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Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Titel: Es wird schon nicht das Ende der Welt sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Lewis
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Pommie gesagt hatte. Gil schwieg. Er nickte nur mit dem Kopf. Langsam hob Dad seinen Hut vom Boden auf und klopfte den Staub ab. Die Scheinwerfer vom Pick-up waren noch an, und im Lichtschein sah er Blut auf Liz’ Lippe und fragte, ob mit ihr alles in Ordnung sei. Sie sagte, es sei ein Unfall gewesen.
    Und da sagte Dad: »Steig in den Pick-up, Danny. Sofort.« Er sah Gil an, dann wieder mich und sagte, Elliot würde mich und die Pommie zurück zur Farm bringen. Da wurde ich höllenmäßig wütend. Ich brüllte alles Mögliche herum, dass Gil es mit Sissy getrieben hatte und dass es ungerecht war. Ich wollte mit ihm und den Jungs im Camp bleiben.
    Dad kam rüber und zerrte mich an der Schulter aus dem Scheinwerferlicht weg vom Feuer. Als er mich losließ, sagte er, ich solle zuhören. Er sagte, er habe nicht die Zeit, sich zu allem anderen auch noch Sorgen zu machen, weil ich mich mit Gil prügelte, ich müsse ein einziges Mal machen, was man mir sagte. Er würde sich auf mich verlassen, morgen, wenn der Hubschrauber kam. »Willst du das verpassen?«, fragte er und sah mich scharf an. Ich schüttelte den Kopf. Er kickte den Sand, mit einer Hand auf der Hüfte legte er den Kopf zurück und guckte in den Himmel – als ob er noch nach irgendwas suchte, das er sagen konnte. Dann drehte er sich um, sah Gil und sagte: »Bist du immer noch da? Geh – geh schon. Wir brauchen deine Hilfe nicht.« Aber Elliot sagte zu Dad, wenn Gil wegen Cockatoo Creek nicht Alarm geschlagen hätte, wär Gott weiß was passiert. Gil guckte Dad an und sagte, er habe nur helfen wollen. Ich schluckte den Kloß in meiner Kehle runter. Nach ein oder zwei Sekunden guckte Dad wieder zu mir und sagte mit ruhigerer Stimme: »Du hast deine Sache hier am Feuer gut gemacht. Aber es ist spät. Du musst zurück zur Farm und dich ausruhen.« Ich war so schlau, nicht zu widersprechen.
    Auf dem Weg zum Pick-up schaute ich rüber zu Gil. Er guckte sich auch um und wir starrten uns an. Ich hörte, wie Dad zu ihm sagte: »Okay, wenn du schon mal hier bist, kannst du dich auch nützlich machen.« Und er gab ihm einen von den Spaten. Ich konnte ihn trotzdem nicht leiden. Er war ein Scheißkerl.
    Ich stieg in den Pick-up, es würde ihr leidtun, sagte die Pommie. Ich wusste, sie meinte, dass sie mich verpetzt hatte. Ich antwortete nicht. Sie sagte, sie habe Dad nur die Wahrheit gesagt. »Gil wollte nur helfen.« Als ich immer noch nicht antwortete, gab sie auf und fragte Elliot, wie die Lage in Gum Tree war. »Nicht gut«, sagte er. Liz wollte wissen, was er schätzte, wie viele tot waren. Elliot zuckte mit den Schultern. Ich glaub nicht, dass irgendjemand zählen wollte.
    Ich kann mich nicht daran erinnern, diesen Abend schlafen gegangen zu sein. Ich erinnere mich nur noch, dass ich in der Nacht etwa eine Million Mal aufgewacht bin und überlegt hab, ob es nicht Zeit war aufzustehen und wieder zum Helfen zu den Jungs zurückzugehen. Als ich aufstand, war die Pommie schon in der Küche. Mein Gesicht tat weh, da wo Gil mich getroffen hatte, und sie holte mir ein Geschirrhandtuch mit Eis drin, das ich mir auf die Backe legen konnte. Das war richtig kalt – vielleicht war mein Gesicht aber auch heiß. Schwer zu sagen. Mir fiel auf, dass ihre Oberlippe schief war. Sie war rechts dicker, wo Gil sie getroffen hatte, und da war auch eine kleine Wunde. Ich hatte ein schlechtes Gewissen deswegen. Sie fragte mich, ob ich je wieder mit ihr reden würde. Ich zuckte die Achseln und sagte: »Glaub schon.« Da lächelte sie und gab mir Toast.
    Es war komisch, an den Cockatoo Creek zu kommen. Die Kadaver waren restlos verbrannt und der Rauch hatte sich verzogen. Alles, was wir gestern gesehen und gerochen hatten, schien ein böser Traum gewesen zu sein. Wenn da nicht dieser schwarze Fleck vom Feuer in der Wüste gewesen wäre, hätte ich vielleicht geglaubt, ich wäre gerade nach einem Albtraum aufgewacht. Aber dann sahen wir die Jungs, und ich wusste, alles, was wir tags zuvor gesehen hatten, war wahr. Sie sahen total verwildert aus. Vermutlich hatte keiner von ihnen geschlafen. Sie rochen schlimmer als die Kadaver und sie waren echt dreckig. Ich schaute mich um, aber Gil war nicht da. Ich mochte Dad nicht vor den Jungs fragen, aber ich schätzte, entweder hatte er Gil in die Wüste geschickt oder Gil hatte bei Jack im Camp von den Blackfellas übernachtet. Uns mit dem Essen kommen zu sehen, munterte alle auf. Ich glaub, sie waren am Verhungern, mit dem Frühstück, das die

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