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Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Titel: Es wird schon nicht das Ende der Welt sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Lewis
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erklärte, wir würden nach Gum Tree rübermüssen, um da die Kadaver wegzuschaffen. Schließlich wollten wir nicht, dass beide Wasserstellen vergiftet wurden. Dick nickte und sagte, Dad solle ihm die Aufsicht über das Feuer am Cockatoo Creek überlassen und die Jungs mitnehmen nach Gum Tree.
    Dad schüttelte den Kopf. Er sagte, das Beste wäre wohl, sie ruhten sich alle etwas aus und gingen die Sache bei Gum Tree am Morgen an. Dick guckte Ron und Greg an, und sie nickten ihm zu, als ob sie seine Gedanken lesen konnten. Sie sagten, Dick würde beim Feuer in Cockatoo Creek bleiben, Greg und Ron würden indessen am Gum Tree mit dem Aufräumen anfangen. »Du bringst Danny nach Haus und ruhst dich ein bisschen aus«, sagte Dick. Je eher wir mit den toten Rindern fertig wurden, desto früher konnten wir die lebendigen mustern. Sie mussten in die Gatter getrieben werden, wo Wassertröge standen.
    Dad sagte, ich sollte zu Mum und der Pommie in den Pick-up steigen, sie fuhren zur Farm zurück. Ich sagte ihm, ich wolle bleiben und ihm und den Jungs helfen.
    Aber er rieb sich die Augen, blinzelte in die Dunkelheit und sagte: »Morgen ist immer noch genug zu tun.«

25
    AM MORGEN MUSSTE MUM zur Arbeit, obwohl auf der Station alles schieflief. Dad war die ganze Nacht mit den Jungs draußen geblieben. Emily, Bobbie, die Pommie und ich saßen im Esszimmer beim Frühstück. Die Allemannmarmelade schmeckte nicht so süß wie sonst.
    Als das Telefon klingelte, hielten wir alle mitten in der Bewegung inne. Der einzige Mensch, der um diese Zeit anrufen würde, war Tante Ve, das wussten wir. Und ein Anruf von Tante Ve konnte nur einen Grund haben – das Baby. Bobbie ging ran, weil sie die Älteste war. Emily, die Pommie und ich standen auf und gingen in die Küche zum Mithören. Bobbie sagte: »Guten Tag, Timber Creek Station … Es ist jetzt schon unterwegs? –Gut. Ja … Okay. Ich sag es ihnen … okay … Passt auf euch auf. Tschüss.«
    Sie warf uns einen schnellen Blick zu und wechselte dann vom Telefon auf das Funkgerät, weil sie versuchen wollte, Mum zu erwischen, bevor sie ganz nach Marlu Hill gefahren war. Bobbie sprach in den kleinen schwarzen Sender: »Sue, Timber Creek an Sue, bitte kommen. Hörst du mich? Over.« Keine Antwort, nur knisternde Wüstengeräusche, deshalb versuchte sie es noch einmal. Schließlich sprudelte Mums Stimme heraus. »Erzähl schon, Bobbie«, sagte sie. »Alles okay? Over.«
    Bobbie sagte: »Du wirst zu Haus gebraucht. Over.« Mum verstand offenbar, dass Bobbie ihr damit sagen wollte, dass Sissys Baby zu früh kam, ohne dass das übrige Territory mitbekam, was los war.
    Die Pommie sagte zu Bobbie, sie werde Essen für Mum zurechtmachen, das sie auf die Fahrt nach Alice mitnehmen konnte. Emily fragte, was das sollte, Bobbie erklärte ihr also, dass Mum nach Alice fahren musste, damit sie bei Sissy sein konnte, denn das Baby war unterwegs. Emily guckte verwirrt. Bobbie sagte, Sissy brauchte Mum bei sich, wenn sie zur Geburt ins Krankenhaus ginge. Sie meinte, Mum würde nur ein paar Tage weg sein oder so. Ich war wütend, als ich das hörte. Ich konnte nichts dagegen tun. Ehe mir klar war, was ich eigentlich machte, brüllte ich: »Aber es ist Viehauftrieb – wir brauchen sie hier!« Und da fing Emily dann an zu heulen. Bobbie sah mich an und verdrehte die Augen, als sie in die Hocke ging und Emily in die Arme nahm. Bobbie sagte, jetzt müssten wir uns beide echt erwachsen benehmen, bald hätten wir nämlich eine Nichte oder einen Neffen. Zusammenreißen müssten wir uns. Es fühlte sich aber nicht so an, als ob Sissy oder ihr Gin-Baby sich zusammenreißen würden.
    Ehe wir mit dem Abwaschen unserer Frühstücksteller fertig waren, kam Mum nach Hause. Sie stürmte durch die Tür, rannte in die Küche, riss das Telefon von der Wand und rief Tante Veronica an, ohne auch nur ein Wort mit uns zu wechseln. Sie sagte dieselben Sachen, die Bobbie ein paar Minuten vorher zu Tante Ve gesagt hatte, nur Mum beendete das Gespräch mit: »Keine Sorge, Schatz, ich bin unterwegs.«
    Wir sahen Mum ins Badezimmer rennen, wo sie ihre Zahnbürste und eine Flasche Shampoo holte. Sie warf die Sachen in eine Tasche. Die ließ sie neben der Tür fallen und kam zurück in die Küche. Als Erstes funkte sie Dad an. Als er antwortete, sagte sie nur: »Derek, ich muss nach Alice. Sie sind so weit.« Nach einer Pause antwortete Dad: »Du machst Witze?« Eine Weile sagte keiner von beiden was, dann fragte Dad im selben

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