Essen kann jeder
töten.« Da steht auch nicht: »Du sollst keine Menschen töten und keine Tiere, die Stöcke apportieren.« Dem Menschen war es stets bewusst, dass die Tötung eines Tieres ein gewalttätiger Akt ist, ein Eingriff in die Schöpfung. Und dass den Tieren nur aus einem einzigen Grund ihr Leben genommen werden darf: um zu überleben. So bedankten sich Indianer auch nach der Jagd beim erlegten Wild. Heute würden wir in die Psychiatrie eingewiesen werden, wenn wir bei Aldi eine Packung Buletten aufrissen und ein Dankesgebet in die PET-Schale flüsterten. Ein schöner Akt wäre es dennoch.
Auch wir Deutsche wissen, dass Tiere zu essen nicht ganz unproblematisch ist. Warum unterscheiden wir sonst zwischen Haus- und Nutztieren? Also in zu tötende und nicht zu tötende Tiere? Warum ist es vollkommen normal, beim Gassigehen eine Schweinsbockwurst zu mümmeln? Aber mit einem Schwein auf dem Schoß an einem Dackelschenkel zu nagen, das gilt als abnorm. Warum essen wir Kühe und keine Katzen? Klar – Katzen sind stolze und elegante Geschöpfe. Kühe dagegen sind furzende Viecher mit eklig nassen Schnauzen, die sogar mit der Zunge in der Nase popeln, widerlich! Außerdem haben Rindviecher das Pech, als Haustier wahnsinnig unpraktisch zu sein. Ein Stier im Vorgarten mag zum Schutz gegen Einbrecher einen gewissen Zweck erfüllen, doch mit einer Kuh an der Leine am Samstag shoppen zu gehen ist einfach nur lästig. Trotzdem bin ich mir sicher, wenn wir Schweine und Rinder als Haustiere hielten, würden die wenigsten Menschen sie auch essen.
Warum also sollten wir Menschen massenhaft Tiere für den Fleischkonsum töten dürfen? In so vielen Dingen unterscheiden sie sich überhaupt nicht von uns: Tiere leben, vermehren sich, empfinden Schmerz, empfinden Freude und Trauer. Manche Tierschützer sagen, dass wir Menschen nur alle Lebewesen diskriminieren, die nicht zu unserer Art gehören. Sie sprechen dabei von Speziesismus, also quasi Rassismus gegen Tiere. Für sie ist es daher kein kategorialer Unterschied, ob man Frauen oder Kühe unterdrückt. Nur dass es in vielen Ländern dieser Erde den Kühen besser geht als den Frauen. Auch wenn es im ersten Moment etwas überzogen klingen mag, so ist das Argument des Speziesismus trotzdem nicht ganz von der Hand zu weisen. Wenn wir ehrlich sind, leiten wir das Recht auf Fleischkonsum von der Überzeugung ab, dass wir Menschen die Krone der Schöpfung sind. Wenn wir Menschen Tiere essen, ist dies letztlich ein Ausdruck von Macht. Weshalb man unseren Fleischkonsum auch als Machtmissbrauch interpretieren könnte.
Rettet die Rübe!
Aber was ist eigentlich mit den Pflanzen? Holen Vegetarier nicht die Tiere unter den Rettungsschirm der systemrelevanten Lebewesen, während die Pflanzen weiter im Regen stehen? Tiere zu essen ist tabu, doch Pflanzen dürfen gefuttert werden, als ob es kein Morgen gäbe? Dabei will eine Pflanze auch nicht gegessen werden! Keine Kartoffel will, dass man ihr die Augen aussticht. Keine Erbsenschote will ihre Babys aus dem grünen Leib gerissen bekommen. Keine Tomate überbrüht und gehäutet, kein Spargel geköpft werden. Pflanzen sind wehrlos! Wie feige ist es eigentlich, sich an einer Karotte zu vergehen? Die kann noch nicht einmal wegrennen. Und wie gemein ist es, dem Baum einen Apfel zu entreißen? Gut, der kann Ihnen seine Früchte wenigstens auf den Kopf plumpsen lassen. Aber während ein Kalb seinen Schmerz rausbrüllt, leidet ein Kopfsalat stumm.
So wie Fleischfressern völlig zu Recht vorgeworfen werden kann, dass sie die Trennlinie zwischen Mensch und Tier ziemlich willkürlich ziehen, so kann man auch argumentieren, dass die Unterscheidung zwischen Tier und Pflanze wahllos getroffen ist. Vegetarier schreiben Tieren ein Lebensrecht zu, das sie den Pflanzen absprechen. Die Möhrenschänder! Natürlich kann man behaupten, dass Pflanzen keinen Schmerz empfinden. Aber kön nen wir da so sicher sein? Pflanzen reagieren auf viele Umweltreize: Hitze. Kälte. Licht. Dunkelheit … Vielleicht empfinden sie bei Wassermangel oder bei physischer Gewalt keinen Schmerz, sondern irgendetwas anderes. Was ich damit sagen will: Pflanzen sind auch Lebewesen, deren Lebensrecht man mit ähnlichen Argumenten verteidigen kann wie das der Tiere.
Übrigens wird nur allzu leicht vergessen, dass für die vegetarische Ernährungsweise auch tierisches Leben getötet wird: Mäuse und Rehkitze werden in Erntemaschinen zerschreddert, die Maulwürfe von Traktorreifen in ihrem Bau
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