Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es wird Tote geben

Es wird Tote geben

Titel: Es wird Tote geben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
Vom Netzwerk:
ins Wageninnere. Raumspray Ozeanbrise und Erbrochenes.
    „Pfuh, streng … ist Ihnen während dem Fahren schlecht geworden, Herr … Haidegger?“
    „Mir? Wieso? … Ah, wegen dem … ja, das stinkt schon noch … aber das war eine Beifahrerin, die … der ist schlecht geworden und einen Teil hat leider das Auto abbekommen.“
    „So was … Erste-Hilfe-Kasten, Warnweste … alles dabei?“
    „Sicher.“ Haidegger entriegelte den Kofferraum, stieg aus und ging nach hinten. „Das gibt’s ja nicht“, meinte er nach einer Minute erfolglosen Suchens und nahm sein Handy. „Dani … hast du den Verbandskasten und das Warndreieck aus dem Auto? … Ja wieso weiß ich auch nicht, aber es ist nichts mehr drinnen … Blödsinn, wer soll das stehlen … Nein, eine Fahrzeugkontrolle habe ich … Na, nur Routine … Ja, bis gleich, Bussi.“
    „Gar nicht gut“, Schäfer warf einen Blick auf die Rückbank und hieb dann mit der flachen Hand ein paar Mal aufs Autodach, was BMW -Fahrer erfahrungsgemäß nicht sehr schätzten. „Stellen Sie sich vor, Ihre Beifahrerin erbricht sich während der Fahrt, Sie verreißen das Steuer … da wäre die Sicherheitsausrüstung unter Umständen sehr hilfreich.“
    „Die …“, Haidegger räusperte sich, „ich habe keine Ahnung, wo die Sachen hingekommen sind …“
    „Haben Sie Ihren Wagen in letzter Zeit einmal unbeaufsichtigt abgestellt? Auf einem Parkplatz, mitten in der Nacht?“
    Schäfer sah Haidegger in die Augen, auf die Pupillen, die sich etwas weiteten, auf die Halsschlagader, die sichtbar pochte, auf die Finger, die sich zur Faust krümmten. Offenbar war der Groschen gefallen.
    „Gut … als mein persönliches Einstandsgeschenk an Sie belasse ich es bei einer Verwarnung“, Schäfer legte die rechte Hand aufs Holster, „und vertraue darauf, dass Sie sich in Zukunft gewissenhaft an alle gesetzlichen Vorschriften halten … zur allgemeinen und Ihrer eigenen Sicherheit …“
    „Sicher.“ Haidegger stieg ohne einen weiteren Kommentar in den Wagen, warf Auer einen bösen Blick zu und fuhr davon.
    „Wieso übernehmen Sie eigentlich Verkehrskontrollen?“, fragte Auer auf der Rückfahrt leicht mürrisch.
    „Hm … um den Kontakt zur Bevölkerung nicht zu verlieren?“
    „Genau … und warum kontrolliere ich zwölf Fahrzeuge und bei keinem fehlt was … dann fischen Sie einen Einzigen heraus und …“
    „Erfahrung … Intuition … und Zufall“, erwiderte Schäfer gut gelaunt und klopfte sich virtuell auf beide Schultern, weil er das Problem Haidegger so elegant und ohne Fingerbrüche gelöst hatte – glaubte er zumindest.

9.
    Im Postfach lag eine Musik-CD, die ihm seine Nichte aus Salzburg geschickt hatte. Etwa alle zwei Monate kam so ein Kuvert, erinnerte Schäfer daran, dass die Tochter seines Bruders sein Patenkind war und verschaffte ihm ein schlechtes Gewissen, weil er die Anrufe, die er sich regelmäßig vornahm, immer wieder verschob. Bis Lisa ihn mit einer Sammlung verwunderlicher Lieder darauf aufmerksam machte, dass es eine Welt außerhalb des Berufs und des eigenen verworrenen Gehirns gab. Eine Welt, in der sich Familienmitglieder, Freunde, kulturelle Kostbarkeiten und viele andere angenehme Erscheinungen tummelten, die manche Härten des Lebens abfederten, wenn sie es nicht sogar im Fall des freien Falles retten konnten, wie man hörte. Er legte die CD ein.
    When the night wind softly blows through my open window
    Then I start to remember the girl that brought me joy
    Now the night wind softly blows sadness to tomorrow
    Bringing tears to eyes so tired
    Eyes I thought could cry no more.
    Jössas, murmelte Schäfer und drehte die Lautstärke nach oben, bis Plank sich auf der anderen Seite der Scheibe in seine Richtung wandte. Das war Anthem von Deep Purple. Als er dieses Lied das letzte Mal gehört hatte, waren in seinem Blut mehr Liebeskummerhormone und THC geschwommen als Hämoglobin. Er wartete bis zum Schluss des Liedes, legte die Füße auf den Tisch und rief seine Nichte an.
    „Mädel … geht’s dir gut? … Wenn du schwermütig bist, sagst du es mir, ja? Nichts, das sich durch ein Gespräch mit Onkel Johannes … Nein, ich habe nicht gekifft, ich bin Polizist, schon vergessen … Nein, nur weil ich deine CD bekommen habe und … Ja, gefällt mir … aber wie kommst du zu … Was heißt, du hast jetzt gerade keine Zeit, ich bin dein Pate und zudem Major im Dienste der … Ja, schon klar … Wann kommst du mich besuchen? … Jederzeit, ich habe einen

Weitere Kostenlose Bücher