Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade

Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade

Titel: Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Esquivel
Vom Netzwerk:
Mann ihres Lebens, entstammte.
    Voller Enthusiasmus schickte sie sich bereits am Vortag an, den Mole für das Bankett anzurühren. Als Pedro sie dabei vom Wohnzimmer aus hörte, überkam ihn unverhofft ein äußerst befremdliches Gefühl. Das Geräusch der klirrenden Töpfe, der Duft der auf dem Comal goldgelb röstenden Mandeln, Titas melodischer Singsang beim Kochen hatten plötzlich seine männliche Begierde entfacht. Ihm ging es nicht anders als Liebenden, die in der Nähe des geliebten Menschen dessen ureigenen Geruch einatmen, sich mit Liebkosungen in Stimmung bringen und die Vorfreude auf den zu erwartenden Liebesakt genießen, nur daß Pedro von jenen verlockenden Geräuschen und Düften, besonders des röstenden Sesamsamens, betört wurde, die ihm das unmittelbare Bevorstehen einmaliger kulinarischer Sinnesfreuden versprachen.
    Mandeln und Sesamsamen werden auf dem Comal geröstet. Nach Entfernen der weißen Rippen werden die Ancho-Pfefferschoten ebenfalls geröstet, doch nur so lange, daß sie keinen bitteren Beigeschmack annehmen. Da bei diesem Vorgang etwas Schmalz benötigt wird, sollte man eine gesonderte Pfanne benutzen. Danach werden die Chilis mit Mandeln und Sesamsamen auf dem Metate zerdrückt.
    Tita kniete über den Metate gebeugt und wiegte sich in sanftem Rhythmus, während sie die Mandeln und den Sesamsamen zerkleinerte.
    Unter der Bluse wippten ihre Brüste keck hin und her, trug sie doch grundsätzlich kein Leibchen. Dabei traten an ihrem Hals Schweißtropfen hervor, die allmählich hinabglitten und sich schließlich einen Weg durch den Spalt zwischen den wohlgeformten, festen Brüsten hindurch bahnten.
    Unfähig zu widerstehen, folgte Pedro den betörenden Duftschwaden, die aus der Küche hereinzogen, und blieb, als er Tita in solch aufreizender Pose gewahrte, wie angewurzelt im Türrahmen stehen.
    Tita schaute auf, ohne freilich in ihrer Bewegung innezuhalten, und sah direkt in Pedros Augen. Da entflammten beider Blicke so heftig, daß sie schier miteinander verschmolzen und ein heimlicher Beobachter bloß einen einzigen Blick, ein einziges rhythmisches, sinnliches Wogen, einen einzigen beschleunigten Atem und eine einzige Wollust wahrgenommen hätte.
    Für eine Weile verharrten sie in ihrem Liebesrausch gefangen, bis Pedro schließlich den Blick senkte und auf Titas Brüste heftete. Tita hielt im Stampfen inne, richtete sich auf und reckte stolz ihre Brüste vor, damit Pedro sie auch in ihrer vollen Pracht bewundern konnte. Die Prüfung, der er sie alsdann unterzog, sollte unwiderruflich ihr Verhältnis zueinander verwandeln. Nach diesem forschenden Blick, der die Kleidung durchbohrte, würde nichts mehr so sein wie bisher. Bei dieser Gelegenheit erfuhr Tita am eigenen Leib, wie die Berührung mit dem Feuer die Elemente verändert, wie ein Teigball zur Tortilla wird, warum eine Brust, ohne durch das Feuer der Liebe gegangen zu sein, eine leblose Brust bleibt, eine völlig nutzlose Masse. Wenige Augenblicke genügten, und schon hatte Pedro Titas Brüste vom Zustand der Keuschheit in den der Wollust versetzt, ohne sie auch nur im geringsten zu berühren.
    Wäre just in diesem Augenblick nicht Chencha vom Markt heimgekehrt, wo sie Ancho-Pfefferschoten besorgt hatte, wer weiß, was sich zwischen Pedro und Tita noch alles ereignet hätte; vielleicht wäre Pedro am Ende gar der Versuchung erlegen, Titas Brüste, mit denen sie ihn lockte, zu streicheln, doch leider kam es nicht mehr so weit. Pedro gab hastig vor, er sei herein gekommen, um ein Glas Limonade mit Chia-Samen zu trinken, griff danach und stürzte Hals über Kopf aus der Küche.
    Tita zitterten noch die Hände, als sie sich krampfhaft bemühte, den Mole fertigzumachen, als wäre nichts geschehen.
    Sind die Mandeln und der Sesamsamen fein genug gemahlen, verrührt man sie mit der Brühe, in der zuvor der Puter gegart wurde, und salzt dann nach Geschmack. Schließlich werden Nelken, Zimt, Anis, Pfeffer und zu guter Letzt Zwiebel und Knoblauch gehackt sowie das in Schmalz geröstete Croissant im Mörser zerstoßen.
    Alles wird sogleich untergemischt und zum Schluß der Wein hinzugefügt.
    Während Tita die Gewürze zerstieß, bemühte sich Chencha vergebens, Titas Aufmerksamkeit zu erregen. Wie beharrlich sie auch den Zwischenfall schilderte, der sich auf dem Marktplatz ereignet hatte, und in allen Einzelheiten die Grausamkeit der im Dorf tobenden Kämpfe ausmalte, es wollte ihr nicht gelingen, Tita auch nur für einen Augenblick zu

Weitere Kostenlose Bücher