Es wird Tote geben
vorwurfsvollen Blick, „sag nicht, dass ihr euren freien Nachmittag mit Putzen verschwendet habt.“
„Putzen? … Desinfizieren! Dekontaminieren!… Martin ist extra zum DM um einen Chlorreiniger … das war ekelhaft!“
„Wer den Abschaum der Menschheit zu entsorgen hat, dem entgehen solche Dinge“, Schäfer griff zu den Einkaufstaschen, „ich bin in der Küche.“
„Ich rühre keinen Finger mehr!“, murrte Lisa.
„Curry kann ich auch ganz gut“, murmelte ihr Freund und grinste Schäfer an.
„Mein neuer Herd freut sich, deine Bekanntschaft zu machen.“
Während Martin in einer Wolke aus asiatisch duftendem Dampf stand und allerlei Gemüse in den Wok warf, kümmerte sich Schäfer um den Salat und die Nachspeise. Und kam dann wie nebenbei auf einen seiner Fälle zu sprechen – was dem jungen Mann gewiss genauso schmeichelte wie der Umstand, dass ein abgebrühter Kriminalpolizist ihn, den grünohrigen Studenten, als Freund seiner Nichte akzeptierte.
„Du … beschäftigst dich immer noch viel mit Computern, oder?“
„IT, ja.“
„Und für wen arbeitest du zurzeit?“
„Ich hacke mich in Banken, Telekomfirmen und so weiter ein.“
„So etwas solltest du mir lieber nicht erzählen“, erwiderte Schäfer, der den Freund seiner Nichte zu einer Zeit kennengelernt hatte, als dieser eine Bewährungsstrafe wegen ebensolcher Delikte verbüßte.
„Keine Sorge, diesmal ist es legal … ich arbeite für ein Unternehmen, das die Sicherheit von Firewalls, Netzwerkverbindungen, Verschlüsselungen et cetera überprüft.“
„Die bezahlen dich dafür, dass du dich in ihre Server hackst?“
„Ja … und ziemlich gut auch noch.“ Martin grinste Schäfer an.
„Unglaublich“, erwiderte Schäfer und musste an Wolkinger denken. Was der wohl getan hätte, wenn ihm, dem Einbrecherkönig, jemand vorgeschlagen hätte, die Sicherheitssysteme von Privathäusern und Geschäftsgebäuden einem wirklichkeitsgetreuen Härtetest zu unterziehen. Bezahltes Einbrechen ohne Risiko – irgendwie hatte Schäfer das Gefühl, dass Wolkinger so ein Angebot entrüstet abgelehnt hätte.
„Finde ich auch, ja.“ Martin warf eine Handvoll Zitronenbasilikum in den Wok.
„Was findest du?“
„Dass es unglaublich ist, dass ich für etwas Geld bekomme, wofür ich vor drei Jahren fast in den Knast gewandert bin.“
„Hm, ja … kommt wahrscheinlich nur darauf an, sich auf die richtige Seite zu stellen“, Schäfer klopfte Martin auf die Schulter, „gut gemacht, Freund meiner Nichte.“
„Danke … und was brauchen Sie von mir?“
„Wie? Was soll ich brauchen?“
„Keine Ahnung … jedes Mal, wenn jemand zu mir sagt: Du kennst dich doch mit Computern aus , braucht er etwas, womit er sich selber nicht auskennt.“
„Ist das so“, murmelte Schäfer und schenkte seinem Gast ein Glas Viognier 2003 ein, „hier: Koste und staune.“
„Nicht übel … ich kenne mich nicht aus mit Wein, aber der schmeckt ziemlich gut … wie Saft.“
„Ja … Saft aus den Adern edelster Reben … egal“, Schäfer nahm selbst einen großen Schluck und stellte die Flasche beiseite, um sie für sich selbst aufzubewahren, „kannst du mir einen Gefallen tun?“
„Was genau?“ Cool, der Bursche. Drehte sich nicht einmal um, sondern fuhr fort, irgendwelche exotischen Soßen in den Wok zu tröpfeln.
„Ich brauche Zugang zum Computer von einem Mädchen.“
„Vor einem Monat war ich im Innenministerium … ihr habt inzwischen selbst eine gar nicht so schlechte Cybercrime-Einheit.“
„Gebe ich gerne weiter, das Kompliment … aber hör jetzt auf, hier den lässigen Superchecker heraushängen zu lassen, nur weil du dich mit diesem Technikglump auskennst“, Schäfer gab dem jungen Mann einen Klaps auf den Hinterkopf, „du stehst in meiner Küche, da draußen sitzt deine Freundin, meine Nichte, also: Hilfst du mir?“
„Das war nicht … ja, klar helfe ich Ihnen … wann brauchen Sie das?“
„Nach dem Dessert?“
„Sehr super … und Lisa?“
„Wenn sie noch wach ist, sagst du, dass ein wichtiger Kunde angerufen hat, worauf sie eingeschnappt ist, worauf ich sie anfahre und ihr sage, dass sie gefälligst froh sein soll, einen verantwortungsvollen Mann wie dich als Freund zu haben, auf den man sich rund um die Uhr verlassen kann, bla bla bla …“
„Dafür schulden Sie mir was.“
„Ja sicher, ich mache euch den Trauzeugen.“
Kurz nach acht war sein Gartentisch voll mit Speisen, bei denen Schäfer keine Ahnung hatte, wie
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