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Essen kann jeder

Essen kann jeder

Titel: Essen kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Weber
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Felder geschüttet. Länder mit ausgeprägter Viehwirtschaft wie Holland sind geradezu mit Scheiße überzogen. Viel leicht flüchten deswegen Karawanen von Niederländern mit ihren Wohnwagen in die deutschen Mittelgebirge. Das hilft ihnen aber auch nichts, denn aus dem Kot steigt Ammoniak gen Himmel, wird vom Winde verweht und kommt an anderer Stelle mit dem Regen wieder runter. Schon grotesk: Erst entsorgt der Tulpenknicker die Scheiße auf seinem Feld, düst dann ins Ausland, um dort von seiner eigenen Scheiße beregnet zu werden. Der ammoniakhaltige Niederschlag ist extrem sauer und macht die Wälder kaputt. Ökologisch kann man sagen: Eine Kuh ist für die deutsche Eiche gefährlicher als ein Schwarm Borkenkäfer.



Doch die Überdüngung hält noch weiter reichende Folgen für die Umwelt parat: Der Dung führt zum Artensterben auf dem Land und zur Algenblüte im Wasser. Wenn es so weitergeht, brauchen wir keinen Ostseetunnel mehr, dann können wir auf einem riesigen Algenteppich nach Schweden fahren. Besonders unappetitlich: Alle vierzig Sekunden rülpsen 1,5 Milliarden Rinder einen Ballon voll Methan in die Luft und sind schätzungsweise für 18 % der Treibhausgasproduktion verantwortlich. Von den Emissionswerten her ist die Kuh also ein Kleinwagen. Eigent lich noch schlimmer, denn welcher Kleinwagen kackt schon auf dem Parkplatz, auf dem er steht?
    Es gibt Zukunftsforscher, die sagen: Die moderne Fleischproduktion ist eine Katastrophe von solchem Ausmaß, dass künftige Generationen die Fleischfresserei schlichtweg verbieten werden. Fleischkonsum wird damit zum Verbrechen, und die Zukunft sieht dann so aus: Die Typen, die heute am Bahnhof Haschisch verkaufen, dealen plötzlich mit Leberkässemmeln. Und in der Zeitung lesen wir: »Großer Erfolg für die Wurstfahndung in Köln. Beamte der Einsatzgruppe ›Landjäger‹ haben einen illegalen Fleischwurstring hochgenommen. Der Innenminister machte noch einmal deutlich: Schwarzwursten ist kein Kava liersdelikt.«
    Wenn das Hauptproblem der modernen Fleischindustrie darin besteht, dass Futterpflanzen unter enormer Ressourcenverschwendung produziert werden, um sie an Tiere zu verfüttern, dann liegt doch folgender Gedanke nahe: Würden wir weniger Fleisch essen, bräuchten wir weniger Getreide oder Soja. Es müsste folglich weniger von diesen Pflanzen angebaut werden, und der Regenwald könnte stehen bleiben. Natürlich ist es Wahnsinn, dass Getreide an Rinder verfüttert wird. Seit wann fressen Kühe denn Getreide? Mein Grundschullehrer hat mir noch beigebracht, dass Kühe auf der Weide grasen und keine Müsliriegel mampfen. Selbst die Methanrülpserei wäre dann bestenfalls ein ästhetisches, weniger ein ökologisches Problem. Laut einer Studie des Naturschutzbundes binden Weideflächen mehr CO2, als selbst die gastritischste Kuh an Gas aufstoßen kann. Eine saftige grüne Wiese, auf der sich duftende Blumen mit dampfenden Kuhfladen harmonisch vereinen, bildet Humus. Und das ist gebundener Kohlenstoff und das Weideland damit ein echter CO2-Schlucker. Auch wenn wir durch die moderne Massentierhaltung einen furchtbaren Überschuss an Mist produzieren: Ein bisschen Gülle brauchen wir Menschen schon, nämlich zum Düngen. Vor allem der Biolandbau ist auf ein gewisses Maß an Tierhaltung angewiesen, denn hier sind Kunstdünger verboten. Logisch – weil Kunstdünger unter dem Einsatz fossiler Brennstoffe aus dem Luftstickstoff gebunden werden muss. Das klingt vielleicht paradox: Ein Sojaburger aus konventioneller Landwirtschaft ist ein größerer Klimakiller als eine Kuh aus Weidelandhaltung. Durch Weidelandhaltung wird noch ein weiteres Problem gelöst: Wenn Kühe Gras fressen, essen sie niemandem Nahrungsmittel weg. Denn selbst der hungrigste Weltenbürger kann nun mal kein Gras verdauen. Wir sehen: Grasende Kühe sind weder Klimakiller noch Essensvernichter. Ob wir genug Weidefläche haben, um unsere blinde Gier nach Triple-Burgern und Mega-Bockwürsten zu befriedigen, sei dahingestellt. Aber wenn wir es schaffen, unseren Fleischkonsum an die Produktionsmittel (wie Marx sagen würde) anzupassen, wäre eine nachhaltige Fleischproduktion durchaus möglich.
    Argument 3
    Kommen wir zum letzten und fundamentalsten Argument für eine vegetarische Lebensweise: Für Fleisch müssen Tiere geschlachtet werden. Warum sollte uns Menschen das erlaubt sein? In der Bibel steht doch unmissverständlich: »Du sollst nicht töten.« Da steht nicht: »Du sollst keine Menschen

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