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Esper unter uns

Esper unter uns

Titel: Esper unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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Ihnen doch bereits. Ich bin dort mit Ihnen. Ich bin Teil Ihrer Gedanken.«
    »Aber warum? Wie?«
    »Schauen Sie sich doch noch einmal an, Ella.«
    Sie gehorchte. Die Züge der Frau im Bett waren bleich und kalt wie Marmor.
    »So liegt sie – liegen Sie seit mehr als zwei Monaten.« Er deutete auf die Anordnung von Schläuchen und Flaschen, die über dem Bett hingen. »Ohne all das wären Sie längst tot. Mit ihrer Hilfe könnten Sie noch ein paar Monate in diesem komatösen Zustand verharren und von der Vergangenheit träumen. Aber das ist kein Leben, Ella. Leben kann man nur in der wirklichen Welt, nicht in den Phantasien des Geistes.«
    »Wie soll ich wissen, daß das nicht alles ein Traum ist und Sie nur ein Teil davon sind?«
    »Es ist kein Traum, Ella. Das hier ist die Wirklichkeit. Sie hatten eine Gehirnblutung.«
    Sie erschrak über das schreckliche Bild einer aufblühenden, scharlachroten Blume, die in ihrem Gehirn barst und ihr ganzes. Ich bedrohte.
    »Sie, das wesentliche Bewußtsein Ihres Ichs, das Ihre Persönlichkeit ist, zogen sich von den Folgen der Gehirnblutung zurück und fanden Asyl in dem Teil des Gehirns, das der Erinnerungsspeicherung dient – eine organische Bibliothek, die in den kleinsten Einzelheiten alles enthält, was Sie je sahen, fühlten, hörten, rochen und taten. Befreit von den Verpflichtungen des alltäglichen Lebens lagen Sie dort und taten nichts anderes, als Ihre Vergangenheit wiederzuerleben.«
    »Und ist das so schlimm? Ich war glücklich.«
    »Es war ein glückliches Sterben , Ella. Ihre Muskeln atrophieren, ihre Organe lassen jeden Tag ein wenig mehr in ihrer Funktion nach, immer mehr der bisher unbeschädigten Zellen Ihres Gehirns werden angegriffen und zerfallen in beängstigendem Tempo. Nichts in der Natur steht still, Ella. Es gibt immer eine Bewegung, entweder als Entwicklung oder Rückentwicklung. Einige Teile Ihres Gehirns sind irreparabel zerstört, aber es blieben noch genügend Zellen, die sich anpassen ließen und Ihnen erlauben würden, ein normales Leben zu führen. Und ich bin hier, um Ihnen zu helfen, das zu ermöglichen.«
    »Und wenn ich Ihre Hilfe nicht annehmen will?«
    »Dann sterben Sie«, sagte er.
    Ella blickte auf die Gestalt im Bett. »Das wäre vielleicht auch das beste. Sie sieht so müde und alt aus.«
    »Unsinn! Sie war eine lebensfrohe, gesunde Frau, und das kann sie auch wieder werden. Ich kann Ihnen zeigen, wie Sie die Ihnen gebliebenen Gehirnzellen benutzen, sie reorganisieren können, damit Sie wieder die Kontrolle über Ihren Körper zurückgewinnen, statt ihn hier vernachlässigt und zerfallend liegen zu lassen.«
    »Würde – würde es weh tun?«
    »Ein wenig – aber ich werde die ganze Zeit bei Ihnen sein, um Ihnen zu helfen, es erträglicher zu machen.«
    »Sie würden die Schmerzen mit mir teilen?«
    »Ja, auch das.«
    »Warum wollen Sie das für mich tun?«
    »Weil das meine Verpflichtung ist. Weil mir nichts Menschliches fremd sein kann.«
    »Wer – was sind Sie?«
    »Ich heiße Victor und bin ein Psiheiler.«
    »Was ist Psi?«
    »Ein Wort, das wir zur Bezeichnung der Kräfte des Geistes benutzen, die über jene, als normal anerkannten, hinausreichen.«
    »Ermöglicht dieses Psi Ihnen, in meinen Kopf zu dringen und zu mir zu sprechen?«
    Er nickte lächelnd. »Es war nicht einfach. Sie hatten sich so tief in Ihrem Versteck verkrochen.«
    »Kann ich – sie – wirklich wieder in ein normales Leben zurückkehren?«
    »Ich verspreche es Ihnen.«
    »Und ich werde nicht auf irgendeine Weise ein Krüppel sein? Ich hörte …«
    »Eine solche Möglichkeit dürfen Sie nicht einmal in Betracht ziehen. Es stehen Ihnen Millionen von Zellen zur Verfügung, die nur darauf warten, angepaßt zu werden.«
    »Wird es lange dauern?«
    »Es wird nicht schnell gehen, aber viel hängt von Ihnen selbst ab, wie sehr Sie daran interessiert sind, gesund zu werden, und wie schnell Sie lernen.«
    Ein neues Leben. Nicht die alten, aus einer Schublade gekramten Träume der Vergangenheit, sondern ein Leben mit Zweck, mit Entwicklung. Wenn sie den Mut und den Willen dazu hatte …
    »Wie geht es George?« fragte sie.
    »Sie fehlen ihm – er braucht Sie.«
    »Also gut. Wann fangen wir an?«
     

 
10.
     
    Die Therapie war kein einfacher Prozeß, und er führte möglicherweise auch nicht zu dem Erfolg, mit dem Victor Ella ermunterte. Er wäre fast verzweifelt, als er zum erstenmal in ihren Kopf drang und sich in der Ruine ihres Gehirns umsah. Es war, als

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