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Es wird Tote geben

Es wird Tote geben

Titel: Es wird Tote geben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
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keinen einzigen Fleck.
    „Der ist schön, oder?“, sprach Graber in ihr beider Spiegelbild hinein.
    „Von Ihren Eltern?“
    „Nein, habe ich gekauft“, Graber drehte sich ab, „die Schuhe können Sie ruhig anlassen.“
    „Danke.“ Schäfer gelang es nicht, seinem Gastgeber zu folgen. War hier zu wenig Sauerstoff? Oder war es diese schon aufdringliche Stille, die ihn so beklommen machte?
    „Fühlen Sie sich nicht gut?“ Graber, der bereits ins Wohnzimmer vorausgegangen war, kehrte zurück und legte Schäfer die Hand auf den Unterarm.
    „Doch, doch … kann ich ein Glas Wasser haben?“ Schäfer schlüpfte zügig aus seiner Jacke, packte sie in die linke Hand und drängte sich an Graber vorbei.
    „Natürlich … möchten Sie vielleicht einen Kaffee, oder einen Tee?“, fragte Graber über die Anrichte hinweg, die den Küchenbereich vom Wohnzimmer trennte.
    „Gerne.“ Schäfer setzte sich auf die beige Couch, stand wieder auf und nahm am Esstisch Platz.
    „Gerne Kaffee oder gerne Tee?“
    „Wie? Ach so, Tee.“
    „Schwarz, grün, Kräuter …“
    „Überlasse ich Ihnen.“
    Auf einem Tablett brachte Graber eine schwarze gusseiserne Kanne, zwei henkellose Teeschalen aus feinem Porzellan und drei Untersetzer, die mit japanischen Tuschzeichnungen versehen waren.
    „Sehr geschmackvoll“, meinte Schäfer und legte die Hände auf die Oberschenkel, während Graber den Tisch deckte.
    „Ja, meine Mutter … also Sieglinde, die war so eine Teebegeisterte … und ich …“
    „Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?“
    „Vor … vor zwei Jahren war sie hier … mit ihrem Mann.“
    „Und Sie kümmern sich um das ganze Haus?“ Schäfer nippte an seinem Tee. Er hatte Lust zu rauchen. „Ist ziemlich viel Arbeit, mit dem Garten …“
    „Ja, aber das mache ich gern“, Graber stand auf und kam mit einem Aschenbecher wieder, „ist ein guter Ausgleich zum Bildschirm.“
    „Stört es Sie nicht?“ Schäfer hielt seine Zigarettenpackung hoch.
    „Nein, überhaupt nicht, Laura raucht ja auch …“
    „Sie nicht?“
    „Gelegentlich … darf ich?“
    „Sicher.“ Schäfer gab Graber Feuer, dann rauchten sie schweigend ein paar Züge.
    „Schon seltsam, in was ich da hineingeraten bin, oder?“, meinte Graber dann lächelnd.
    „Na ja … Sie nehmen es eh sehr gelassen …“
    „Finden Sie?“
    „Sicher … ich verhafte Sie bei der Arbeit, verhöre Sie stundenlang, dann kommen meine Kollegen vom LKA … da habe ich schon Leute wegen weniger ausrasten sehen.“
    „Ja? … Ich weiß nicht.“ Graber schenkte Schäfer Tee nach. Hatte er denn schon getrunken? „Irgendwie ist es ja auch aufregend, oder?“
    „Ganz schön kühn, diese Todesfälle als aufregend zu bezeichnen“, Schäfer hob die Tasse zum Mund und schnupperte so unauffällig wie möglich hinein, „und Ihre Schwester? Die hätte tot sein können …“
    „So habe ich das nicht gemeint.“
    „Sie sind mir unheimlich.“ Schäfer stand auf, öffnete die Terrassentür, zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch hinaus.
    „Wieso?“ Graber stand ebenfalls auf und räumte den Tisch ab. Bevor er sich zu Schäfer gesellte, drückte er auf eine Fernbedienung am Couchtisch.
    „Die Goldberg-Variationen .“ Schäfer lächelte und schüttelte leicht den Kopf.
    „Mögen Sie keine klassische Musik?“
    „Doch, sicher, Bach kann ich immer hören …“
    „Wieso bin ich Ihnen unheimlich?“ Graber setzte sich auf die Steinfliesen an der Hauswand und begann, das Muster auf den Platten mit dem Daumennagel nachzufahren.
    „Wegen dieser Kalt-Warm-Mischung.“ Schäfer stellte sich nun ebenfalls ins Freie. „Sehr herzlich auf der einen Seite, irgendwie völlig teilnahmslos auf der anderen … finden Sie nicht?“
    „Weiß nicht … ist vielleicht meine Art …“
    „Waren Sie schon einmal in therapeutischer Behandlung?“
    „Wegen meiner Mutter meinen Sie?“
    „Zum Beispiel, ja, wegen dem, was Sie mit Ihnen gemacht hat …“
    „Sie hätte mich auch in einer Bahnhofstoilette liegen lassen können, oder?“
    „Ja“, Schäfer zuckte mit den Schultern, „also fragen Sie sich nie, wer sie ist, was sie jetzt macht, warum sie nie Kontakt aufgenommen hat …“
    „Und wenn? Was würde das ändern?“ Grabers Stimme klang nun brüchig.
    „Keine Ahnung … aber mit Ihren Fähigkeiten am Computer, da wäre so eine Suche doch sicher nicht so ein Aufwand, oder?“
    „Warum reden wir jetzt über meine Mutter?“ Graber stand auf und ging ins

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