Es wird schon nicht das Ende der Welt sein
es sei das Geld wert. Ich nickte, damit er wusste, dass ich das verstand, und dann fragte ich, wie wir helfen sollten. Er zuckte die Achseln und meinte, es sei schwer zu sagen, was das Beste wäre. Wahrscheinlich machte mir das mehr Angst als alles andere. Dad wusste immer, was zu tun war.
Dann kam Mary. Sie wollte sich vergewissern, dass es ihrem Dad, Dick, auch gut ging. Er hielt sich ein schmutziges Taschentuch vors Gesicht, als sie ankam. Mary gab ihm eine Schachtel mit einem Vorrat an Tabletten, die Penny mitgeschickt hatte, damit er in Schwung blieb . Er fing an zu husten, und es klang, als ob ihm die Lunge aus dem Hals springen wollte. Mary guckte besorgt und meinte, Dick habe zu hart gearbeitet. Dad fand das auch und sagte, Dick solle mit Mary nach Hause fahren, sonst würde er es mit Penny zu tun kriegen. Dick guckte auf das Taschentuch, in das er gehustet hatte, und legte es sorgfältig zusammen. Er war nicht glücklich drüber, zog aber trotzdem mit Mary ab.
Dad nahm die Schaufel, die Dick benutzt hatte, und ging das Feuer bewachen. Ich sah noch eine hinten auf Elliots Pick-up liegen, rannte los und holte sie. Ich folgte Dad zum Feuer und fragte noch mal, was wir jetzt machen würden. Er meinte, wir könnten nicht mehr tun, als unsere Hoffnung darauf setzen, dass sich mit dem Hubschrauber das Blatt wenden würde. Er erklärte mir, dass ein paar der Jungs mit den Crofts draußen am Gum Tree waren und da das tote Vieh rausholten. Die Crofts hatten ihren Tankwagen aus Gold River geholt und am Gum Tree für Wasser gesorgt. Ich wusste, dass das echt nett von ihnen war. Wenn wir an der Ostseite unserer Station zu leiden hatten, bedeutete das nämlich, dass die Crofts an ihrer Westseite Schwierigkeiten hatten. Ich fragte Dad, ob drüben in Gold River alles okay war, und er zuckte mit den Schultern. Gut war es nicht, meinte er, aber sie hatten nicht dieselben Probleme wie wir, keine ihrer Wasserstellen oder Seen waren ausgetrocknet – noch nicht.
Die Pommie war mit rüber zum Feuer gekommen. Sie hatte sich einen Schal um den Kopf gebunden. Die Kadaverhaufen ringsherum wollte sie nicht ansehen. Mit gedämpfter Stimme sagte sie, sie würde echt gern was tun, um zu helfen. Dad meinte, das Beste, was sie tun könne, wäre, den Kessel aufzusetzen und fürs Essen zu sorgen. »Mit leerem Bauch kann keine Armee marschieren«, meinte er. Ich glaub, wir waren irgendwie im Krieg.
Dad und ich gingen immer um dieses Feuer rum, achteten darauf, dass die toten Rinder verbrannten und wir kein Buschfeuer auslösten. Ab und zu, wenn ich eine leichte Brise spürte, wurde mir schlecht. Ich hatte Angst, dass uns gar kein Vieh mehr bleiben würde, aber den Gedanken, was passieren würde, wenn es ein Buschfeuer gab, konnte ich erst recht nicht zulassen. Alles war so trocken, Feuer würde sich schneller verbreiten als die Dürre, das wusste ich.
Immer wieder kam Lloyd mit immer mehr Kadavern auf dem Schaufellader aus dem Busch. Mit jeder Ladung wuchs meine Besorgnis. Ich fragte mich, ob all unser Vieh da draußen wohl gestorben war.
Reg kam rüber und sagte, die Pommie meine, Smoko sei fertig. Dad sagte, ich solle gehen und mir was zu essen holen. Ich fand, er würde so aussehen, als ob er es nötiger habe als ich. Vermutlich hatte er die ganze Nacht nicht geschlafen.
Er lächelte und meinte, er sei okay. Einer müsse immer beim Feuer bleiben. Reg nickte, also rammte ich meine Schaufel in den Boden und ging was essen.
Es war ein komisches Gefühl, so ohne alle anderen beim Essen zu sitzen. Dad und Reg hatten beschlossen, dass es das Beste war, das Team zu teilen, damit die Wasserstellen von Gum Tree und Cockatoo Creek gleichzeitig geräumt werden konnten. Es war wichtig, dass wir die toten Rinder loswurden und so schnell wie möglich Wasser für das übrige Vieh besorgten. Reg sagte, es sei ein Rennen gegen die Zeit . Deshalb hatte Dad, als der größte Teil der Arbeit am Cockatoo Creek getan war, die Jungs rüber nach Gum Tree geschickt, damit sie die Dinge da regelten. Das hieß, nur Reg, Dad und Lloyd waren noch am Cockatoo Creek, um letzte Hand an die Gatter zu legen und die Kadaver zu verbrennen.
Während wir die Brote aßen, die die Pommie gemacht hatte, sagte keiner viel. Lloyd meinte, am Cockatoo Creek wären nun nicht mehr allzu viele Kadaver im Busch. Mir wurde klar, dass es auch nicht viele lebende Rinder geben würde – da fiel es mir schwer, mein Essen herunterzuschlucken. Ich glaub, wir wussten alle, dass es
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