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Es wird Tote geben

Es wird Tote geben

Titel: Es wird Tote geben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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Kreuzfahrt, noch erholte er sich im Krankenbett von einer Operation – also war ein zehn Jahre zurückliegender Vermisstenfall nicht gerade das, was ihn tatendurstig in die Hände klatschen ließ.
    Also Tagesgeschäft – zum Beispiel das Scheusal, das die aufmüpfige der beiden Windreiter-Schwestern in seinem Auto dazu bewegen hatte wollen, ihm einen herunterzuholen. Günther Haidegger: eine Anzeige wegen Raufhandel, eine wegen Sachbeschädigung, eine wegen Körperverletzung, eine wegen sexueller Nötigung – zweimal außergerichtlicher Vergleich, einmal eine Geldstrafe, einmal Verfahren niedergelegt wegen Unglaubwürdigkeit der klagenden Partei. Dazu ein paar Verwaltungsstrafen und ein Vermerk wegen Marihuana-Konsum vor fünfzehn Jahren, der eigentlich längst gelöscht hätte werden müssen. Seit zwölf Jahren war Haidegger nicht mehr straffällig geworden, arbeitete als Elektriker bei den Stadtwerken, verheiratet, ein Kind, seit fünfzehn Jahren im Eishockeyverein, ebenso lange bei der Freiwilligen Feuerwehr. Durchschnittlicher ging es wohl nicht: ein Mann, der in jungen Jahren seine Hörner an die üblichen Begrenzungen des Lebens gestoßen hatte, dann domestiziert und ein braver Steuerzahler geworden war. Schicksal, Dummheit oder Blackout, dass das alte testosterongefütterte Biest gerade dann die Käfigtür aufstößt, als ein siebzehnjähriges Mädchen in Minirock und knappem Tank-Top nach Mitternacht ins Auto steigt.
    Schäfer nahm seinen Gummiball und warf ihn ein paar Mal an die Wand gegenüber. Er hatte sich da in etwas hineinmanövriert, das ihm nicht behagte. Sicher, die Ausführungen der beiden Schwestern waren stimmig, Haidegger hatte sich eines strafrechtlichen Vergehens schuldig gemacht – die Drecksau hatte eine Minderjährige gegen ihren Willen bumsen wollen. Aber ohne entsprechende Anzeige … wollte, durfte er nichts tun, „verdammt“, murmelte er, versuchte einen komplizierten Vier-Banden-Wurf und erblickte, als er den Ball suchen ging, durch die Scheibe: Wolkinger! Bestimmt zwanzig Kilo leichter, braun gebrannt und in einem hellgrauen, perfekt sitzenden Anzug – seriös gekleidet hatte Schäfer den Mann immer nur vor Gericht gesehen –, aber das war ohne Zweifel Wolkinger, der sich nun mit einer bunt bedruckten Schachtel unter dem Arm Schäfers Büro näherte.
    „Leg die Schachtel langsam auf den Boden, dann mit dem Gesicht zur Wand und die Hände auf den Kopf“, empfing Schäfer seinen Besucher und umfasste dabei den Griff seiner Dienstwaffe, die auf dem Schreibtisch lag.
    „Major … du Urviech!“ Wolkinger lachte laut, stellte die Schachtel ab und breitete die Arme aus. „Wie lange ist das jetzt her!?“ Der Mann dachte offensichtlich keinen Augenblick daran, dass Schäfer seine Aufforderung ernst meinte.
    „Wenn ich schlecht träume, gehört deine Visage meistens dazu … auch wenn ich dich als fetten Sack in alten Fetzen in Erinnerung habe … Wo hast du die Sachen gestohlen? Und wer hat dich ein halbes Jahr bei Wasser und Brot in einem Solarium eingesperrt?“
    „Schäfer, mein liebster Exekutiver überhaupt … wie geht’s dir?“
    „Du hast getrunken … Bist du mit dem Auto gekommen?“
    „Ah … drei Pfiff und zwei Schnapserl“, Wolkinger hielt sich die Faust vor den Mund und rülpste verhalten, „ganz ohne kannst du in Österreich kein erfolgreiches Verkaufsgespräch führen.“
    „Verkaufsgespräch … Hehlerei ist immer noch strafbar.“
    „Geh bitte, Herr Major, halten wir uns nicht in der Vergangenheit auf … Wer nicht den Augenblick lebt, dem ist auch keine freudige Zukunft gegönnt.“
    „Hat dich irgendeine Sekte erwischt?“ Schäfer stand auf und ging zur Kaffeemaschine. Erstens, um sich und Wolkinger einen Espresso zu machen. Zweitens, um diesen nicht sehen zu lassen, dass sein Erscheinen ihm mehr Freude bereitete, als er es sich bei einem ehemaligen Dauergast der Justizanstalt Josefstadt erlauben wollte.
    „Schau her!“ Wolkinger stellte die mitgebrachte Schachtel auf den Schreibtisch und öffnete sie. Zum Vorschein kamen vier mit Kräutern gefüllte Zellophansäckchen und drei kleine Schachteln. Schäfer nahm den Deckel zur Hand und las:
    „Wolkinger 7 – Wohlfühlen mit himmlischen Genüssen aus dem Weinviertel … Du hast es tatsächlich durchgezogen und den Hof von deinen Alten umgestellt … Kompliment.“
    „Ja! Und das Geschäft läuft wie eine Sau, der du eine Fackel an den Arsch hältst! Das hast du nicht geglaubt, oder?“
    „Du hast

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