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Esper unter uns

Esper unter uns

Titel: Esper unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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für das, was ich im Sinn habe. Seine Einstellung müßte so allmählich modifiziert werden, daß er nicht einmal bemerkt, was vorgeht. Und Sie wären die, die diesen Prozeß durchführt, nicht ich. Ich könnte Ihnen zeigen, wie es ganz sanft und mit größter Vorsicht getan werden kann, indem sie die Verbindung nutzen, die ohnehin zwischen Ihnen besteht.«
    »Und wenn ich mich weigere?« fragte sie. »Würden Sie es dann selbst tun?«
    »Nein, das wäre nicht möglich. Aber ich müßte irgend etwas unternehmen, vor allem, da er jetzt über den Verband Bescheid weiß. Bei Ihnen wäre es etwas anderes.«
    »Wieso etwas anderes?«
    »Donleavy vertraut Ihnen vollkommen«, sagte Victor. »Obgleich keiner von Ihnen früher etwas von der Existenz von Psikräften wußte, bestanden und bestehen Verbindungen zwischen Ihrem und seinem Geist, die durch die unterbewußte Gedankenverknüpfung zustande kamen. Mein Geist, andererseits, wäre seinem völlig fremd. Jeder Versuch meinerseits, seinen zu sondieren, würde eine automatische Abwehr zur Folge haben, eine Art Psiimmunitätsreaktion.«
    »Sie können also nicht in seinen Geist eindringen, oder seine Einstellung ändern?«
    Er zögerte. Das war die Feuerprobe. So nahe sie sich auch in den vergangenen Wochen ihrer Psiintimität gekommen waren, konnte nun ein einziges falsches Wort das ganze zerbrechliche Gerüst ihrer Beziehungen zerstören.
    »Doch, ich könnte in seinen Geist dringen. Ich müßte nur genügend Psikraft anwenden.«
    »Also quasi Ihren Weg hineinsprengen?« Er nickte. »Es würde nicht ohne gewissen Schaden gelingen. Sie verstehen also, weshalb es mir widerstrebt, einen solchen Schritt zu tun?«
    »Und wenn Sie erst einmal in seinem Geist sind, wären Sie dann imstande, seine Einstellung auf die gleiche Weise zu modifizieren?«
    »Nein. Ohne die Hilfe einer Verbundenheit wie die zwischen Ihnen müßte der Prozeß auf völlig andere Art vorgenommen werden. Es wäre erforderlich, die komplette Kontrolle über seinen Körper-Geist-Komplex zu übernehmen, um ihn das tun zu lassen, was von ihm verlangt wird.«
    »Das könnten Sie? Ich meine, eine Marionette aus ihm machen?«
    »Nicht ohne Folgen.«
    »Für Sie – oder George?«
    »Für uns beide«, erwiderte Victor. »Sie kennen gewiß einige der alten okkulten Legenden über Besessenheit. Eine solche Kontrolle über eine längere Zeit, wie sie bestimmt erforderlich sein würde, müßte ganz einfach verheerende Folgen haben. Wenn ich mich schließlich zurückziehe, wäre er entweder ein sabbernder Idiot, zu auch nicht der geringsten Muskelbewegung fähig – oder ein tobender Irrer.«
    »Und die Folgen für Sie?«
    »Den Rest meiner Tage mit dem Bewußtsein leben zu müssen, daß ich so etwas einem Menschen antun konnte«, sagte Victor. »Sie sehen, mir fehlt seine sehr praktische Fähigkeit, davon überzeugt zu sein, daß der Zweck die Mittel heiligt.«
    Sie blickte ihn lange schweigend an, und ihre dunklen Augen wirkten sehr ernst in ihrem bleichen Gesicht. »Mit anderen Worten, Sie lassen mir die Wahl, entweder hilflos zuzusehen, wie Sie George vernichten, oder ihn selbst zu verraten? Glauben Sie wirklich, daß ich wie ein Wurm in den Geist des Mannes kriechen kann, den ich seit über dreißig Jahren liebe, und es fertigbringe, ihn seines Feuers zu berauben, das ihn zu dem macht, was er ist? Ich weiß, daß Sie ihn für skrupellos halten, und es gibt auch gewisse Dinge, bei denen unsere Ansichten auseinandergehen – aber ich weiß auch, daß er wirklich daran glaubt, alles zum Wohle des Volkes zu tun. Selbst wenn ich ihn haßte, könnte ich das einem Menschen nicht antun. Was Ihre Alternative betrifft – ich glaube, Sie bluffen nur. Wir kamen uns in den vergangenen Wochen sehr nahe, und ich lernte Sie so gut kennen wie nicht so leicht jemanden. Deshalb bin ich verdammt sicher, daß Sie ganz einfach nicht zu dieser Art von Psibrutalität fähig wären, so sehr Sie George und alles, wofür er steht, auch hassen mögen.«
    »Ich hätte keine Wahl, Ella«, sagte er. »Ganz abgesehen von allen anderen Überlegungen dürfte ich nicht einfach zusehen, wie er den Verband vernichtet, indem er ihn für seine eigenen Zwecke pervertiert.«
    »Wenn die Gefahr so immanent wäre, glaubte ich Ihnen sogar, daß Sie bereit wären, zurückzuschlagen«, sagte Ella ruhig. »Aber soweit ist es ja noch nicht, nicht wahr? Meine Genesung bedeutet George viel zu viel, als daß er Sie in diesem Stadium absichtlich herausfordern würde.

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