Eternal - Die Geliebte des Vampirs
verwickelt war. Aus welchem anderen Grund sollte der Mörder ihm die Kehle aufgeschlitzt haben, als ein Exempel zu statuieren für andere, die vielleicht vorhatten, ihn übers Ohr zu hauen? In diesem Fall war Brittany sowieso nicht in Gefahr, aber Richie ging es besser, wenn er wusste, dass Todd da war, um sie zu beschützen.
Unerwartet schossen Richie Tränen in die Augen, und er rieb sie mit den Handballen weg. Er kam sich dumm vor, weil er weinte. Er musste seine Flipflops suchen und nach Hause gehen. Hoffentlich war seine Mutter schon im Bett; wenn sie aufwachte und merkte, dass er nicht da war, würde sie sich Sorgen machen.
Erschrocken fuhr er herum. Er sah eine Silhouette, die auf ihn zukam. Zuerst dachte er, dass Brittany zurückkehrte, um sich zu entschuldigen. Zu sagen, wie leid es ihr tat, ihn betrogen zu haben. Ihn um Verzeihung zu bitten. Aber das war natürlich verrückt. Es tat ihr nicht leid, und sie wollte nicht wieder mit ihm zusammen sein. Außerdem kam die Gestalt von unterhalb der Strandpromenade hervor, was ein wenig seltsam war. Er wusste, dass man sich dort aus verschiedenen Gründen aufhielt, unter anderem aus dem gleichen wie er und Brittany noch vor einer halben Stunde; aber er hätte kein Mädchen erwartet, nicht allein und nicht zu dieser Nachtzeit.
Neugierig, aber auch wachsam beobachtete er sie. Er nahm an, dass sie zur Treppe gehen würde, doch sie kam direkt auf ihn zu.
»Hi«, sagte sie und blieb im Schatten der Strandpromenade stehen.
Er konnte im Dunkeln ihre Gesichtszüge nicht erkennen. »Hi.«
Sie starrte ihn einen Augenblick lang an und deutete dann in die Richtung, in der Brittany verschwunden war. »Bist du okay?«
Richie wusste nicht, was er sagen sollte.
»Ich … sorry, ich habe gehört, was du zu diesem Mädchen gesagt hast. Dabei wollte ich es gar nicht«, fügte sie schnell hinzu. »Es ist einfach ein seltsamer Zufall, weil mein Freund auch mit mir Schluss gemacht hat. Er … er will auch mit jemand anderem zusammen sein.«
Richie spürte, wie seine Wangen vor Verlegenheit heiß wurden. Es war ihm nicht in den Sinn gekommen, dass jemand in der Nähe sein und ihn und Brittany belauschen könnte. Natürlich hoffte er, dass sie nicht die ganze Zeit unter der Strandpromenade gewesen war – das wäre doch zu abartig. S
ie
kam ihm aber gar nicht abartig vor.
Richie war sich noch immer nicht sicher, was er sagen sollte. Mädchen kamen sonst nicht einfach auf ihn zu und fingen derartige Gespräche an. »Tut mir leid … die Sache mit deinem Freund.« Er geriet ins Stammeln. »Das tut weh.«
Sie schniefte und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase. »Und wie.«
Es klang, als hätte sie geweint. Vielleicht weinte sie noch immer. Er stand auf und klopfte sich den Sand von den Shorts. Sie blieb stehen. Sie tat ihm leid. Weil ihr Freund sie verlassen hatte und weil sie niemanden zum Reden hatte – außer einem fremden Loser am Strand.
»Hey«, sagte sie und betrachtete ihn eingehender. »Ich kenne dich aus der Spielhalle. Du bist der Besitzer, richtig?«
»Nur der Manager. Aber ich bin immer dort. Der Laden gehört einer alten Lady, deshalb muss ich mich um alles kümmern«, erklärte er. Offenbar hielt sie ihn für älter, als er war. Er dachte, dass er sie vielleicht kannte. Vielleicht ihre Stimme? Aber es war schwer, das im Dunkeln mit Bestimmtheit zu sagen.
»Ich … ich bin Richie. Richie Palmer.«
»Mandy.« Sie lächelte.
Sie weinte wirklich. Er sah, dass ihre Wangen nass waren. Zumindest sah es danach aus, in dieser Düsternis. Er wünschte sich, dass sie mehr ins Licht trat, aber vielleicht war es auch ihr peinlich.
»Mir … mir ist noch nicht danach heimzugehen«, meinte Mandy.
Sie sah ihn mit großen Augen an, auf eine Art, die seinen Bauch Purzelbäume schlagen ließ. Als würde er ihr gefallen. Wie alt sie wohl war? Er wünschte sich wirklich, sie besser sehen zu können.
»Hast du … hast du ein paar Minuten? Wollen wir ein bisschen spazieren gehen?«, fragte sie.
Richie dachte an seine Mom. Er sollte wirklich nach Hause. Aber sicher schlief sie. Dann fiel ihm Brittany ein, und er wurde wieder traurig. Und zornig.
Das Mädchen. Mandy. Sie schien nett zu sein.
Er überlegte nur eine Sekunde. »Klar habe ich ein paar Minuten.«
Fin starrte auf die Leiche. Er wusste, dass es Richie Palmer war, denn sein Assistent hatte seinen Boss gerade noch identifiziert, bevor er sein Frühstücksei und den Schokoshake erbrochen hatte.
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