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Esper unter uns

Esper unter uns

Titel: Esper unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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nicht nutzen, wenn ich sie hätte?«
    »Sie nehmen ganz automatisch einen Teil der Gedanken der obersten Ebene auf – die, die sozusagen überquellen –, ein völlig passiver Prozeß. Absichtlich sondieren ist etwas ganz anderes, denn da bestünde die Gefahr einer phobischen Reaktion, und im Augenblick liegt Ihnen nichts ferner, als mich gegen Sie aufzubringen.« Donleavy erhob sich. »Darf ich Ihnen noch einen Schluck Kognak eingießen?«
    »Danke nein.« Victor schaute ihm nach, als der Premier sein eigenes Glas aus einer Kristallkaraffe nachschenkte. Das offensichtliche Selbstvertrauen dieses Mannes war entnervend. Die meisten Nichtpsis würden in einer solchen Situation zumindest eine Spur von Unbehagen verraten.
    »Sie haben inzwischen sicher erkannt, daß ich nicht nur auf den Busch klopfe«, sagte Donleavy, als er es sich wieder in seinem Ledersessel bequem machte, mit dem überdimensionalen Schwenker in der Hand. »Sie müssen wissen, daß wir eine gemeinsame Bekannte haben.«
    »Bekannte?«
    »Cassandra Lamarr – oder vielleicht kennen Sie sie besser unter dem Namen Sandra Longman? Sie ist der Ansicht, daß sie über das Fernsehshowgeschäft hinausgewachsen ist. Sie hat damit eine Menge Geld gemacht, aber nun wächst ihr Appetit auf etwas Dauerhafteres – auf Macht. Was ist da natürlicher, als politische Ambitionen zu entwickeln? Ihr Eröffnungsgambit war diese öffentliche Hinrichtung des armen alten Colin Granger, des Oppositionsführers, vor ein paar Monaten. Sie hatte damit geplant, sich bei mir und meiner Partei lieb Kind zu machen. Sie hatte nicht soviel Verstand, zu erkennen, daß eine solche Handlung sie unter Politikern unmöglich machte. Wir mögen zwar unseren Gegnern Niederlagen bereiten, aber ganz gewiß hetzen wir sie nicht in den Tod. Und als sie zu mir kam, um mir davon zu erzählen, machte sie den weiteren Fehler, ihren zugegebenermaßen hübschen Hintern in mein Bett stecken zu wollen. Nachdem diese offenbar unfehlbare Showbusinessmethode zur Erklimmung der Erfolgsleiter versagte, brach sie fast zusammen, und ich konnte alles aus ihr herausholen. Ich kam bald dahinter, daß sie nicht nur ein ordinäres, gemeines Weibsstück war, sondern anscheinend auch über geringe Psikräfte verfügte. Und als ich ihr das auf den Kopf zusagte, verriet sie mir, daß es andere, viel mächtigere als sie gibt, und dabei nannte sie auch Ihren und Peter Morays Namen. Ganz offenbar wußte sie nicht viel über den QSK-Verband, aber was sie mir darüber sagen konnte, überzeugte mich, daß es sich lohnen würde, einen Blick hinter diese offenbar gewollt düpierende Fassade zu werfen. Inzwischen erfuhr ich von diesen beeindruckenden Geboten, an die Sie sich angeblich alle halten. Aber versuchen Sie nicht, mir weismachen zu wollen, daß Sie nicht an die potentiellen Möglichkeiten eines Talents wie Ihrem in der Politik und Regierung gedacht haben. Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft im wahrsten Sinne des Wortes, auch was menschliche Beziehungen, Treue und Ehrlichkeit anbelangt. Der Job, ein Land zu führen, oder es auch nur davor zu bewahren, sich zur Anarchie aufzulösen, wird von Tag zu Tag schwieriger. Meine Immigrantenpolitik hat ein gewisses Maß an künstlicher Kohäsion geschaffen, aber was wir wirklich brauchten, sind neue Techniken, um gegen die wechselnden sozialpolitische Situation anzukommen. Ich kann mir verschiedene Möglichkeiten vorstellen, wie Sie und Ihre Psifreunde uns bei der Lösung dieser Probleme helfen könnten.«
    Victor konnte sein Erstaunen nicht unterdrücken. »Sie kennen doch meine Meinung über Ihre Politik, wie können Sie da annehmen, daß ich mit Ihnen zusammenarbeiten würde?«
    »Meinungen lassen sich ändern«, sagte Donleavy leichthin. »Wenn Sie glaubten, es wäre im Interesse aller Psileute, würden Sie mitmachen und ihnen raten, Ihrem Beispiel zu folgen.«
    »Nein, Donleavy. Ich weiß zwar nicht, welche Argumente Sie sich bereitgelegt haben, aber ich kann mir kein einziges vorstellen, das mich oder irgend jemanden des Verbands dazu bringen würde, für Sie in Ihrer Gedankenpolizei – oder was immer Ihnen vorschwebt – zu arbeiten.«
    »Ich bin sicher, daß Sie nicht ganz so unverwundbar sind«, sagte Donleavy. »Aber ich habe nicht die Absicht, im Augenblick näher darauf einzugehen. Ich wollte Ihnen lediglich eine allgemeine Vorstellung geben, damit Sie darüber nachdenken und es mit Ihren Freunden diskutieren können. Inzwischen ist für mich jedoch Ellas

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