Eternal - Die Geliebte des Vampirs
Vittores kleines Mädchen.« In ihren Augen blitzten Tränen der Wut auf. »Verstehst du, was das bedeutet,
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Elena? Meine Mutter sagt mir immer noch, wann ich schlafen gehen soll. Nach fünfhundert Jahren!« Sie sah zu Boden. »Aber das war etwas, das ich ganz allein fertiggebracht habe.«
»Du hast diese Jungen getötet, weil du zornig warst?«, fragte Elena ungläubig. »Weil du enttäuscht warst, wie sich dein Leben entwickelt hat? Sie können nichts für das, was dir zugestoßen ist!«
»Wen hätte ich denn umbringen sollen? Großvater?«, fragte Lia. »Glaub ja nicht, dass mir das nicht in den Sinn gekommen wäre.« Ihre Großspurigkeit schwand zusehends. »Wie wahrscheinlich uns allen.«
»Aber diese Menschen hatten nichts mit den Sünden deines Großvaters zu tun!«
»Ich auch nicht.«
Elena blickte zu Fin auf. Er wünschte verzweifelt, er könnte etwas für sie tun. Ihr ihren Schmerz irgendwie erleichtern.
Sie heftete den Blick wieder auf ihre Nichte. »Indem du diese Unschuldigen ermordet hast, bist du genau wie die Männer geworden, die uns das angetan haben.«
»Ihr tötet mich jetzt also.« Lia trat vom Gitter zurück und verschränkte die Arme über der Brust. »Ihr schlagt mir den Kopf ab und werft meine Seele ins ewige Fegefeuer.«
»Das liegt nicht bei mir. Fin sagt, dass es eine Anhörung vor dem Hohen Rat geben wird. Sie werden über dich zu Gericht sitzen.«
»Wie praktisch. So kommst du davon, ohne dass mein Blut an deinen Händen klebt, und kannst dir sagen, dass du besser als die Männer und Frauen bist, die das Urteil über mich sprechen.«
Elena ergriff das Gitter mit beiden Händen und funkelte ihre Nichte an. »Wie konntest du das nur deiner Mutter antun?« Sie kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an. »Wie konntest du ihr nur das Herz brechen?«
Lias Blick traf Elenas, und für einen kurzen Moment meinte Fin, Reue aufblitzen zu sehen.
Lia wandte sich um und ging zu der schmalen Koje, die aus der Wand gehauen war. Sie legte sich darauf und schloss die Augen.
Elena blieb einen Augenblick am Gitter stehen und tupfte sich die Augen mit einem Taschentuch ab, während sie ihre Nichte beobachtete. Fin zog sie in seine Arme und drückte sie an sich. Es war ihm eng um die Brust. Er war erleichtert, dass die Mörderin gefasst war, und zugleich tat ihm sein Herz vor Mitgefühl für Elena weh. Natürlich, wäre es ihm denn anders gegangen, wenn es eines der Clanmitglieder gewesen wäre, wie er zunächst vermutet hatte? Er liebte jeden Mann und jede Frau in dieser Stadt, so wie Elena ihre Familie liebte.
Es klopfte; die Tür ging auf. Es war Kaleigh. Sie war blass. »Gair will mit euch sprechen«, sagte sie, ohne zu Lia zu sehen. »Mit euch beiden.«
»Jemand von uns muss die ganze Zeit bei der Gefangenen bleiben«, sagte Fin.
»Ich bleibe hier«, murmelte Kaleigh. »Redet ihr nur mit Gair.«
Als Elena und Fin an ihr vorbeigingen, trafen sich die Blicke der beiden Frauen.
»Es tut mir leid«, flüsterte Kaleigh. »Es tut mir so leid, Elena. Uns allen.«
»Danke.« Elena drückte Kaleigh die Hand. »Das ist mir viel wert.«
Kaleigh wartete, bis die schwere Tür hinter Fin und Elena ins Schloss gefallen war. Dann trat sie näher und holte sich den Stuhl vor dem kleinen Schreibtisch im Vorraum. Sie trug ihn vor das Gitter und setzte sich darauf. Eine Weile saß sie einfach nur da. Falls Lia wusste, dass sie da war, ließ sie es sich nicht anmerken.
Kaleigh hatte mit Peigi und Gair gesprochen, und sie hatten sie von den Vorkommnissen in Kenntnis gesetzt. Kaleigh war schockiert, dass das Mädchen so etwas hatte tun können, und erleichtert, dass der Clan nicht mehr in Gefahr war. In ihrer verschlafenen kleinen Stadt würden keine Touristen mehr sterben.
Kaleigh war von Peigi und Gair herbeizitiert worden, weil sie ihr Einverständnis brauchten, um die Angeklagte festhalten zu können – ein Brauch, der immer noch gepflegt wurde. Peigi erinnerte Kaleigh in Fällen wie diesem an das Verfahren. Kaleigh musste nicht an der Anhörung teilnehmen, die sich anschließen würde, um über Lias Schicksal zu entscheiden. Peigi sagte, dass Kaleigh nicht einmal notwendigerweise den todgeweihten Teenager sehen müsse – sie müsse nur ihr Einverständnis zu Arrest und Anhörung geben. Aber Kaleigh musste Lia einfach sehen. Sie wusste, dass sie keine Freunde waren; sie hatten sich in jener Nacht auf Tomboys Veranda nur kurz unterhalten. Und trotzdem: Sie musste sie einfach
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