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Essen kann jeder

Essen kann jeder

Titel: Essen kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Weber
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übrigens hauptberuflich Angiologe. Ich weiß nicht, warum holländische Ärzte versuchen, ihr Einkommen mit Science-Fiction-Metzgerei aufzubessern, doch offensichtlich scheint das niederländische Gesundheitssystem in einer tiefen Krise zu stecken.
    Um die Muskelfasern kaufertig zu bekommen, muss das Kunstfleisch übrigens mit kleinen Stromschlägen immer wieder zur Kontraktion gebracht, also quasi vor dem Verzehr trainiert werden. Das erinnert mich ein bisschen an Doktor Frankenstein. Hat der nicht auch mit Antennen auf dem Dach Blitze aus Gewitterwolken gefischt und damit toten Körperteilen Leben eingehaucht? Wer weiß, vielleicht springt irgendwann mal eine ganze Kuh aus dem Reagenzglas. Was natürlich nicht Sinn der Ge schichte ist, denn die müssten wir dann auch wieder schlachten.
    Im Moment wird das Laborfleisch aus Stammzellen von Rindern, Schweinen oder Hühnern gezüchtet. Aber den Forschern ist es auch gelungen, Muskelfasern von Kängurus, Walen und Lan gusten zu vervielfältigen. Im Grunde kann man jedes Tier be nutzen. Gerade für Gourmets und Extremesser eröffnen sich da völlig neue Möglichkeiten. Dann kann man trotz Artensterbens anfangen, mit gutem Gewissen Pandabären, Nashörner und Flussdelfine zu futtern. Vielleicht gelingt es irgendwann, das Genom von Dinosauriern zu isolieren und ein Brontosauriersteak zu züchten? Meat Design, das ist die Zukunft. Sogar Kannibalen könnten auf diese Weise sozialverträglich in die Gesellschaft in tegriert werden.
    Doch bevor wir voreilig in Euphorie verfallen: Mark Post hat kürzlich der Presse gestanden, dass die Herstellung seines Hamburgers derzeit eine Viertelmillion Euro verschlungen hat. Sollte er ein Fast-Food-Restaurant eröffnen, könnten sich nur Bill Gates oder der Scheich von Dubai ein Super-Sparmenü leisten.
    Klonfleisch in großem Stil und preiswert zu produzieren scheint also noch Zukunftsmusik zu sein. Doch die Zeit drängt. Die Weltbevölkerung wächst, und die Mägen der Massen knurren grimmig nach Wurst. Da müssen Alternativen her. Und ein Trend zeichnet sich dabei ganz deutlich ab. Doch wie bereite ich Sie am schonendsten darauf vor?
    Stellen Sie sich eine kleine Plastikschachtel mit durchlöchertem Deckel vor, unter dem man emsiges Kratzen, Krabbeln und munteres Zirpen hört … Das könnte in einigen Jahren Ihr Lunchpaket sein! Denn wenn es nach einigen Insektenforschern ginge, können auch die kleinen Krabbler dazu beitragen, den wachsenden Hunger nach tierischem Protein zu stillen. Bei circa 2,5 Milliarden Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika sind Käfer und Würmer bereits fester Bestandteil der Nahrung. Jetzt sollen auch Kulturen, die bisher Kerbtiere als Nahrung hysterisch abgelehnt haben, auf den Geschmack kommen. Vielleicht müssen sie es einfach: Die Welternährungsorganisation FAO stellte kürzlich streng fest, dass die Menschen an Insekten gar nicht mehr vorbeikommen werden. Sieben Milliarden Menschenkinder wollen satt werden. Da müssen auch Fliegenklatschen zur Jagd nach Futter herhalten.
    Außerdem weisen Ernährungswissenschaftler darauf hin, dass Insekten energiereiche und gesunde Lebensmittel sind. Sie sind fast frei von Kohlenhydraten, äußerst fett- und cholesterinarm, reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Was allein der Chitinpanzer einer Heuschrecke an Ballaststoffen zu bieten hat, stellt jedes Birchermüsli in den Schatten. Außerdem ist die Aufzucht von Insekten umweltverträglich: Sie verbrauchen weniger Wasser als herkömmliches Vieh, lassen sich auf kleinstem Raum züchten und sind besser für das Klima. Denn ein Schwein produziert hundertmal mehr Treibhausgase pro Kilogramm Wachstum als ein Mehlwurm. Wobei ich gar nicht gewusst habe, dass die so groß werden können! Außerdem setzen Insekten viel schneller Fett an. Im Vergleich zu einem Mehlwurm ist eine Mastsau ein magersüchtiger Teenager.
    Wobei erste Skeptiker die Euphorie dämpfen und vor Massenhaltung auch bei Kriechtieren warnen: »Wir wissen nicht, von welchen Krankheiten diese Tiere befallen werden und welche Hygieneprobleme wir uns bei einer Massenproduktion einfangen«, argumentiert Professor Dr. Wilhelm Windisch vom Lehrstuhl für Tierernährung an der TU München. Stellen Sie sich mal diese Schlagzeile vor: »Kakerlaken-Skandal in Käfer-Farm.« Das schafft einige Verwirrung beim Verbraucher.
    Doch der Trend ist nicht mehr aufzuhalten. Vor allem in Thailand hat die professionelle Käferzucht bereits begonnen. Laut FAO

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