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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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ihn, »aber was ist denn aus der saftigen Safti geworden?«
    »Königin Pooki hat sie als erste jungfräuliche Hohepriesterin des Kimberli installiert, unter der Bedingung, daß sie ihre Aussteuer dem Tempel stiftet. Safti war einverstanden und zog sofort mit ihren sechs Kindern und ihrem treuen persönlichen Diener Ingbard dort ein.«
    »Verstehe«, sagte der Kater. »Schön, dann werde ich jetzt mal gehen und mich in den Tod stürzen, falls ihr nichts dagegen habt.« Natürlich machte er nur Witze, aber schließlich hatte ihn ja auch niemand gewarnt, daß sich der Humor meines Bruders darauf beschränkte, aus dunklen Ecken hervorzuspringen und ältere, herzschwache Verwandte mit »Buh!« zu erschrecken.
    »Nein! Nicht!« schrie Basehart und wollte nach dem Kater grabschen. Sein Ausbruch erschreckte Scandal, der bis dahin ruhig auf dem Teppich gesessen und es zugelassen hatte, daß Basehart sein Fell malträtierte, damit die Funken (und der Teppich) flogen. Scandal machte einen Satz, zischte, bleckte die Zähne, versteifte die Beine und fuhr die Krallen aus. Er war zwar klein, doch wenn er wütend wurde, sah er durchaus gefährlich aus.
    Basehart brauchte gar nicht erst nachzudenken, wie mit gefährlichen Tieren zu verfahren war. Basehart wußte ohnehin immer alles, ohne erst nachzudenken. Er packte das nächstbeste Schwert, was zufälligerweise ausgerechnet jenes war, das ich gerade in der Hand hielt, und stach damit nach Scandal. Zwar verfehlte er sein Ziel, richtete aber dennoch mehr als genug Schaden an.
    Nachdem Grabräuber meinen Händen entrissen war, war damit auch der Magik-Strom abrupt unterbrochen. Der Teppich machte einen furchtbaren Satz, so daß ich auf Mysti stürzte. Sie kreischte auf, als ich ihr Mutter Krötenhauchs Sauciere aus den Händen schlug. Die rollte an den flatternden Rand des Teppichs, wo sie dicht am Nichts liegenblieb.
    »Ich hab’ sie, ich hab’ sie, ich hab’ sie!« schrie Scandal und machte einen Satz nach vorn. Der Teppich vollzog einen weiteren Ruck, noch während der Kater in der Luft schwebte.
    Die Sauciere holperte zwar zurück in Sicherheit, doch dafür sah Scandal sich plötzlich von nichts anderem als dünner Luft umgeben.
    »Ich hab’ sie nicht«, waren die letzten Worte, die ich ihn sagen hörte, bevor er außer Sicht stürzte.
    Ich hatte nicht einmal genug Zeit, um zu erschrecken. Es war, als sei Scandal eine Kerzenflamme gewesen, die zufällig von einem nahenden Wirbelsturm ausgelöscht worden war: Man denkt nicht darüber nach, was mit der Flamme passiert ist; man konzentriert sich vielmehr darauf, die eigene Haut vor dem nahenden Sturm zu retten.
    Außerdem war der Kater nicht das einzige, was in die Tiefe gerissen wurde: Ohne den Magik-Kreislauf flog der Teppich nur noch in eine einzige Richtung - nach unten, und zwar schnell.
    Mysti hielt sich mit einer Hand an mir fest, mit der anderen umklammerte sie die Sauciere. Basehart umklammerte dafür Mysti.
    Die Kanten des Teppichs umflatterten uns im Sturz. Beide Proviantkörbe und Mystis Reisesack glitten in den Himmelsabgrund davon. Alles, was ich noch sehen konnte, war ein flatternder regenbogenfarbener Vorhang; alles, was ich noch spürte, war der Wind; alles, was’ ich noch hörte, waren die entsetzten Stimmen meines Bruders und meiner Frau, die mich anflehten, doch irgend etwas zu unternehmen.
    Alles, was ich sagen konnte, war: »Au.« Etwas Hartes und Kaltes mit einer bösartigen Kante schnitt sich in meinen Fuß. Ich blickte hinunter und sah, wie Grabräuber seitlich gegen meinen Schuh drückte. Ich griff nach dem Schwert und rezitierte verzweifelt den Zauber der Levitation.
    Wir levitierten weiterhin in die falsche Richtung.
    »Die Sauciere«, keuchte Mysti. »Richte es auf die Sauciere.« Das tat ich - ohne Glück. Basehart hörte auf, mich anzuflehen, ihn doch bitte, bitte zu retten, und begann statt dessen, mich zu verfluchen.
    »Ein prächtiger Herr des Bösen bist du! Kannst ja nicht mal einen einfachen Teppich daran hindern, vom Himmel zu fallen! Das Gute wird noch durch einen dämlichen Zufall über das Böse triumphieren, so sieht das nämlich aus!«
    »Rrrragh! Wer hat dich nach deiner Meinung gefragt! Das ist alles deine Schuld, Basehart! Ach, ich sollte …!« Mit jener merkwürdigen Kraft, die man manchmal in hoffnungslosen Situationen freisetzt, riß ich Grabräuber hoch über meinen Kopf und ließ das Schwert wild herumwirbeln.
    Und es wirbelte und wirbelte und wirbelte. Die Klinge erglühte im

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