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Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Titel: Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Youya Lo
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da sie ihm etwas mehr
Freiraum zugestand. Sie musste im Fieberwahn sein, ihn auf diese Weise zu
bedrängen, halb nackt und am Bett seines Geliebten.
    Wahnsinnig oder nicht, sie strahlte Selbstbewusstsein
aus, als sie ihn schamlos musterte. Aber Daniel war kein Ausstellungsstück, und
er lag nicht zu ihrem Vergnügen hier. Merkte sie gar nicht, wie unerfreulich
sie sich benahm?
    „Hab keine Angst vor Meejael.“ Sie lächelte. „Ich bin
ein Engel. Ein Seraph des ersten von Gottes Chören. Ich habe dich auserwählt,
Daniel.“
    Er spürte, wie sein Mund aufklappte.
    „Bedauerlich, aber wie du unschwer erkennen kannst,
bin ich bereits vergeben.“
    Die Worte schlüpften über seine Lippen, noch bevor er
zum Nachdenken kam. Ihr Lächeln fror ein.
    „Ja. Bedauerlich. Also mach dich frei von ihm.“
    Daniel zog die Augenbrauen hoch. Julian schlief tief
und fest, was den Schluss nahe legte, in einem Traum gefangen zu sein.
    „Meejael kann dir deine sehnlichsten Wünsche erfüllen,
geliebtes Menschenkind. Jeden einzelnen. Unvorstellbare Macht kannst du
erlangen. Mittel, mit denen du jedermann auf dieser Welt unterwerfen kannst. Du
wirst unsterblich sein, deshalb: lass ihn fallen.“
    Die offensichtlich Geistesgestörte warf einen Blick
auf Julian, „Nimm stattdessen mich. Meejael.“
    Daniel wusste, dass seine Züge entgleisten. Er fühlte
es in seiner Gesichtsmuskulatur und, so irrsinnig das war, auch in ihrer Laune.
Meejael, oder wie auch immer ihr richtiger Name war, wurde ärgerlich. Die Hitze
ihres Körpers stieg an. Die Luft wurde heiß wie in einem Brennofen. Sie glühte
auf ihm, überall. Auf seiner Haut, in seinen Augen und sogar in seinen Lungen.
    Also schön. Möglicherweise besaß dieses… Wesen…
irgendeine Art von übernatürlicher Kraft. Daniels Lippen platzten auf. Jeder
Atemzug tat weh.
    „Du machst mir Angst... Meejael.“
    Schlagartig erlosch ihr unheimliches Fieber. Sie
lächelte.
    „Wenn du freiwillig mit Meejael gehst, wird es dir an
nichts mangeln, Daniel. Das verspreche ich.“
    „Und wenn nicht?“
    „Dann wird Meejael dich zur Einsicht bringen.“
    Flammen begannen, in der Luft zu tänzeln. Meejael
drückte ein Knie gegen seine Brust. Das andere drängte sie zwischen Julians und
seinen Körper und überzeugte Daniel auf diese Weise endgültig davon, einen
unsinnigen Traum zu durchleben, denn Julian erwachte auch davon nicht.
    Daniel entspannte sich, obwohl Meejael sich erneut
dicht über sein Gesicht beugte. Langes, schwarzes Haar umhüllte ihn und nahm
ihm die Sicht. Aufdringliche, feuchte Lippen berührten seine. Er drehte den
Kopf weg.
    „Hör auf damit!“
    „Waruuum?“ Meejaels Stimme war das Schmollen eines
verwöhnten Kindes, ihr Blick zu starr, um gekränkt zu wirken. Ärger überkam Daniel.
Auf diese Art von Bettruhe konnte er gerne verzichten.
    „Wie gesagt. Ich bin vergeben.“ Es gelang ihm nicht,
sich auf Julian zu konzentrieren, um diesen Wahnsinn aus seinem Bewusstsein zu
vertreiben. Meejael zog mit ihrem Zeigefinger eine brennende Spur über seine
Wange und Daniel begriff, dass kein Traum einen derartigen Schmerz
vorzutäuschen vermochte. Nicht bis in die Knochen.
    Des Weiteren stieg Qualm von der Wange auf, er konnte
es sehen und sogar riechen.
    Julian schlief, und Gott sei dank tat er das, denn was
hier soeben geschah, musste real sein. Der glühende Finger fuhr über seine Nase
und brannte in seinen Augen.
    „Soll Meejael deinen Sugar Daddy töten? Dann bist du
wieder frei.“
    Sugar Daddy. Töten.
    Das schlug dem Fass doch wohl den Boden aus. Daniel
wischte die Hände des unverschämten Miststücks beiseite und versuchte, sich
aufzurichten. Allerdings war Meejael stärker. Ihr Knie drückte wie eine
brennende Fackel auf seine Brust.
    „Dann vernichte ich euch alle beide!“, fauchte sie.
    Zumindest erwachte Julian nicht. War das sein Glück
oder hatte die Verrückte ihm bereits etwas angetan?
    „Denk nicht an ihn, denk an mich!“, fuhr sie ihn an.
„Ich bin Meejael! SERAPH IM ERSTEN SEINER CHÖRE!“
    Dann verstummte sie. Und die vollkommene Ruhe, die sie
plötzlich verbreitete, war noch unheimlicher als ihr cholerischer Ausbruch.
Meejael verdrehte seufzend die schwarzen Augen, so als müsste sie einem
wahrhaft dummen Kind etwas sehr Wichtiges erklären.
    „Wir fangen besser von vorne an, Daniel. Und diesmal
zeige dich gefügig.“ Sie entblößte eine Reihe unauffälliger, gepflegter Zähne
für ein Lächeln, aber Daniel stockte der Atem. Diese Zähne

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