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Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Titel: Es wird schon nicht das Ende der Welt sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Lewis
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andere gelernt haben. Egal, wir rasten also neben der Herde entlang. Ich zog mich hoch und hielt nach Buzz Ausschau. Wegen dem Staub und dem Schmerz in meinem Knie konnte ich kaum atmen. Ich brauchte meinen Inhalator, aber ich traute mich nicht, den Pick-up loszulassen und ihn aus der Hosentasche zu angeln. Wenn ich ihn benutzte, würde ich ihn wahrscheinlich verschlucken, so wie die Pommie fuhr.
    Während wir dahinflogen, bemühte ich mich, den Staub aus meinen Augen rauszuhalten, ich senkte den Kopf also ein wenig. Und da wehte mein Hut einfach weg. Ich drehte mich um und sah ihn in der Staubwolke hinter mir verschwinden. Mein Hut! Es war mein guter gewesen – der, den Greg mir gekauft hatte. Jetzt blendete die Sonne mich und es war heiß am Hals und am Kopf, das machte alles noch schlimmer.
    Ich versuchte, nach Buzz Ausschau zu halten, und manchmal schien mir, ich hätte ihn gesehen. Aber alles – auch wir – bewegte sich so schnell, dass sich auf den zweiten Blick immer alles verändert hatte – ich konnte nur Rinder sehen. Ich wollte aber seinen langen Hals aus der Herde ragen sehen, damit er mich mit seinen großen braunen Augen angucken konnte. So langsam dachte ich schon, dass es keinen Sinn hatte. Wahrscheinlich war er schon totgetrampelt worden, dachte ich. Da kamen mir dann wieder die Tränen. Ich konnte sie nicht zurückhalten. Sie waren wie eine große Herde, die durch den Staub auf meinem Gesicht lief. Ich hatte zu viel Angst, den Pick-up loszulassen, um sie mir wegzuwischen – nicht mal mit einer Hand. Der Rotz lag schwer und salzig auf meiner Oberlippe. Ich starrte geradeaus in die Wüste. Das Vieh konnte ich nicht mehr anschauen. Es hatte keinen Zweck. Ich ging in die Hocke und kauerte mich auf die Ladefläche. Mein Rückgrat schlug wie eine alte Fahrradkette gegen die Fahrerkabine und ich schlang die Arme um meine Knie und weinte – so richtig.
    Als das Hämmern am Fenster wieder anfing, dachte ich, die Pommie wollte wissen, was ich machte. Mir war danach, ihr zu sagen, sie solle sich um ihren eigenen Kram kümmern, aber dann würde sie sehen, dass ich geweint hatte. Stattdessen wischte ich mir das nasse Gesicht an den verschwitzten Armen ab – und hoffte, keiner würde merken, dass ich geheult hatte.
    Als ich sie rufen hörte: »Guck, Danny! Guck doch!«, sah ich sie im Rückspiegel an. Mit der Hand zeigte sie aus dem Fenster – nach rechts.
    »Da ist Buzz – DA !«
    Ich schaute in die Richtung, in die sie zeigte, und rückte auf die rechte Seite des Pick-ups, wo ich versuchte, was zu erkennen. Da waren Herefords und ein paar Brahmans, aber ein Kamel sah ich nicht. Ich dachte, sie hätte den Höcker von einem Brahman mit Buzz verwechselt. Dann schien alles wie in Zeitlupe abzulaufen, denn da war er, direkt vor uns. Seine langen, dünnen Beine arbeiteten wie Kolben, damit er auch ja mit der Herde mithielt. Er machte lange Schritte und sein Hals bewegte sich – reckte sich nach vorn und zurück. Dann verschwand er. Ich sprang auf und starrte, so sehr ich konnte. Ich wollte ihn noch mal sehen, um auch sicher zu sein, dass er es wirklich war. Ein paar Sekunden vergingen, und ich dachte schon, er wäre nicht wirklich gewesen. Dann tauchte er aber wieder auf, und ich hatte Gewissheit, er war es, deshalb schrie ich, so laut ich konnte: » BUZZ ! HIERHER , BUZZ ! BUZZ  – KOMM HER !« Einen Moment lang sah ich ihn, im nächsten war er hinter einer dicken Kuh oder einem Stier verschwunden. Jedes Mal wenn er abtauchte, hatte ich Angst, er wäre gefallen. Ich sagte der Pommie, sie solle nach rechts fahren. Sie bog ganz plötzlich ab und ich fiel wieder hin. Ich hatte keine Zeit, mich drüber zu ärgern, ich musste aufstehen und Buzz finden.
    Ein paar Sekunden brauchte ich, bis ich das Gleichgewicht wiederhatte, aber als ich dann aufgestanden war, konnte ich es nicht fassen … Buzz war keine zehn Meter von mir entfernt. So laut ich konnte, rief ich nach ihm, und da sah er mich dann. Unsere Blicke schienen sich zu treffen, und er machte den Mund auf, als würde auch er meinen Namen rufen. Ich rief ihn immer wieder, bis schließlich zwischen einer Kuh und ihrem müden Kalb eine Lücke entstand. Und da bewegte Buzz sich dann aus der Herde heraus und lief auf mich zu. Er schwang die Beine so kräftig – besser als jeder Sieger beim Rennen um den Pokal von Melbourne. Ich wedelte mit den Armen und brüllte noch mal, als wir über einen Huckel flogen. Ich klammerte mich an die Seite vom

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