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Es wird Tote geben

Es wird Tote geben

Titel: Es wird Tote geben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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…“
    „Wer ist eigentlich auf die Idee gekommen, in dieser Gegend hier zu drehen?“ Schäfer stand auf und ging zur Espressomaschine. „Kaffee, Tee, Wasser, Wein?“
    „Oh … ein Glas Wein, wenn Sie einen offen haben.“
    „Weiß oder rot?“
    „Lieber weiß, aber nur …“
    „Ich habe sogar einen deutschen Riesling da … Reichsrat von Buhl, Herrgottsacker.“
    „Aus des Führers privatem Nachlass?“
    „Spotten Sie nicht … der deutsche Moselwein wird gerade in Österreich allzu oft unterschätzt“, Schäfer reichte seinem Gast ein volles Glas und goss sich selbst eine Tasse Tee auf – Fit & Fröhlich von Wolkinger.
    „Wirklich gut … Sie trinken nichts?“
    „Ich bin im Dienst … außerdem schaut mein Chef demnächst vorbei … also, wer hatte die glorreiche Idee für einen Film in dieser einzigartigen Naturlandschaft?“
    „So übel finde ich es hier nicht“, Sanders zuckte mit den Schultern, „meistens zahlen die Länder und Gemeinden einen Zuschuss … außerdem hat der Lehnhart eine Firma in Tschechien, da bekommt er billige Leute für den Kulissenbau und die Hilfsarbeiten, die sind in zwei Stunden hier … und Erik, unser Regisseur, der steht auf solche Gegenden und die Leute hier … unverbraucht sagt er dazu.“
    „Unverbraucht, verstehe … und Sie gehören zu den hochbezahlten Kreativen.“
    „Denkste, aber so schlecht ist die Kohle auch nicht … wenn man nicht in Stunden rechnet … und die öden Drehs … aber besser als Hartz IV.“
    „Und auf Kosten der Steuerzahler leben … wie ich zum Beispiel“, sagte Schäfer und warf einen Blick in das Drehbuch. „ … bei einem adventure incentive verunglückt der vermögende Unternehmer Heinrich Stettner tödlich. Auf den ersten Blick sieht alles nach einem Unfall aus und die örtliche Polizei … Okay, ich verstehe, was Sie meinen … Was schreiben Sie denn sonst?“
    „Kriminalromane“, Sanders lächelte verlegen, „aber die wollen Sie sicher auch nicht lesen.“
    „Wieso nicht?“
    „Als Mann vom Fach … Was uns der Bürgermeister erzählt hat, waren Sie in Wien eine große Nummer bei der Mordkommission.“
    „Eine große Nummer … na ja … ich war lange dabei.“
    „Und warum sind Sie jetzt hier … ich meine …“
    „Da, wo sich nur in Ihren Drehbüchern jede Woche ein mysteriöser Todesfall ereignet?“
    „Ja, so ähnlich.“
    „Die Wege des Herrn …“, Schäfer verlor sich für eine Minute in seinen Gedanken, „das Leben schreibt eben … Moment“, das Telefon läutete. Friedmann, der ihm mitteilte, dass der Landespolizeikommandant eben eingetroffen war.
    „’tschuldigung für den abrupten Abbruch, der big boss ist da.“ Schäfer nahm die halbvolle Flasche Wein und wickelte sie in eine Zeitung. „Nehmen Sie … damit das Heimweh erträglicher wird.“
    „Keine Sorge, ich bin aus Düsseldorf“, erwiderte Sanders, „aber vielen Dank … lange keinen so guten Wein mehr getrunken … auf Wiedersehen, Herr Major.“
    „Vielleicht kommen Sie einmal bei mir zu Hause vorbei … dann lasse ich Sie einen guten Österreicher kosten und wir reden … worüber auch immer.“
    „Sehr gerne sogar.“ Sanders wirkte überrascht. „Hier habe ich … meine Karte …“

10.
    Samstag. Nach einem zweiwöchigen Hoch, das neben außerordentlich hohen Temperaturen auch überdurchschnittlich viele Hitzköpfe mit Raufhändeln, Ruhestörungen und Alkofahrten mit sich gebracht hatte, war die Temperatur plötzlich um zehn Grad gefallen. Die Wolken hingen tief, immer wieder weinten kurze, aber heftige Regenschauer herab. Ein paar Minuten hatte Schäfer im Bett liegend überlegt, sich dieser Stimmung zu ergeben. Den ganzen Vormittag schmalzige Schwarzweißfilme zu schauen und fettige Lebensmittel in sich zu stopfen. Dann war er in den englischen Regenmantel aus gewachster Baumwolle geschlüpft, den Bergmann ihm zum Abschied geschenkt hatte, und zu einer Morgenwanderung aufgebrochen. Drei Stunden später hatte er in einem Kaffeehaus das Kaiser-Frühstück verzehrt, ein paar Runden im Lesezirkel gedreht und sich anschließend auf den Heimweg gemacht.
    Auf dem Treppenabsatz vor der Haustür saß Inspektor Schreyer, klatschnass, neben sich eine leere Saftflasche sowie einen Stapel zerklaubter Tageszeitungen. Und da jener nach Schäfers Erfahrung kein Schriftstück weglegte, ohne jedes einzelne Wort gelesen und überdacht zu haben, war er schon mindestens zwei Stunden hier.
    „Steht da irgendwas drin über die Erfindung des

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