Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eselsmilch

Eselsmilch

Titel: Eselsmilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Mehler
Vom Netzwerk:
hatte.
»Wir haben sogar viele Jahre lang in Deggendorf gewohnt – sehr viele
schöne Jahre. Aber ein Unstern hat uns gezwungen, wegzuziehen.«
    Hubert
ergänzte: »So sind sie, die launenhaften Unsterne, tauchen aus heiterem Himmel
auf.« Dann klopfte er Fanni kumpelhaft auf die Schulter, und beide Seegers
wandten sich dem Bachbett zu.
    »Kommt
ihr jetzt doch nicht mit?«, rief Melanie aus einiger Entfernung.
    Fanni
und Sprudel eilten ihr nach. Zu dritt schlenderten sie dann weiter den Uferweg
entlang.
    »Melanie«,
sagte Sprudel, nachdem sie sich ein Stück von den anderen entfernt hatten, »dir
ist längst klar – und mittlerweile wohl auch den meisten andern –,
dass jemand aus der Reisegruppe hinter Fanni her ist. Fanni und ich vermuten
sogar, dass Martha in Marrakesch deshalb sterben musste, weil der Täter sie mit
Fanni verwechselt hat.«
    Melanie
zeigte sich darüber keineswegs erstaunt. Anscheinend war sie selbst schon auf
diesen Gedanken gekommen, hatte womöglich entdeckt, dass Martha zum Zeitpunkt
des Unglücks Fannis Umschlagtuch trug.
    »Du
warst so oft in unserer Nähe«, fuhr Sprudel fort, »hast dies und das
beobachtet. Willst du uns helfen? Ehrlich gesagt sind wir einer Lösung keinen
Schritt näher als an dem Unglückstag in Marrakesch. Und weißt du, warum?« Er
hob die Hand und stach mit dem Zeigefinger in die Luft. »Weil wir niemanden aus
der Gruppe als Täter wirklich ausschließen können.«
    Fanni
bemerkte, dass Melanie überrascht wirkte.
    Sprudel
schien das ebenfalls zu registrieren, denn er fuhr fort: »Nehmen wir Hubert
Seeger als Beispiel: Zum einen hat er am Morgen von Marthas Unfall die
Anwesenden im Hotelcafé mit irgendeiner dummen Geschichte unterhalten. Ist das
ein Beweis, dass er als Täter nicht in Frage kommt? Ein Indiz ist es,
zugegeben, aber kein Beweis. Ebenso wie alle anderen, die im Café saßen, hätte
er für ein paar Minuten verschwinden können, ohne dass es auffiel. Aber wegen
seiner Geschichte wäre jedem in Erinnerung geblieben, dass er da war. Zum
andern hätte er Fanni im Restaurant die Treppe hinunterstoßen können, denn er
stand wohl – wie etliche andere – in ihrer Nähe. Als Fanni geschubst
wurde, hat Seeger gerade einen seiner Witze gerissen, heißt es. War das nur ein
Ablenkungsmanöver? Antje hat erwähnt, sie hätte bei ihm die Spraydose gesehen.
Wenn das stimmt, dann ist Hubert ziemlich verdächtig. Allerdings könnte ich
schwören, dass er während des Essens den Speiseraum nicht verlassen hat, und
das bedeutet, er hatte keine Gelegenheit, Fannis Schuhe einzusprühen.«
    Sprudel
war während seines Vortrages stehen geblieben. Melanie machte ein paar Schritte
in das Bachbett und ließ sich auf einem der rund geschliffenen Steine nieder.
Fanni und Sprudel taten es ihr gleich, und so lagerten sie nun ebenso wie die
anderen aus der Gruppe, allerdings gut hundert Meter weiter flussaufwärts.
    »Dora
könnte seine Komplizin sein«, sagte Melanie.
    »Beide
Seegers«, wandte Fanni ein, »befanden sich, während wir abends in der Gasse
angegriffen worden sind, in der Hotelbar. Das ist kaum anzuzweifeln, weil wir
Hubert im Foyer getroffen haben, als wir zurückkamen. Und im Gegensatz zu uns
beiden hat er einen recht behaglichen Eindruck gemacht, wies weder Blessuren
noch Kampfspuren auf.«
    Melanie
nickte.
    »Ähnlich
verhält es sich mit Otto Brügge«, sagte Sprudel. »Als wir spätabends nach
unserem Abenteuer in der Gasse die Hotelbar verlassen haben, saßen die Brügges
an der Theke und stritten sich. Aber wer sagt uns, dass sie nicht erst ein paar
Minuten vorher gekommen sind? Otto hatte eine verbundene Hand – angeblich,
weil er sich an einem schartigen Glas geschnitten hat. Und am Toubkal haben sie
das Speisezelt kurz nach Fanni verlassen.«
    Aber
Otto steht doch schon deshalb nicht mehr unter Verdacht, weil er ein Foto vom
Täter …
    Solange
wir es nicht zu sehen kriegen, kann man uns viel erzählen, schnitt Fanni der
Gedankenstimme das Wort ab.
    »Otto
hat sogar den Speiseraum in Marrakesch viel früher verlassen als die anderen«,
fuhr Sprudel fort, »kam aber dann doch mit den Letzten aus dem Entree.«
    »Da
spricht aber eine Menge gegen ihn«, sagte Melanie.
    »Fast
alles«, antwortete Sprudel. »Bis auf eines: Er macht keinen Hehl daraus, dass
er es Fanni von Herzen gönnt, derartig um ihr Leben fürchten zu müssen. Würde
er das tun, wenn er der Schuldige wäre?«
    Melanie
schüttelte den Kopf.
    Sprudel
erwähnte noch die Horns, die

Weitere Kostenlose Bücher