Esther Friesner
wie
»Argelbargelgarfnongwizwozzleblat«.
»Entschuldige mal, alter Freund«, sagte Meister Gurf und legte Meister Benidorm eine Hand auf den Arm. »Ich glaube, du wolltest doch wohl eigentlich >Argelbargelgarfningwizwozzleblot< sagen, nicht wahr?«
Meister Benidorms Hut hörte auf zu zucken. Seine Augenbrauen zogen sich zu einer mörderischen Grimasse zusammen. »Ich weiß schon, was ich tue, Gurf«, knurrte er.
»Gewiß doch, gewiß doch.« Der ältere Zauberer zwirbelte die Daumen und wirkte so vergnügt wie eine ganze Wagenladung Steuereintreiber. »Aber wie bedauerlich, wenn ich dem Rat davon Mitteilung machen müßte, daß du versucht hast, dem jungen Rattenklopper die Magik abzunehmen, während du absichtlich den Zauber in der ersten Person Singular benutztest. Das würden unsere Kollegen aber gar nicht gerne hören. Es würde ja glatt so aussehen, als hättest du versucht, die ganze Magik von Meister Thengor für dich zu behalten.« Er hörte auf, die Daumen zu zwirbeln, und lüpfte seinen eigenen Hut. Unter dem sternenübersäten schwarzen Kegel hockte ein winziger Kobold. Er hatte die Farbe verfaulender Pilze, bis auf sein prachtvolles Gebiß aus grünen Zähnen, das er zu einem hämischen Grinsen gebleckt hatte.
Ich hätte wohl auch gegrinst, wenn ich gerade mit einer geladenen Armbrust auf Meister Benidorms Herz gezielt hätte.
»Das würde zugleich bedeuten, daß ich das Recht hätte, dich von meinem Familie auf der Stelle töten zu lassen. Der Rat mag keine Schweine, Beni. So, wollen wir diesen Zauber also jetzt noch einmal versuchen, von Anfang an?« schlug Meister Gurf freundlich vor und bedeckte den Kobold wieder mit seinem Spitzhut. »Diesmal tun wir es gemeinsam, nur um sicherzugehen, daß du dir nicht die ganze Last an Magik aufhalst, unter der dieser arme, unglückselige Bursche zu leiden hat.«
»Magik?« quiekte ich. Niemand hörte mich. Damit sie einen verstehen, müssen die Leute erst einmal zuhören.
Und um das zu tun, müssen sie erst einmal begreifen, daß man überhaupt da ist.
Die Zauberer vereinten ihre Kräfte, und ihre Stimmen hoben und senkten sich in vollkommenem Einklang, während sie den Zauber abspulten. Mit den Händen zogen sie gespenstische Muster in die Luft, die in einem fahlblauen Feuer zu erglühen schienen, bevor sie wieder verschwanden. Die Spitze von Meister Benidorms Hut zuckte wieder, und die fransigen Enden der schwarzen Kordel, die Meister Gurfs Kutte rafften, schwebten empor und schwangen hin und zurück wie ein Zwillingspärchen Schlangen.
Ich versuchte sie aufzuhalten. Ich hatte Angst davor, was sie mir antun würden. Was war das für ein Gerede von Magik? Magik und mir, ausgerechnet! Ich hatte doch gar keine Magik! Niemand an der Akademie hatte mir jemals auch nur den kleinsten Krümel, das winzigste Tröpfchen von dem Zeug abgegeben - was wahrscheinlich auch nur zu meinem Besten gewesen war. Wie konnten sie mir etwas abnehmen, was ich gar nicht besaß?
Auf äußerst schmerzhafte Weise, vermutete ich.
(Ich erinnerte mich an jenen Tag ganz am Anfang meiner Akademiezeit, als der Meister Thengor für eine Vorführung etwas Blut brauchte, aber gerade keins mehr auf Lager war.
»Kendar«, hatte er gesagt, »geh und hol mir einen Stein aus dem Garten.«
Ich tat, wie mir geheißen, und kehrte mit einem großen Granitblock zurück. »Wirst du uns jetzt einen anderen Zauber zeigen, Meister Thengor?« fragte ich.
»Warum sollte ich?« lautete seine Antwort.
Wie ein Narr erwiderte ich: »Na ja, weil du gesagt hast, daß wir Blut brauchen, um den ersten Zauber durchzuführen, aber wir haben kein Blut, sondern nur diesen Stein hier, und mein Vater, der Edelherr Lucius Parkland Gangle, hat immer gesagt, daß man kein Blut aus einem … aus einem … aus einem …«
Ich stammelte immer noch dergestalt vor mich hin, als Meister Thengor den letzten Tropfen Blut aus dem Stein in seinen Händen gewrungen hatte und die ausgetrocknete Hülse beiseite warf. »Das funktioniert auch mit Blumenzwiebeln«, sagte er. Vielleicht war ja in meinen vielen Jahren an der Akademie doch ein wenig Magik auf mich übergegangen - ihr wißt schon, so wie Wollflaum -, und vielleicht könnten der Meister Benidorm und der Meister Gurf sie tatsächlich aus mir herausquetschen, wenn sie sich nur genug Mühe gaben.
Man sollte nie einen sturen Zauberer unterschätzen. Ich wollte lieber gar nicht erst herausfinden, wieviel Mühe sie sich geben würden; und ganz bestimmt mochte ich nicht so
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