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Esper unter uns

Esper unter uns

Titel: Esper unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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in den Geist der Schwester drang, die ihren immer noch teilweise gelähmten Körper badete. Als sie später mit Victor darüber sprach, hatte er nicht das Herz, ihre Begeisterung durch den üblichen Rat zur Vorsicht zu dämpfen, den er normalerweise unter den Umständen für erforderlich gehalten hätte. Diese Unterlassungssünde führte fast zu einer Tragödie, als die Überschätzung ihrer Fähigkeiten sie dazu brachte, an der Barriere zu rühren, die ihre dritte Ebene umgab. Victor war gezwungen, sich unter beachtlichem Risiko für sich selbst in das wirbelnde Magma des Wahnsinns zu stürzen, um sie vor unheilbarer Geistesgestörtheit zu bewahren. Es gelang ihm glücklicherweise auch, aber danach war er so erschöpft, daß er mit dem Therapieprogramm drei Tage aussetzen mußte.
    Der zweite Vorfall war fast noch schlimmer und griff über das persönliche Verhältnis zwischen ihm und Ella hinaus. Nach dem ersten offenen Gespräch mit Donleavy hatte der Premierminister sich offenbar damit zufriedengegeben, Victor arbeiten zu lassen, ohne sich einzumischen. Sie wechselten lediglich bei Donleavys täglichem Besuch ein paar Worte, die sich gewöhnlich auf die Frage nach Ellas Befinden beschränkten. Als Victor deshalb an einem warmen Juniabend zum Premier gebeten wurde, ahnte er, daß etwas vorgefallen sein mußte.
    Victor spürte einen Schatten an der Grenze von Donleavys oberster Ebene, er konnte ihn jedoch nicht identifizieren, ohne tiefer zu sondieren, und das wollte er vermeiden, um nicht eine mögliche feindselige Reaktion heraufzubeschwören. Und so wappnete er sich mit Geduld.
    »Sie machen Ihre Sache großartig, Coleman«, sagte Donleavy und lehnte sich bequem in seinem Ledersessel zurück. »Ellas Besserung in den vergangenen sechs Wochen kommt einem Wunder gleich.«
    »Das ist ihr selbst zuzuschreiben«, sagte Victor, »ihrem Mut und ihrer ungewöhnlichen Willenskraft und Entschlossenheit.«
    Donleavy nickte. Seine scharfen Augen beobachteten Victor über den Kopf seiner Pfeife hinweg. »Ja, ich kann mir vorstellen, daß ihr Wille, gesund zu werden, viel dazu beitrug, aber selbst er nutzte ihr nichts, solange sie im Koma lag, als Gefangene ihres eigenen Gehirns. Sagen Sie mir, Coleman, wie war es möglich, daß Sie in diesem Zustand zu ihr vordringen konnten?«
    »Ich fürchte, das wäre äußerst schwierig zu erklären«, erwiderte Victor vorsichtig. »Peter Moray und ich entwickelten bestimmte Techniken für diese Art von Fällen.«
    »Die weder er noch Sie bisher zu veröffentlichen für nötig erachteten. Weshalb? Sie können doch nur eine beschränkte Zahl von Patienten behandeln. Wenn andere Ärzte Ihre Methoden lernten, könnte doch bestimmt viel Leid gelindert werden.«
    Victor überlegte sich seine Antwort gut. »Trotz ihrer äußerlichen Aufgeschlossenheit allem Modernen gegenüber ist die Ärzteschaft doch im allgemeinen noch äußerst konservativ und gegen radikale Neuerungen. Peter und ich sind der Ansicht, daß es im Augenblick angebracht ist, unsere Arbeit ohne Aufsehen weiterzuführen.«
    »Manche kämen vielleicht auf den Verdacht, daß Sie aus finanziellen Gründen schweigen, denn solange Sie und Moray die einzigen sind, die diese bestimmte Therapie durchführen können, ist es an Ihnen, den Preis zu bestimmen, nicht wahr?«
    »Es ist Ihnen überlassen, zu glauben, was Sie möchten.«
    »Nun, Coleman, ich weiß, daß das nicht der Grund ist«, sagte Donleavy ruhig. »Ich habe mich mit Ihrem zuständigen Finanzamt in Verbindung gesetzt. Sie verdienen recht ordentlich, doch niemand könnte Sie beschuldigen, finanziellen Vorteil aus Ihrer besonderen Heilmethode zu schlagen. Nach meinen Informationen haben Sie in den letzten drei Jahren zumindest fünfzig Prozent Ihres Einkommens an eine Gesellschaft gespendet, die sich Quasisensoriums-Kommunikations-Verband nennt. Ein geldgieriger Profitmacher würde das sicher nicht tun.«
    Victor hatte ein ungutes Gefühl im Magen. »Als Junggeselle ohne familiäre Verpflichtungen habe ich doch wohl ein Recht, mit meinem Geld zu machen, was ich will. Und zufällig halte ich sehr viel von den Zielen des Verbands.«
    »Ich wäre der letzte, der Ihnen dieses Recht abstreiten würde«, versicherte ihm Donleavy. »Aber verraten Sie mir doch, was sind die Ziele dieses Quasisensoriums-Kommunikations-Verbands?«
    »Seine Schriften sind jedem zugängig, der sich für ihn interessiert. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie sich nicht schon näher informiert

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