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Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Titel: Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Youya Lo
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Anordnung
widersetzt und einen Ausflug mit ihrer braven, kleinen Stute gemacht…
    Oh nein.
    „Scheiße!“
    Nika fuhr hoch und sprang aus dem Bett.
    Seit sie Elise in Teresas verlassenem Stall
zurückgelassen hatte, waren bereits zwei Nächte vergangen. Zwei Nächte!
    Wie hatte sie vergessen können, Elise nach dem Sturz
in den Feldern nach Hause holen zu lassen? Bestimmt war Teresa auch nicht mehr
dort gewesen, sie verbrachte jede freie Minute in Mayfair, seit sie einen
Pilzbefall an einigen sehr kostbaren Pflanzen entdeckt hatte.
    „Das kann nicht wahr sein…“
    Oh, hoffentlich war Elise von allein wieder nach Hause
gekommen. Hoffentlich. Nika rannte los.
     
     
    Daniel schlug die Augen auf. Was war das?
    Keines der Fenster war geöffnet, denn jedes von ihnen
ging zur Straße hinaus, und im Londoner West End herrschte schon früh morgens
reges Treiben. Allerdings hätte Daniel schwören können, dass ein Luftzug über
seinen bloßen Rücken gestrichen war. Er blinzelte. Licht fiel durch die nur
nachlässig zugezogenen Vorhänge. Es dämmerte also bereits. Nichtsdestotrotz
würde er Julian schlafen lassen. Ohnehin würden ihn spätestens die Kaltblüter
der nahe gelegenen Destillerie mit ihren Hufschlägen auf dem Kopfsteinpflaster
und dem Klirren der Flaschen in den Holzkisten wecken, wenn sie den Karren mit
den Spirituosen die Straße hinaufzogen.
     
    So weit entfernt von Cardiff und all den moralischen
Hindernissen, denen Julian sich dort ausgesetzt gefühlt hatte, war es Daniel
erst hier in London gelungen, diesen Mann endlich für sich zu erobern.
    Daniel hatte schon seit geraumer Zeit seine Blicke
gesucht, schon seit mehr als einem Jahr, und es war ihm nicht entgangen, dass
das Objekt seiner Begierde sehr wohl auch auf ihn aufmerksam geworden war.
Dennoch entwickelte sich nichts zwischen ihnen, obwohl Julian an jedem ersten
Freitag eines beginnenden Quartals in seiner Funktion als Finanzverwalter zu den
Millers nach Cardiff kam und als alter Freund der Familie das Wochenende über
blieb.
    Um das einfordern zu können, wonach es ihn verlangte,
war Daniel nicht umhin gekommen, Julian bis nach London zu folgen. Hier
überwachte er offiziell den Bau der Lagerhallen an den Docks, da ein
Standortwechsel des Familienunternehmens unumgänglich geworden war. Cardiff
stand anderen Städten in nichts nach, jedoch verlagerte sich die Gewichtung der
wirtschaftlichen Bedürfnisse der gesamten Region mehr und mehr auf den Abbau
und Export der Kohle, Miller & Durham jedoch befasste sich mit der
Entwicklung von Haushaltsgeräten. Insofern schien London die bessere Wahl für
den Hauptsitz des Unternehmens zu sein, zumindest Julians Ansicht nach, und die
war entscheidend. Nicht nur, weil er das Durham im Firmennamen und damit
Geschäftspartner von Daniels Dad war, sondern hauptsächlich, weil es Julian
schon während ihrer gemeinsamen Kindheit jedes Mal wieder gelungen war, Theodor
Millers Erfindungen gewinnbringend zu vermarkten. Julian Durhams Instinkt
erwies sich als erstaunlich zuverlässig.
    Daniels Bemühungen um ihn fruchteten, sobald eine
räumliche Distanz zur Familie geschaffen und die restlichen Millers nicht mehr
allgegenwärtig waren. Die Tage verbrachte er zwar im Planungsbüro an den Docks,
die Nächte dagegen ausschließlich in Julians Bett, obwohl sie beide wussten,
dass die Millers in Cardiff absolut im Bilde darüber waren, was in London
geschah.
     
    Schon wieder ein Luftzug auf Daniels Haut. Wie ein
sanfter Finger fuhr er über Daniels Wirbelsäule bis an seinen Nacken. Obwohl
Julian schlief.
    Langsam, um den Geliebten nicht zu wecken, drehte
Daniel sich auf den Rücken und erstarrte. Nur eine Handbreit von seinem Gesicht
entfernt glimmten dunkle Augen. So dunkel, dass er im schummrigen Licht des
beginnenden Tages außerstande war, eine Abstufung zwischen Iriden und Pupillen
zu erkennen. Ein leises Grauen überkam Daniel.
    Wie war diese Person in die Wohnung gelangt, und
weshalb war sie ihm so nahe?
    „Liebster. Erschrick nicht vor Meejael.“
    Daniel schluckte. Aus den Augenwinkeln sah er nach
Julian. Er schlief nach wie vor.
    „Meejael?“, flüsterte er. „Ist das dein Name? Was
willst du hier?“
    „Dich mitnehmen, Daniel.“
    Diese Frau kannte seinen Namen. Sie trat einen Schritt
zurück. Erst jetzt, da sie sich entfernte, bemerkte Daniel die unerklärliche
Hitze, die sie ausstrahlte. Sie ging von ihrem kaum bedeckten Körper aus und
brannte auf seiner Haut, nur nicht mehr so heftig, jetzt,

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