Eternal - Die Geliebte des Vampirs
Männerfilm. Ziemlich viele Schießereien und explodierende Autos.« Sie sah einen Augenblick lang auf die Sanddünen hinaus, als könnte sie sehen, was Elena sah. Aber wie wäre das möglich gewesen? »Brrr«, murmelte sie und zog den Paschminaschal fester um die Schultern. »Es ist kühl heute Nacht.« Sie sah auf Elena hinab. »Ist dir nicht kalt?«
»Nicht so schlimm.« Elena schlang die Arme um ihre Knie. Ihr war kalt, aber es kümmerte sie nicht. Die frische Nachtluft gab ihr das Gefühl, lebendig zu sein.
Elena hoffte, dass ihre Schwester zurück ins Haus gehen würde; sie wollte allein sein. Aber ihre Hoffnung war von kurzer Dauer. Hinter sich hörte sie Schritte auf der Treppe.
»Er scheint nett zu sein, dieser junge Mann.« Celeste ließ sich ebenfalls auf der Treppe nieder.
»Mhm.« Von dort aus, wo sie saßen, auf halber Höhe der Treppe, konnten sie über die verschatteten Umrisse der Sanddünen bis zum weißen Strand sehen, an den immer wieder die Wellen schwappten. Das Geräusch hatte etwas Tröstliches.
Celeste legte den Arm um Elenas Schultern. »Nicht so schlimm? Du bist ganz durchgefroren.« Sie rieb über den Arm ihrer Schwester, um sie warm zu rubbeln.
Elena sagte nichts.
»Wie lange ist er geblieben?«, fragte Celeste.
Elena starrte weiter aufs Meer. Sie versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, sich von den Wellen hinaus in den Atlantik treiben zu lassen. Sich von der Dünung wer weiß wohin tragen zu lassen. »Nicht lange.«
»Weiß er, dass du es weißt?«
»Nein, tut er nicht.«
Ihre Schwester schwieg eine kleine Weile. »Wirst du ihn wiedersehen?«
Elena schloss die Augen. Sie wollte die Bilder aussperren, die sie heute Abend wieder und wieder durchzuckten: Leichen auf der Piazza, das Pflaster ganz glitschig vom Blut. Woher diese Heftigkeit? Warum gerade jetzt? Was an dieser Kleinstadt war es, das die Erinnerungen ans Licht holte? Sie öffnete die Augen. »Vielleicht sehe ich ihn wieder, vielleicht auch nicht.«
»Das ist ja eine sehr präzise Auskunft.«
»Was willst du wissen, Celeste?« Elena klang kurz angebunden, aber nicht, weil sie sich durch die Frage bedrängt fühlte. Sie war nur genervt, dass ihre Schwester so viel Aufhebens um ihre Verabredung mit Fin machte. »Ob ich mit ihm geschlafen habe? Hab ich. Ob ich es wieder tun werde? Vielleicht.«
»Ich brauche dir nicht zu sagen, dass es keine gute Idee ist, etwas mit ihm anzufangen.«
»Ich fange nichts mit ihm an. Ich fange niemals etwas mit Männern an. Ich habe Sex mit ihnen. Das weißt du doch.« Sie strich ihr Kleid über den Knien glatt. Ihr fiel ein, dass ihr Slip noch auf der Veranda liegen musste. Besser, sie holte ihn nachher noch, oder sie riskierte, dass ihn eine ihrer Nichten am anderen Morgen beim Frühstück fand. »Ich hätte jetzt gern eine Zigarette«, murmelte sie. »Mir fehlt das. Die Zigarette nach dem Sex. Vor allem die Filterlosen. Die, die wir immer in dem kleinen Laden in Paris gekauft haben.«
»Wir haben aufgehört, schon vergessen?« Celestes Stimme war sanft. Freundlich.
»Um den Kindern kein schlechtes Vorbild zu sein. Ja, ich hab’s nicht vergessen.« Elena lachte, aber ohne Freude. Der Gedanke hatte etwas Tragikomisches. Wenn man genauer darüber nachdachte.
Celeste legte das andere Ende ihres Paschminaschals um Elenas Schultern und zog sie an sich. »Es ist doch nicht so, dass ich dich nicht glücklich sehen will. Das weißt du. Vor allen anderen Frauen verdienst du ein bisschen Glück, Elena. Nach allem, was du durchgemacht hast und –«
»Könnten wir bitte nicht darüber reden?« Sie wollte Celestes Arm abschütteln, ließ es dann aber doch. Ihre Schwester versuchte nur, sie zu verstehen. Aber Celeste verstand Elena nicht. Das konnte sie gar nicht. Celeste konnte die tiefe Einsamkeit nicht nachvollziehen. Den Kummer, der so schwer auf Elenas Herz lastete, dass sie manchmal fürchtete, nicht mehr Luft holen zu können.
Und doch atmete sie immer weiter …
»Ich würde nie die Sicherheit deiner Familie aufs Spiel setzen. Ich werde aufpassen, Celeste. Das verspreche ich. Das tue ich immer.«
Celeste stützte das Kinn auf Elenas Schulter. »Aber bei diesem Mann ist es anders. Oder?«
Elena war bestürzt von den Tränen, die ihr in die Augen schossen. Sie schluckte gegen den Kloß in ihrem Hals an. Es war in der Tat anders gewesen mit Fin. Sie hatte versucht, es zu leugnen. Und sie leugnete es noch immer. Sie und Fin waren eine emotionale Verbindung zueinander eingegangen,
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