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Es wird Tote geben

Es wird Tote geben

Titel: Es wird Tote geben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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Haus, Schäfer folgte ihm. „Sie wird schon ihre Gründe gehabt haben … außerdem: Zeigen Sie mir einmal Eltern, die so gut zu ihren leiblichen Kindern sind wie Mama und Papa zu mir waren!“
    „Entschuldigung“, meinte Schäfer sanft, insgeheim zufrieden, bei Graber doch noch Emotionen zu sehen.
    „Schon gut.“ Graber ging in die Küche und begann den Geschirrspüler auszuräumen. „Ich muss jetzt gleich ein paar Sachen erledigen, Arbeit …“
    „Ich finde allein hinaus.“ Schäfer nahm seine Jacke und wartete, dass Graber sich umdrehte. Was nicht passierte. „Danke für den Tee.“
    „Gerne.“
    Schäfer ging zum Auto, sah durch die Seitenscheibe die schlafende Katze, beobachtete eine Weile ihren rasch sich hebenden und senkenden Bauch – war das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Er drückte seine Stirn an die Scheibe, dachte an Bergmann: So verrückt Ihre Handlungen oft waren, am Ende haben wir dann doch meistens einen in die Zelle stecken können … Er drehte den Autoschlüssel in der Hand, steckte ihn in die Hosentasche und machte kehrt.

39.
    „Braucht die Polizeischutz?“, fragte Hornig grinsend, als Schäfer mit der Katze im Arm den Posten betrat.
    „Sie hat gerade einen Briefträger angegriffen und lebensgefährlich verletzt … offenbar hasst sie Uniformen“, erwiderte Schäfer, was seinem Kollegen einen fast bedrohlichen Lachanfall verursachte.
    Die Stunden bis zum Abend ließ er gewähren, wie er es in Wien so oft gemacht hatte, wenn er selbst verschuldet mit dem Rücken zur Wand stand: Ach, Tag, grins mich an und spuck mir ins Gesicht, dreh mir den Arm auf den Rücken, Hauptsache, du gehst vorbei.
    Kurz vor sechs bestellte er Plank in sein Büro und teilte ihm mit, dass er Selbstanzeige erstatten wolle.
    „Gegen wen?“
    „Selbst. Anzeige … Ich. Mich. Selbst.“
    „Aber wegen was?“ Plank fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut.
    „Nötigung, Einschüchterung, schwere Drohung, leichte Körperverletzung …“
    „Gegen wen?“
    „Simon Graber.“
    „Den das LKA vernommen hat?“
    „Richtig.“
    „Was hat er Ihnen getan?“
    „Nichts.“
    „Aber irgendwas muss …“
    „Ich habe ihn aufgesucht … ich hatte ein Blackout … keine Ahnung, was in mich gefahren ist.“
    „Vielleicht hat er irgendwo hingelangt und Sie haben geglaubt, er greift zu einer Waffe …“
    „Was für eine Waffe? … Plank, ich habe mit ihm geredet, bin gegangen, noch einmal zurück, habe ihn an die Wand geknallt und versucht, ein Geständnis herauszupressen.“
    „Aber …“, Plank sah Schäfer verständnislos an, „das kann ernste Folgen für Sie haben …“
    „Weiß ich … nicht das erste Mal.“
    „Wie Sie meinen, Herr Major …“
    Schäfer glaubte fast an eine Vision, als Bergmann kurz vor acht in den Garten kam, an den Tisch trat und eine prall gefüllte Leinentasche abstellte.
    „Was ist? Kein Jubelschrei, kein Begrüßungskuss, gar nichts?“
    „Bergmann, mit Ihnen habe ich heute nicht gerechnet …“
    „Lassen Sie mich halt auch einmal spontan sein … Was ist? Soll ich wieder gehen?“
    „Nein!“ Schäfer stand auf und sah sich suchend um.
    „Ich hab was zum Essen mitgebracht.“ Bergmann warf Schäfer einen Blick zu, wie Eltern ihn für ihre Kinder haben, wenn sie glauben, diese stünden unter Drogen. „Thailändisch.“
    „Sehr gut, ich bin eh hungrig wie ein Wolf.“
    „Soll ich es vielleicht aufwärmen auch noch?“
    „Ich geh ja schon …“
    „Ihnen ist wirklich nicht zu helfen“, befand Bergmann, nachdem Schäfer ihm von seinem Besuch bei Simon Graber erzählt hatte.
    „Ich weiß … aber wer hat gestern noch von der Bedeutung verrückter Handlungen geschwärmt, hä?“
    „Geschwärmt habe ich sicher nicht … das war mehr wie ein helfendes Seil in den tiefen Brunnen Ihrer Verzweiflung als …“
    „Was?“, Schäfer lachte auf, „Seil in den Brunnen meiner Verzweiflung? … Haben Sie jetzt Rainer Maria Rilke als Assistenten?“
    „Sagt ausgerechnet der König des selbstmitleidigen Pathos“, murmelte Bergmann, „egal … aber Sie wissen selbst, dass diese Aktion inhuman und völlig idiotisch war … von Ihrer Verantwortung als Polizist will ich erst …“
    „Jaja“, unterbrach Schäfer seinen ehemaligen Assistenten, stand auf und ging zum Holunderstrauch, „ich hatte eben ein Blackout. Ich schwöre Ihnen, dass ich nicht in der Absicht hingefahren bin, ihn einzuschüchtern.“
    „Und warum ist es dann so weit gekommen? Hat die Katze Tollwut

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