Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Esper unter uns

Esper unter uns

Titel: Esper unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
Vom Netzwerk:
Warten Sie ab, Victor, haben Sie Geduld.«
    Er schaute sie stirnrunzelnd an. »Worauf soll ich denn warten?«
    »Auf ein Wunder, vielleicht?« Sie streckte die Hand aus und strich ihm sanft über die Wange. »Lieber Victor – mein teurer junger Geistesbruder.«
    »Sie reden plötzlich wie Becky«, brummte er.
    Sie lächelte sanft. »Alle Frauen sind Becky – wußten Sie das nicht? Gute Nacht, Victor.«
     

 
11.
     
    Als das Fährschiff um die Landspitze in den Hafen einfuhr und Victor die hübschen Steinhäuschen im goldenen Sonnenschein des Augustnachmittags liegen sah, war er sofort verzaubert. »Kaum zu glauben, daß es so etwas noch gibt«, sagte er zu Ella, die in einem Rollstuhl neben ihm saß. Sie konnte schon ein wenig gehen, und der Rollstuhl war nur noch eine Vorsichtsmaßnahme, von der er hoffte, schon in der nächsten Woche Abstand nehmen zu können.
    »Es gibt auch nicht mehr viele Orte wie diesen. Es war Johns Traum, seit er im zweiten Weltkrieg neun Monate auf Telfan verbrachte. Das Dorf war natürlich verlassen, und schon damals hatte er den Wunsch, neues Leben auf die Insel zu bringen, doch nicht, sie zur Touristenattraktion zu machen, sondern zur lebensfähigen, selbstversorgenden Gemeinde. Und er fand auch genügend Menschen, die nur zu glücklich waren, den übervölkerten Festlandstädten den Rücken kehren und in einer verhältnismäßig unberührten Umgebung leben und arbeiten zu dürfen, wo Luft und Nahrung frisch waren.«
    »Klingt ja verlockend, aber ich weiß nicht, ob ich eine Schachfigur im Traum eines Millionärs sein möchte, der sich zur Ruhe gesetzt hat und jetzt die Rolle eines Königs spielt.«
    Ella lachte. »Wenn Sie schon so darüber denken, können Sie sich dann Georges Einstellung gegenüber John vorstellen, ehe er ihn besser kennenlernte? Für George war John einer dieser Männer, gegen die er sein Leben lang gekämpft hatte, einer der großen Bosse, die vom Schweiß ihrer Arbeiter im Luxus leben. Es war fast komisch, zu sehen, wie George sich von der Wirklichkeit überzeugen ließ. Nach seiner Ansicht war es völlig unmöglich, soviel Geld durch ehrliche Arbeit zu verdienen – und dann sah er, daß John Anderson tatsächlich eine Ausnahme der Regel war. Mit zweiundfünfzig gab er seinen alten Job auf, doch nicht, um sich zur Ruhe zu setzen, sondern um seinen Beruf zu wechseln. John jagt nicht hinter dem Geld her, das hat er nie getan. Wirklich interessieren ihn Möglichkeiten, die verschiedensten Arbeiten besser und rationeller zu tun. Selbst ohne seine Aktienpakete würden die Tantiemen für seine vielen Erfindungen ihn zum reichen Mann gemacht haben. Er ist ein Energiebündel, ständig aktiv, ständig mit Organisation und Planung von allem möglichen beschäftigt, als erwarte er, ewig zu leben. Sehen Sie sich mal sein Haus an!«
    Es stand auf einer Klippe unmittelbar über dem Hafen. Es wirkte anmutig und verriet doch Stabilität und Dauer. Es schien aus dem gleichen Stein erbaut zu sein, wie die kleinen Häuschen am Hafen.
    »John nennt es Atlantis«, sagte Ella. »Er entwarf es selbst und übernahm persönlich die Aufsicht beim Bau.«
    Sie befanden sich inzwischen im Hafen. Eine Gruppe von etwa zwanzig Menschen stand wartend am Kai.
    »Wohl das Empfangskomitee«, brummte Victor.
    »Ich glaube eher, sie sind mehr an der Fracht als an uns interessiert«, sagte Ella. »Selbst wenn man sich noch so gern an einen Ort wie diesen zurückzieht, freut man sich doch immer über Post von seinem alten Zuhause. Ich glaube nicht, daß sehr viele wissen, wer wir sind, und es ist ihnen sicher auch egal. Für sie gelten wir nur als Johns Gäste.«
    Die Abfahrt von London war so unauffällig wie möglich gehalten worden, nachdem man den Medien mitgeteilt hatte, daß der Premier die Parlamentsferien zu Hause verbringen würde, und niemand schien den drei Jaguars beim Verlassen der Zitadelle sonderliche Aufmerksamkeit gewidmet zu haben. Der Premier saß mit Combridge, seinem persönlichen Assistenten, Ella und Victor im vordersten Wagen, in den beiden anderen hatten sich acht von Pelham-Woods Sicherheitsbeamten verteilt.
    Donleavy schien bereits seit ihrem Aufbruch von London in Urlaubsstimmung zu sein. Er wirkte jünger und entspannter, als Victor ihn je zuvor gesehen hatte.
    »Nun, was halten Sie davon?« fragte der Premier und deutete mit der Pfeife geradeaus.
    »Ich bin sehr beeindruckt von allem, was ich bisher gesehen habe«, sagte Victor. »Ella hat mir schon eine Menge

Weitere Kostenlose Bücher