Eternal - Die Geliebte des Vampirs
mir, warum du nicht schlafen kannst.«
Sie seufzte und sah in ihre Tasse, als wäre sie eine Zigeunerin, die aus dem Kaffeesatz die Zukunft lesen konnte. Als sie den Blick senkte, erinnerte sie Victor an seine Frau. Sarah. Die schöne Sarah hatte nie erfahren, was ihrem Mann zugestoßen war, nachdem er verschwunden war. Die aufgeweckte, schlagfertige Sarah, die nun schon Hunderte von Jahren in ihrem Grab lag.
»Liam kommt bald aus Prag heim. Er gehört hierher ins Haus seines Vaters, aber« – sie lächelte Victor schwach an – »ich mag meine Privatsphäre.«
Victor lehnte sich in seinem Küchenstuhl zurück und grinste. Es gefiel ihm, dass Mary ihm das Gefühl gab, jünger zu sein, als er wirklich war. »Ich mag deine Privatsphäre auch.«
»Mir wäre nicht wohl dabei, wenn du hier zu Besuch wärest und meinem Sohn über den Weg laufen würdest, Victor.«
»Ich könnte eine neue Matratze kaufen, und dann kommst eben du mich besuchen«, schlug er vor. Sie hatte sich über seine durchgelegene Matratze beschwert, deshalb schliefen sie meistens bei ihr miteinander. Außerdem war ihr Kühlschrank immer voll. Er hatte normalerweise nur eine Flasche Wodka und ein paar Dosen Ravioli zu Hause.
Sie seufzte wieder. Sie tat ihm leid. Es geschah nicht oft, dass er Mary unglücklich oder besorgt sah.
»Es ist nicht die Matratze, Victor. Liam ist erwachsen. Er braucht sein eigenes Zuhause.«
»Connors Haus steht noch immer leer. Der Junge könnte dorthin ziehen«, überlegte er laut. »Connor wurde erst letztes Jahr wiedergeboren, und jetzt wohnt er erst mal bei seiner Schwester.«
»Das wäre eine Idee.«
»Oder … oder du ziehst bei mir ein.«
Sie suchte seinen Blick. »Du willst, dass ich bei dir einziehe?«
Er streckte die Hand quer über den Tisch aus und legte sie auf ihre. »Ich möchte nicht nur, dass du bei mir einziehst, Mary. Wir könnten es auch noch besser haben. Ich denke, dass du und ich – dass wir heiraten sollten.« Victor wusste nicht, woher das kam, aber in dem Augenblick, da die Worte ausgesprochen waren, wusste er, dass es richtig war. Es war richtig, das zu tun. Er wollte sie heiraten.
»Victor, wir können nicht heiraten.« Sie entzog ihm ihre Hand, und ihre Wangen röteten sich. Sie war zugleich verlegen und erfreut, und dabei sah sie zum Anbeißen aus. Er hätte sie am liebsten angeknabbert.
»Warum nicht?«
»Du weißt warum. Der Clan verbietet das. Bobby war mein Mann, und als er enthauptet und uns genommen wurde, habe ich mein Recht, mich wieder zu verheiraten, für immer verloren.«
»Zur Hölle mit dem Clan.« Er schlug mit der Hand auf den Tisch.
»Victor, mein Lieber.« Sie stand von ihrem Stuhl auf und ging um den Tisch herum zu ihm. »Mit dir zu leben wäre mir schon genug.« Sie nahm sein Gesicht in beide Hände, beugte sich hinunter zu ihm und küsste ihn. »Wir müssen die Gesetze des Clans befolgen.«
»Das werden wir noch sehen«, brummte er.
[home]
Kapitel 10
R ichie saß auf der äußersten Kante des Handtuchs im Dunkeln und grub seine Zehen in den kühlen Sand. Es war spät. Wirklich spät. Er musste nach Hause. Seine Mom würde sich fragen, wo er blieb, und er wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte, schon gar nicht jetzt, während ihrer Chemotherapie. Aber er konnte noch nicht heimgehen, nicht, bevor er mit Brittany gesprochen hatte. Nicht, solange er es nicht verstand.
»Ich kann nicht glauben, dass du mich wieder betrogen hast.« Seine Stimme zitterte, aber er war so aufgebracht, dass es ihm nicht peinlich war. Er konnte sie noch immer an seinen Händen riechen. Was für ein Mädchen hatte mit seinem Freund Sex unter der Strandpromenade und machte dann Schluss mit ihm? »Ich meine – warum hast du nicht einfach gesagt, dass du mich verlassen willst? Ich verstehe einfach nicht, warum du unbedingt mit Todd schlafen musstest.«
Es war dunkel am verlassenen Strand, aber er konnte sie noch sehen. Die Straßenlaterne oben auf der Strandpromenade warf ein schwaches Licht auf sie. In diesem Licht sahen seine Hände und Füße irgendwie gelb und krank aus.
Brittany stand direkt vor ihm und wickelte sich eine Locke ihres blonden Haars um den Finger. Ihr Haar war nicht naturblond; sie bleichte es.
»Du bist wütend«, sagte sie, als wäre alles seine Schuld. »Siehst du, und genau darum habe ich es dir nicht gesagt. Ich wusste, dass du ausrasten würdest.« Sie konnte ihm dabei nicht einmal in die Augen sehen.
Diesmal ist es wirklich aus,
dachte
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