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Escape

Escape

Titel: Escape Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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hatte, um mir den Kummer zu ersparen. An unserem ersten Tag in seinem Haus, als wir zusammen in der Speisekammer gewesen waren, hatte er mir von einem Flashback erzählt, das durch eine Delle in der Küchenwand ausgelöst worden war. Damals hatte er auf meine Nachfrage ähnlich ausweichend geantwortet.
    Jetzt drängten sich mir Bilder auf, wie es zu der Delle gekommen sein konnte. Vielleicht war er wütend gewesen. Oder ängstlich. Oder todunglücklich. Weil er einen Menschen verloren hatte, den er so sehr liebte, dass er gegen den Schmerz nichts anderes tun konnte, als mit Sachen zu schmeißen.
    Ich schlang meine Arme eng um meinen Körper, um die Kälte der Nacht abzuwehren. »Du solltest jetzt nicht allein sein.«
    »Mir geht es gut. Geh zurück zum Motel, da bist du in Sicherheit. Und iss was. Du brauchst deine -«
    »Kraft, ich weiß. Aber ich gehe nicht zurück. Ich bleibe bei dir.«
    Seufzend schälte er sich aus seinem Mantel und hielt ihn mir hin. »Dann zieh wenigstens den an.«
    »Ist schon okay.«
    Er schaute skeptisch. »Zieh ihn einfach an.«
    Ich nahm ihn. Die Ärmel waren zu lang, die Schultern viel zu weit, aber er roch nach Sam. Wir liefen sicher fünfzehn Minuten schweigend nebeneinander her, bevor wir an einem Restaurant vorbeikamen, das rund um die Uhr Waffeln anbot. Licht fiel vom Gastraum auf die Straße.
    Sam musste gesehen haben, dass mir das Wasser nur so im Mund zusammenlief. Er steuerte geradewegs die Eingangstür an, hielt sie auf und winkte mich durch. Drinnen hing der schwere Geruch von frischem Kaffee und Waffelteig. Mein Magen fing sofort an zu knurren.
    Trotz der späten Stunde war das Restaurant sehr gut besucht. Wir wählten einen Tisch in einer Nische im hinteren Teil. Als die Kellnerin auftauchte, bestellte Sam Rührei und Orangensaft. Ich gönnte mir das volle Waffelprogramm und einen Cappuccino. Es fühlte sich an, als wären wir ganz normale Leute, die sich normales Essen bestellen, zwar spät, aber an einem ganz normalen... Himmel, ich wusste nicht mal, welcher Wochentag heute war.
    Ich spielte an dem Salzstreuer herum, knibbelte das angetrocknete Salz von dem Schraubverschluss aus Metall, während Sam sich genau ansah, wer sich sonst noch im Restaurant befand, und wahrscheinlich wieder Fluchtwege auskundschaftete.
    »Glaubst du, Sura hat uns verraten?«, fragte ich.
    Sam wandte sich wieder zu mir. »Wie kommst du darauf?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ist doch irgendwie auffällig, dass sie am gleichen Abend auftaucht wie die Leute von der Sektion.«
    »Die haben uns auch im Einkaufszentrum aufgespürt.«
    »Ja, ich finde nur -« Ich verstummte, versuchte, einen Sinn in die unzähligen Theorien zu bekommen, die mir durch den Kopf gingen. Irgendetwas fand ich komisch an dem plötzlichen Auftauchen der Sektion, aber ich konnte nicht genau sagen, was. Noch weniger konnte ich es Sam irgendwie verständlich machen. »Ach, egal.«
    Wenig später kam unser Essen. Obwohl wir uns in einem billigen Rund-um-die-Uhr-Schuppen befanden, waren das die besten Waffeln, die ich je gegessen hatte. Plötzlich war ich froh um diesen späten Spaziergang. Ich würde das hier einem Sandwich von der Tankstelle jederzeit vorziehen, dachte ich.
    Ich tunkte das letzte Stückchen Waffel in den letzten Rest Sirup. »Auf dem Zettel, den du in deinem Haus gefunden hast, stand doch, dass du für den nächsten Schritt die Tätowierung und die Buchstabennarben brauchst, oder?«
    Sam schob seinen Teller weg. »Ja. Ich glaube, das ist ein noch komplizierterer Code -«
    »Und wenn es einfach eine Adresse ist? Die Ziffern ergeben die Hausnummer und die Buchstaben den Namen der Straße.«
    Er wollte protestieren, überlegte es sich dann doch anders. »Vielleicht, aber ich grüble schon seit Jahren über den Buchstaben und versuche, etwas Sinnvolles daraus zu bilden. Es geht einfach nicht.«
    Ich trank den Cappuccino aus, der noch immer angenehm warm war. Danach fühlte ich mich so gut wie lange nicht mehr. Obwohl es vermutlich am Koffein lag, redete ich mir ein, dass es damit zusammenhing, wie nah wir der Lösung von Sams letztem Rätsel waren. Wir mussten nur noch die Narben richtig auswerten.
    »Entschuldigen Sie«, rief ich der Kellnerin zu. »Würden Sie mir Ihren Stift leihen?«
    Die ältere Frau bot mir ihren Kuli an, der am Ende angeknabbert war. Ich nahm ihn dankbar und schon war sie wieder fort. Zum Schreiben drehte ich einfach mein Platzset aus Papier um und notierte darauf die Buchstaben, nach

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