Eselsmilch
sie
schmeckt. Wir haben ja neulich auch über ihre heilende Wirkung gesprochen.«
Hassan
nickte.
»Die
liegt halt, wie gesagt, einfach darin, dass Eselsmilch der menschlichen
Muttermilch recht ähnlich ist«, nörgelte Elke.
»Und
das bedeutet, wer Eselsmilch trinkt, stärkt sein Immunsystem«, warf Wiebke ein.
»Und
beugt Allergien vor«, sagte Dora.
»Und
strafft seine Haut«, murmelte Gisela.
»Kruzitürken,
Hassan, besorg uns halt ein Schlückchen davon«, verlangte Hubert. »Irgendwo in
diesem Beraber-Kaff muss es doch eine Eselin geben, die unlängst geworfen hat.
Jetzt sind wir alle neugierig auf das Wunderelixier.«
Hassan
räusperte sich unbehaglich. »Na gut, wenn ihr solchen Wert auf eine Kostprobe
legt, dann muss ich sehen, was ich tun kann.« Er erhob sich und eilte hinaus.
»Falls
du später nach uns suchst«, rief ihm Hubert nach, »wir wechseln die Stellung.
Ab sofort sind wir am Pool zu finden.« Er blinzelte in die Runde. »Und da habe
ich eine Überraschung für euch: Diesen Abend, der ja schon fast unser letzter
ist, feiern wir mit einem Gläschen Obstler. Zwei Flaschen habe ich von zu Hause
mitgebracht, und ich habe sie nicht angerührt. Heute lade ich euch alle ein,
mitzutrinken. Die können ihre dämliche Prohibition hier schön alleine
inszenieren. Nehmt alle eure Teegläser mit und schüttet vorher die Minzbrühe
weg.«
Als
sich die Gruppe auf den Weg zum Pool machte, nahm Fanni – nachdem sie sich
durch eine kleine Geste mit Sprudel verständigt hatte – Huberts Frau
beiseite. »Wir kommen später nach, Dora, wollen nur schnell eine
Verdauungsrunde drehen.«
Dora
lächelte ihr zu und nickte beifällig.
Fanni
und Sprudel verließen das Gästehaus, querten einen nur schwach erleuchteten,
kahlen Vorplatz, auf dem der Touristenbus parkte, und traten durch das Tor der
Umfassungsmauer auf einen staubigen Weg. Der Pfad verlief im Bogen an der Mauer
entlang und endete im Wüstensand.
Widerstrebend
blieben sie stehen. Vor ihnen bauten sich die Dünen auf, die im Licht der
Sterne und der Mondsichel als dunkle Silhouetten zu erkennen waren.
Damit
hat sich euer kleiner Ausflug wohl erledigt, oder wollt ihr euch in der
nächtlichen Wüste verirren?
Bei
der Vorstellung, orientierungslos durch unendliche Sandweiten stapfen zu
müssen, überlief Fanni eine Gänsehaut. Sie sah auf ihre Füße hinunter, die auf
einem schmalen Lichtstreifen standen, den der Schein der Sterne auf den
Wüstensaum malte. Schon wenige Zentimeter links und rechts ihrer Schuhspitzen
verlor sich der helle Streifen in Düsternis.
»Schau«,
sagte Sprudel.
Fanni
hob den Kopf. Ihr Blick folgte Sprudels Hand, die in östliche Richtung wies und
auf eine Gruppe glatter, runder Hügel deutete.
»Da
stehen ja Zelte!«
»Berberzelte«,
präzisierte Sprudel. »Ob Nomaden hier campieren?«
Fanni
schüttelte den Kopf. »Die Zelte sehen verlassen aus, kein Lichtschein, kein
Geräusch.«
Sprudel
schlug sich an die Stirn. »Natürlich! Was phantasiere ich denn von Nomaden? Die
Zelte gehören zum Gästehaus. Man kann sie mieten. Ich habe ja selbst an der
Rezeption einen Aushang mit dem entsprechenden Angebot gesehen.«
Fanni
hatte sich inzwischen umgewandt und blickte nach Westen. Verschwommen hob sich
eine Reihe von Palmwipfeln am Horizont ab. »Dort drüben muss eine Oase liegen.
Lass uns diese Richtung einschlagen.«
Sprudel
nahm Fannis Hand, und sie wanderten am Wüstenrand entlang auf die Palmen zu,
bis ihnen ein Steinwall den Weg versperrte.
Sprudel
lehnte sich daran und zog Fanni in die Arme. Er ließ seine Lippen über ihre
Schläfe gleiten, küsste sie auf die Nase und dann auf den Mund – lange.
Später legte er seine Wange an die ihre und sagte in ihr Ohr: »Bald sind die
Schrecken dieser Reise überstanden. In zwei Tagen sind wir daheim.«
Als
Fanni den Kopf bewegte, kratzten Sprudels Bartstoppeln empfindlich über ihre
Wange. »Aber können wir denn darüber erleichtert sein, wieder nach Hause zu
kommen, obwohl wir noch immer keine Ahnung haben, wer hinter all dem hier
steckt? Oder haben wir uns doch nur eingebildet, dass es einen solchen
Drahtzieher gibt? Waren es vielleicht tatsächlich bloß Unfälle, Zufälle,
Zwischenfälle?«
Sie
spürte, wie Sprudel die Schultern hob. »Ich will mir keine Gedanken mehr
darüber machen müssen. Ich will mit dir den Winter an der ligurischen Küste
verbringen und alles andere vergessen, ich will, dass alles wieder so wird, wie
es im vergangenen Jahr war.«
Das
will
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