Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es wird Tote geben

Es wird Tote geben

Titel: Es wird Tote geben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Haderer
Vom Netzwerk:
und Sie gebissen?“
    „Ist das möglich?“ Schäfer sah Bergmann erschrocken an.
    „Eher umgekehrt“, Bergmann schüttelte den Kopf, „ich nehme an, dass Sie ganz einfach die Beherrschung verloren haben, nachdem er sie hat auflaufen lassen …“
    „Nein, es war anders“, Schäfer zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch zu den Sternen, „ehrlich gesagt hat er mir Angst gemacht … kurzzeitig habe ich sogar geglaubt, dass er meinen Tee vergiftet hat … und dann hat er auch noch Bachs Goldberg-Variationen gespielt!“
    „Er hat Klavier gespielt?“
    „Blödsinn … über die Anlage halt.“
    „Und was ist daran so verwerflich?“
    „Erinnern Sie sich nicht an Schweigen der Lämmer ? Lecter in diesem Riesenkäfig im Hotel, wo ihm die beiden Wachmänner das Essen bringen? Bereit, wenn Sie es sind, Sergeant Henry? Da spielt Lecter auf seinem Kassettenrekorder die Goldberg-Variationen !“
    „Ich bitte Sie … lassen Sie einen Zufall einfach einmal einen Zufall sein … Sie haben im Büro oft genug Bach gehört, ohne dass ich Angst gehabt hätte, dass Sie mich demnächst abschlachten.“
    „Es geht ja mehr ums Prinzip, egal … aber wenn Sie das Haus gesehen hätten, diese Einrichtung, dann dieses Teeritual mit den japanischen Tassen …“
    „Vielleicht ist er schwul.“
    „Nein, das hätte ich sofort erkannt.“
    „Genau … wie lange haben Sie denn bei mir gebraucht?“
    „Das beweist nur, dass ich einen neuen Kollegen unvoreingenommen empfange.“
    „Unbedingt … was hat denn Doktor Hofer gemeint?“
    „Woher wissen Sie, dass ich bei ihm war?“
    „Sie waren in Salzburg, haben mir ein Bild vom Zwergerlgarten geschickt, genau wie damals … so weit kenne ich Sie schon, dass Sie nicht spontan nach Salzburg fahren, um Japaner zu besichtigen …“
    „Hmch … ja, ich war bei ihm“, murrte Schäfer.
    „Und? Hat er Ihnen geraten, Ihre Medikamente wieder zu nehmen? … ’tschuldigung, das war taktlos.“
    „Nein, zusammengefasst hat er gemeint, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass Graber einen ordentlichen Dachschaden hat, Borderline vielleicht und …“
    „Vielleicht“, unterbrach Bergmann.
    „Ja was! Darf ich ihn zwangseinweisen und untersuchen lassen? Es gibt einen anonymen Hinweis auf ihn, er hat alle drei Mädchen gekannt, er kennt sich mit Computern aus, er ist schon einmal wegen Weitergabe angezeigt worden, er war im Keller von Doktor Kettner … außerdem: Sie hätten ihn sehen sollen, wie er auf das alles reagiert! Völlig ungerührt! Dass es irgendwie aufregend ist …“
    „Was ist denn mit diesen Filmleuten?“, wollte Bergmann wissen, nachdem Schäfer mit einer Kanne Tee zurückgekommen war. „Vielleicht steckt Graber ja mit Sanders unter einer Decke …“
    „Sanders?“, Schäfer hielt für ein paar Sekunden wie erstarrt die Teekanne in der Luft, ohne einzuschenken, „nein, dem vertraue ich … der ist nicht der Typ für so was.“
    „Aha …“
    „Nichts aha … der ist sauber“, erwiderte Schäfer bestimmt, bückte sich und nahm die Katze auf den Schoß, die um seine Beine gestrichen war. „Also gut, rücken Sie heraus mit Ihren Vorbehalten.“
    „Das sind keine Vorbehalte, sondern eine Außenperspektive … Sie kennen diesen Mann erst seit ein paar Wochen und schon sitzt er in Ihrem Garten, Sie geben ihm Details aus laufenden Ermittlungen …“
    „Er hat mir geholfen, den Fall Materna aufzuklären, schon vergessen? Außerdem haben Sie ihn selbst erlebt, als Sie mit Kovacs hier waren … hat der wie ein Psychopath auf Sie gewirkt?“
    „Nein … aber das ist auch der Trick von Psychopathen“, murrte Bergmann.
    „Geben Sie’s zu“, Schäfer klopfte Bergmann auf die Schulter, „Sie sind eifersüchtig! Deswegen auch der spontane Besuch. Sie wollten kontrollieren, ob ich mit Sanders hier Händchen haltend im Garten sitze …“
    „Sie sind geistig schwer derangiert“, erwiderte Bergmann und war froh, dass es zu dunkel war, um die plötzliche Röte in seinem Gesicht erkennen zu können.

40.
    Als er morgens auf dem Weg zur Arbeit in die nächstgelegene Bäckerei ging, um seinen Untergebenen zur Abwechslung einmal Zuckerbrot statt Peitsche zu geben, traf er auf Günther Haidegger. Sie sahen sich feindselig an, murmelten ein verhaltenes Morgen und warteten, bis sie an der Reihe waren. Schäfer bestellte, wechselte ein paar Sätze mit der Angestellten, die ja so froh war, wie sicher es hier noch wäre, wenn man lese, was gestern in Linz wieder passiert

Weitere Kostenlose Bücher