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Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Titel: Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Youya Lo
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Januar 2013
     
    „So, das wäre erledigt.“
    Der Polizeibeamte kam an seinen Schreibtisch zurück
und ließ sich in den Bürostuhl sinken. Er schob das frisch ausgedruckte Blatt
Papier quer über den Tisch zu Nika. Wartete. Lächelte so eine Art
Aufmunterungslächeln. Und während das geschäftige Brummeln des Druckers
plötzlich erstarb, begriff Nika, dass sie an der Reihe war. Doch sie rührte
sich nicht.
    „Mademoiselle…“
    Stumm folgte sie seinem Blick auf den vor ihr
liegenden Bericht und wartete, bis er sich den Namen noch einmal ins Gedächtnis
gerufen hatte.
    „Mademoiselle Brand, wenn Sie dann bitte Ihre Aussage
noch einmal durchlesen und anschließend unterschreiben?“
    Einen Augenblick lang starrten sie einander an. Sein
Blick war gutmütig. Und mitleidig. Vielleicht weil er wusste, dass das Opfer,
wie er Sophie ständig nannte, auch gleichzeitig ihre Mitbewohnerin gewesen war.
Ihre Freundin.
    „Unterschreiben Sie bitte hier unten.“
    Der Beamte beugte sich über den Tisch zu ihr und
deutete auf die entsprechende Stelle.
    Früher oder später hätte Nika sie bestimmt auch selbst
gefunden, denn sie war kaum zu übersehen; eine gestrichelte Linie unter einem
kurzen Text mit spärlichen bis gar keinen Info rmationen über den Tathergang und ein paar
Bedeutungslosigkeiten über Sophies Leben. Daneben ein Datum. Und darunter Nikas
Name in Duckbuchstaben.
     
    Zum tausendsten Mal fingen Nikas Gedanken wieder das
sinnlose Kreiseln an. Mit immer gleichem Auftakt und immer gleichem Schluss.
    „Und eine Verwechslung ist wirklich ausgeschlossen?
Ganz sicher?“
    Der Beamte nickte.
    „Wie schon gesagt, Mademoiselle…“
    Ja, wie schon gesagt. Aber auch wenn die Air France
bestätigt hatte, dass Sophies Flugroute kurzfristig geändert und sie deshalb
tatsächlich am Vorabend zu Hause in Paris gelandet war…, und auch wenn die
Vermieterin, die im gleichen Haus unten im Erdgeschoss wohnte, sie
identifizieren konnte… in der gleichen Nacht noch, während Nika ein paar
Stockwerke höher tief und fest geschlafen hatte. Wie ein narkotisiertes Baby.
     
    Irgendetwas brummte kurz auf. Nika schreckte aus ihren
Gedanken und begriff, dass der verzweifelte kleine Laut von dem Beamten
gekommen war, der auf den Abschluss der Befragung wartete und dem vermutlich so
langsam die Geduld ausging.
    „Mademoiselle Brand?“
    Sicher musste er noch jede Menge anderer Leute
befragen. Nika hielt ihn nur auf.
    Für einen Augenblick ärgerte sie sich über sich
selbst. Sophie war tot! Ob Nika ihre Aussage nun endlich unterschrieb
oder nicht – dadurch würde sich überhaupt nichts ändern. Auch wenn es sich
anfühlte, als müsste sie persönlich das verhängte Todesurteil vollstrecken.
Dabei war das längst erledigt.
    Mit einem Ruck setzte sie sich auf, kritzelte ihren
Namen unter die Zeugenaussage und las sich natürlich gar nichts durch. Dann
stand sie auf und griff nach ihrer tonnenschweren Tasche. Bag-eats-girl-Style,
als wäre es wirklich nötig, vom Skizzenblock bis zum Ersatz-Schuhpaar allen
möglichen Krempel mit sich herumzuschleppen. Den Block, beispielsweise, hatte
sie seit Wochen nicht mehr in der Hand gehabt, allerdings war sie ja auch über
die Feiertage bei Dad gewesen, wenn auch nur kurz. Nur bis gestern, weil sie
Sophie versprochen hatte, sich um Miss Kitty zu kümmern…
    Nika zuckte zusammen.
    Oh, nein. Miss Kitty!
    „Darf ich die Katze behalten?“ Das hatte sie ganz
vergessen.
    „Die Katze?“ Der Beamte runzelte die Stirn und warf
einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr.
    „Sophie,… Mademoiselle Ferret hat eine Katze. Ich
kümmere mich um das Tier, wenn sie unterwegs ist. War. Wenn sie unterwegs war.
Also…“ Gott, was für ein unglaublich saurer Geschmack in ihrem Mund. Als hätte
sie sich übergeben. „Kann ich die Katze behalten? Oder muss ich sie abgeben?
Sie ist ja kein Beweismittel oder so…“
    Ihre Stimme verlor sich im allgemeinen Lärm der
klingelnden Telefone und ruckenden Stühle und Gespräche an den anderen Tischen
in all den anderen Räumen. Überall standen die Türen offen. Ständig trampelten
Schritte durch den Flur hinter ihr.
    Der Polizist presste die Lippen zusammen, bevor er
schließlich seufzte. Offensichtlich musste er darüber nichts in das Protokoll
einfügen, denn er nickte nur und deutete auf die Tür.
    „Wissen Sie was, Mademoiselle? Behalten Sie das Tier
ruhig. Bei Ihnen ist es sicher in guten Händen.“

Vier
     
    Die jüngere der beiden Sekretärinnen musterte

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