Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
sein Gesicht schrecklich ausdruckslos blieb – als ob sie Fremde wären. Offensichtlich wollte er ein Spiel mit ihr spielen. Aber schließlich war Hart nie ein einfacher Mann gewesen. In Momenten wie diesen verschanzte er sich hinter einem Schutzwall eisigen Schweigens, sodass man kaum versuchen mochte, ihn zu erreichen. Francesca glaubte ihn zu verstehen. Er litt, und er wollte nicht, dass sie seinen Schmerz sah. Und er litt stärker, als sie sich vorgestellt hatte.
Ich will dein gottverdammtes Kind nicht.
Francesca versuchte, nicht daran zu denken. Er hatte im Schock und Zorn gesprochen, und sie würde niemals glauben, dass er diese Worte so gemeint hatte. Ganz langsam näherte sie sich ihm. Ohne sie anzusehen, leerte er das Glas und schenkte sich nach. Doch sie würde sich nicht einschüchtern lassen, auch wenn ihre Anwesenheit ihn offensichtlich nicht freute.
Während er das frisch gefüllte Glas vor seiner Brust hin- und herschwenkte, fragte er beiläufig, ohne sie anzusehen: „Wie war dein Tag?“
Sie konnte sich kein Lächeln abringen, aber sie wollte das Spiel sowieso nicht mitspielen. „Furchtbar.“
Fragend hob er die Brauen.
„Aber sicher nicht so furchtbar wie deiner.“ Sie atmete tief durch. „Ich weiß alles über das Kind, Calder.“
Für einen kleinen Moment trafen sich ihre Blicke, dann wandte er sich abrupt um.
Wie gern wäre sie zu ihm gelaufen und hätte ihn in die Arme genommen, doch sie wusste, dass er sie zurückstoßen würde. „Calder“, sagte sie ruhig und bittend. „Lass mich dir helfen.“
Lange Zeit rührte er sich nicht. Dann, ohne sie anzusehen, fragte er ebenso ruhig: „Wie hast du es herausbekommen?“
„Annie und Mrs Greene haben am Donnerstag deinen Streit mit Daisy belauscht. Sie haben ihre frühere Zeugenaussage bei der Polizei geändert. Also weiß auch die Polizei Bescheid, Cal der.“
Er drehte sich um. Jetzt lächelte er nicht mehr. Gerade wollte sie auf ihn zugehen, als er ihr zuprostete: „Ich hätte wissen müssen, dass du es herausbekommst. Das wird deine Grabinschrift werden: Francesca – Sie ging jeder Spur nach.“ Aber er zog sie nicht auf, sondern klang nur resigniert.
Sein seltsam ablehnender Ton bestürzte sie. „Ich habe es nicht entdeckt, die beiden Frauen kamen von sich aus.“Nach einem kurzen Räuspern leerte er auch sein zweites Glas. „Es tut mir leid. Du bist die Letzte, die ich beschuldigen sollte.“
Sie trat auf ihn zu.
Doch er erstarrte. „Nicht.“
„Es tut mir so leid“, sagte sie und blieb stehen.
Ein Schatten huschte über sein Gesicht. „Nur du, Francesca, bist in der Lage, Trauer zu empfinden, weil mein Bastard tot ist.“
Jetzt kämpfte sie mit den Tränen. „Lass mich dir in dieser schweren Zeit helfen. Du kannst Teilnahmslosigkeit vorgeben, doch ich weiß, dass es dir nicht gleichgültig ist, Calder. Ich weiß, dass du trauerst.“
Als hätte er sie nicht gehört, fragte er: „Steht meine Verhaftung bevor?“
„Warum tust du das? Warum behandelst du mich, als wäre ich eine flüchtige Bekanntschaft? Wir lieben uns, wir sind Freunde“, rief Francesca. „Eine andere Frau trug dein Kind, und nun ist sie tot! Bestimmt möchtest du darüber sprechen!“
„Du musst es wissen – wird mein von Gerechtigkeit getriebener Bruder mich verhaften?“, fragte er scharf.
„Nein!“ Zitternd atmete sie tief durch. „Aber er meint, du solltest dir einen Anwalt besorgen.“
Hart lachte. Das Lachen klang abfällig, doch Francesca erkannte es – sein Schmerz stand kurz vor der Explosion. In der Hoffnung, dass er sie nicht wegstoßen würde, trat sie zu ihm. Ihr Herz schlug bis zum Hals. Argwöhnisch sah er sie an.
„Ich weiß, dass du Daisy nicht getötet hast.“
„Tatsächlich?“
Sie hielt vor ihm inne und ignorierte seine Provokation. „Ich werde deine Unschuld beweisen. Wenn es dir hilft, ekelhaft zu mir zu sein, nur zu. Dann spiele ich eben den Prügelknaben.“
Mit harter und ausdrucksloser Miene musterte er sie. „Du hast sie gehört. Ich wollte den Bastard nicht. Ich hatte ein Motiv, Francesca, viele Motive, und ich bin sicher, dass die Polizei mir auch die Gelegenheit nachweist.“
„Hör auf!“ Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und ignorierte seine Anspannung. „Ich weiß, dass du es nicht so gemeint hast.“
„Aber ich meinte es so“, brüllte er heraus.
Erschrocken zuckte Francesca zusammen und ließ ihn los.
Er bebte. „Warum hörst du nicht auf, so verdammt loyal zu sein? Wann
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