daisy nicht ermordet worden wäre, hätte Hart ein Kind mit einer anderen Frau gehabt.
„Trink das. Es hilft vielleicht“, hörte sie Bragg ruhig sagen.
Sie sah das Glas in seinen Händen und nahm es zitternd entgegen. Vor lauter Kummer hatte sie ihn nicht ins Zimmer zurückkommen hören.
„Es ist Bourbon. Ich bekenne mich schuldig – ich habe eine Flasche in meinem Schreibtisch für jene Abende, an denen ich noch zu unchristlicher Zeit arbeiten muss.“ Er lächelte, doch sein Blick war sehr besorgt.
Sie versuchte nicht einmal, an dem Bourbon zu nippen. Sie sah Bragg nicht an – sie konnte es nicht. Eine andere Frau hatte Calders Kind getragen, und die Tatsache, dass es gezeugt wurde, bevor Francesca mit Hart zusammenkam, linderte das Gefühl von Verrat keineswegs.
„Francesca, lass mich dir helfen“, sagte Bragg sanft.
Wie konnte er helfen, fragte sie sich. Wenn sie nur klar denken könnte, würde sie sich auch nicht so schwach fühlen. Francesca versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Daisy wartot, das uneheliche Kind, das sie von Hart erwartete, war tot, und er hatte nun ein besseres Motiv als je zuvor. Er steckte in Schwierigkeiten.
Wenn sie sich auf den Fall konzentrierte, konnte sie die Schwäche überwinden und ihre Fassung zurückgewinnen. „Du weißt, dass Hart niemals eine Frau ermordet hätte, die sein Kind trug.“
Er zog einen Stuhl heran und setzte sich neben sie. Vorsichtig sagte er: „Ich weiß, dass du aufgebracht bist. Das ist ein furchtbarer Schock – und eine furchtbare Situation. Ich möchte nicht über den Fall sprechen. Ich möchte darüber sprechen, wie es dir geht.“
Nach einem tiefen Atemzug rang sie sich ein Lächeln ab und sagte mit gewollter Fröhlichkeit: „Es geht mir gut. Ich meine, das war nur ein Unfall.“
„Offensichtlich“, erwiderte Bragg und musterte sie.
Francesca wurde sich plötzlich bewusst, dass sie schutzsuchend die Arme um sich geschlungen hatte. „Daisy wurde schwanger, bevor ich mich mit Hart verlobt habe, Rick.“
„Vermutlich. Francesca, willst du ihn wirklich noch immer verteidigen?“
„Ja, das will ich.“ Tränen stiegen ihr in die Augen. „Was soll ich sonst tun?“, hörte sie sich flüstern.
Auch er legte schützend einen Arm um sie. „Du musst im Moment keine Entscheidung treffen. Vielleicht solltest du versuchen, mit ihm über all das zu reden.“
„Ich weiß, dass ich mich nicht verraten fühlen sollte, aber genau das tue ich.“
Er zog sie in seine Arme und drückte sie fest an sich. Endlich ließ Francesca ihren Tränen freien Lauf.
Bragg strich über ihr Haar und sagte: „Hart ist nicht der erste Mann, der mit einem ungewollten Kind konfrontiert wird.“
Um ihn ansehen zu können,
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