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Es wird Tote geben

Es wird Tote geben

Titel: Es wird Tote geben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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mir selten einen Grund gegeben, dir irgendwas zu glauben“, erwiderte Schäfer, der immerhin der Hauptverantwortliche für Wolkingers insgesamt neunzehn Jahre hinter Gittern war. Diebstahl, Einbruch, Raub, Körperverletzung – hier saß kein Geistesverwandter Mahatma Gandhis.
    „Ah, Schwamm drüber, jeder macht Fehler … aber das da!“, Wolkinger riss eine der Teepackungen auf und hielt sie Schäfer hin, „das ist das Gute und Wahre … riech einmal!“
    „Ja … Verbene, Minze und sonst noch was … und jetzt? Ich kaufe dir sicher nichts ab.“
    „Na, wo kämen wir denn da hin … das ist ein Geschenk … besser gesagt ein Promotion-Package, mit dem ich meine Biolinie dem öffentlichen Dienst schmackhaft machen will. Schau her, Major: Kaffee und Limo saufen, rauchen und sich aufregen … das ist es, was den Alltag eines Polizeibeamten bestimmt … das ist ungesund und führt in die Frühpension, enorme Schäden, die der Volkswirtschaft da entstehen … und da komme ich ins Spiel: Wolkinger 7, Tees und Kräutermischungen für einen gesunden Lebensstil. Fit & Fröhlich mit Zitronengras, Verbene und Krauseminze … Lavendel, Hopfen und Melisse im Raus & Ruhe …“
    „Ruhe!“, sagte Schäfer, als das Telefon läutete.
    „ … Herr Oberst … Danke, danke … Sind Sie … Natürlich, stets zu Diensten … Wenn die Hunnen nicht einfallen, bin ich hier … Ich mich auch … Bis bald, Herr Oberst.“
    „Was ist? Tanzt der Kamp an?“, fragte Wolkinger ganz ohne Keilerton.
    „Weil ich dem so in den Arsch kriechen würde … Der Warstätter schaut am Nachmittag vorbei … Landespolizeikommandant Oberst Warstätter … wie ich mich freue …“
    „Hast du was ausgefressen, Major?“
    „Geht dich überhaupt nichts an“, Schäfer sah einen Augenblick durch Wolkinger hindurch, „du willst also deine Kräutermischungen an öffentliche Ämter verkaufen, oder?“
    „Sicher … mein Beitrag zur Volksgesundheit.“
    „Verstehe … da könnte ich dir sicher helfen, mit meinen Beziehungen.“
    „Was willst du, Schäfer?“ Wolkingers Verkaufseuphorie war angesichts Schäfers unerwarteter Zusage schlagartig zusammengebrochen und hatte einem argwöhnischen Ton Platz gemacht.
    „Ach, nur eine Kleinigkeit … ein Beitrag zur Volkssicherheit … Hast du dein Werkzeug im Auto?“
    „Ich will meinen Anwalt sprechen“, Wolkinger seufzte, „worum geht’s?“
    „Kostet dich fünf Minuten, schau her“, Schäfer drehte seinen Bildschirm um neunzig Grad, „in der Straße da ist die Tiefgarage von den Stadtwerken … die Kameras können dir egal sein, die warten noch auf Genehmigung.“
    Viertel vor zwölf verließ Schäfer sein Büro, stellte Wolkingers Karton auf den Besprechungstisch und trommelte mit den Fingerknöcheln auf die Tischplatte.
    „Zur freien Entnahme: wohltuende Tees aus biologischem Anbau aus dem Weinviertel … wenn ihr mehr davon wollt, liegt eine Karte drinnen mit E-Mail und Telefonnummer“, er stellte sich neben Auer, „Verkehrskontrolle … vamos!“
    „Wer war das?“, wollte Auer wissen, als sie im Auto saßen.
    „Wolkinger? Ein alter Stammkunde aus Wien.“
    „Und der bringt Ihnen Tee?“
    „Den baut er selber an … Nach seiner letzten Entlassung ist er auf den Hof seiner Eltern zurück, hat irgendeine Schule fertig gemacht, die er mit achtzehn abgebrochen hat, und jetzt: Kräuterhexe Wolkinger.“
    „Da sieht man wieder, was das Gefängnis aus einem Menschen machen kann …“
    Schäfer warf ihr einen fragenden Blick zu und musste grinsen.
    „Da … hinter dem Kreisverkehr stellen wir uns auf.“
    „Ich glaube kaum, dass da einer zu schnell fährt“, warf Auer ein.
    „Es handelt sich mehr um … eine taktische Maßnahme.“ Schäfer sah auf die Uhr am Armaturenbrett. Punkt zwölf. Vielleicht spielte das Glück auch noch mit.
    Während Auer nach Gutdünken Fahrzeuge herauswinkte, Papiere und die Sicherheitsausrüstung kontrollierte und zweimal das Alkoholvortestgerät zum Einsatz brachte, stand Schäfer an den Wagen gelehnt und behielt die Tiefgaragenausfahrt der Stadtwerke im Auge. Um zwanzig nach zwölf verließ ein schwarzer BMW die Garage, bog in die Hauptstraße ein und fuhr auf den Kreisverkehr zu.
    „Den mache ich.“ Schäfer nahm Auer die Kelle ab und trat auf die Straße.
    „Nach dem Mittagessen müsst’s kontrollieren, nicht davor“, meinte Haidegger grinsend, während er Führerschein und Zulassung aus dem Handschuhfach holte. Schäfer beugte sich vor und schnüffelte

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