Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)
vielseitig.“
Olivia begann es Spaß zu machen, all diesen Namensbedeutungen nachzugehen, und auf einmal fielen ihr wieder die Fragen ein, die sie Wenona nicht hatte stellen können.
„Tocho heißt Berglöwe , aber was ist mit deinen anderen Namen?“, fragte sie deshalb neugierig. „Was ist die Übersetzung von Lenno?“
„Es bedeutet einfach nur Mann “, antwortete er und diesmal sah Olivia ihn aufmerksam an. Lenno freute sich ganz offensichtlich darüber, dass sie begann, sich für Etenya zu interessieren. „Yuma hat mehrere Bedeutungen. Eine davon ist Sohn des Flusses .“
Olivia überlegte kurz. „Ah, weil deine Mutter so hellblaue Augen hat, dass sie aussehen wie Wasser.“
Er nickte wieder. „Genau.“
„Und dein Vater?“
Als würde sich von einem Augenblick zum anderen ein Vorhang zwischen ihnen zuziehen, spürte Olivia im selben Moment, wie sich Lenno von ihr zurückzog. Sie runzelte die Stirn. Hätte sie diese Frage lieber nicht stellen sollen?
Lenno schaute sie mit einem ernsten Ausdruck in seinem Gesicht an, also wartete sie verunsichert ab. Schließlich senkte er seinen Blick und sagte: „Er hieß Wynono Hania. Er hatte einen Zwillingsbruder, daher der erste Name, der zweite bedeutet Geistiger Krieger. Er war ein starker Mann, alle liebten und ehrten ihn, aber man hat ihn umgebracht. Da war ich etwa zwölf.“
Hilflos beobachtete Olivia ihn, um einen Hinweis zu bekommen, wie sie darauf am besten reagierte, doch sein Gesichtsausdruck blieb für sie undurchschaubar. Als er sie endlich wieder ansah, schaute sie betreten weg.
„Oh, das tut mir leid“, murmelte sie, und im Gegensatz zu seinem, erzählte ihm ihr Gesicht offenbar ganze Romane, denn er nahm sie in den Arm und küsste ihre Schläfe.
Eng umschlungen gingen sie weiter und kurz vor der Lichtung blieben sie stehen. Sie wollten ihre gemeinsame Zeit nicht enden lassen, ohne sich richtig voneinander verabschiedet zu haben. Olivia spürte den unerbittlichen Drang, ihm unbedingt etwas sagen zu müssen. Sobald sie wieder bei seinen Leuten waren, konnten sie nicht mehr miteinander sprechen. In ihrem Kopf sausten aber alle Gedanken durcheinander, also sagte sie einfach: „Danke fürs Austricksen. Mir hat das Schwimmen im See sehr gefallen.“
Lenno lachte und antwortete: „Gern geschehen. Ich hatte auch meinen Spaß!“
Olivia hob ihren Kopf und schaute ihn empört von der Seite an. Das brachte ihn noch mehr zum Lachen, dann küsste er sie.
Keiner von beiden wollte diesen Kuss beenden, denn es würde der Letzte an diesem Abend sein. Bevor sich allerdings einer von ihnen dazu hinreißen ließ, dem anderen vorzuschlagen, zum See zurückzugehen, trennten sie sich widerwillig voneinander und gingen zurück zur Lichtung.
An diesem Abend saßen sie lange mit Lennos Leuten zusammen und aßen gemeinsam, während andere sich am Lagerfeuer unterhielten. Olivia genoss es, Lenno mit seiner Familie und seinen Freunden zu beobachten. Bei ihnen wirkte er viel glücklicher und gelöster, als er es in ihrer Welt gewesen war. Verstohlen suchten sich immer wieder ihre Blicke.
Als Olivia gähnte, wurde Wenona darauf aufmerksam und kam zu ihr. „Komm, ich bleibe heute Nacht bei dir. Es wird dir sonst sicher seltsam vorkommen, wenn du aufwachst und alleine bist“, sagte sie und zog Olivia lächelnd in den Stand.
Unauffällig schaute sich Olivia ein letztes Mal nach Lenno um, doch ihre Suche blieb erfolglos. Er war verschwunden.
Müde und ein wenig enttäuscht schlich sie neben Wenona durch die Gänge zu ihrem Schlafquartier. Es fiel ihr immer schwerer ihr Gähnen zu unterdrücken und auch ihre Umgebung nahm sie nicht mehr so gestochen scharf wahr. Im nächsten Moment war die Müdigkeit jedoch wie weggeblasen und sie hellwach.
Ohne Vorwarnung wurde sie am Handgelenk gepackt und in einen Nebengang gezogen. Erschrocken atmete sie ein und schmeckte plötzlich Lennos Lippen, die sich auf ihre pressten, damit kein Ton aus ihrem Mund kam.
„Ich vermisse dich jetzt schon. Schlaf dich gut aus, denn wir haben morgen einen anstrengenden und langen Weg vor uns“, raunte er und benetzte ihre Lippen zwischen seinen Worten mit kleinen Küssen. Olivia kicherte leise und flüsterte zurück: „Ok, aber ich komme nur unter einer Bedingung mit.“ Er hielt inne, sah sie verdutzt und zugleich amüsiert an. „Wenn wir wirklich längere Zeit marschieren, will ich eine Hose und so eine Weste wie deine haben. Die kann man doch vorne zumachen, oder?“ Dabei griff
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