Eternal - In den Armen des Vampirs
immer wandte sie den Blick nicht von dem Pulk Menschen. Es waren weitere Polizisten eingetroffen. Macy würde sich zu der Menge gesellen müssen, wenn sie bleiben wollte. Sonst würde sie jemand entdecken. Macy legte großen Wert darauf, stets in der Menge unterzutauchen. Sich unter keinen Umständen zu exponieren, wenn sie es nur irgend vermeiden konnte. Sie fühlte sich sogar unwohl, wenn sie als Einzige vor der Kasse im Supermarkt stand.
»Aber nicht hier«, fügte sie schnell hinzu. »Ich kann hier nicht mit Ihnen reden. Außerdem müssen Sie noch einen Blick auf sie werfen. Sie müssen es … bezeugen.«
Fia nahm ihre dunkle Sonnenbrille ab. »Okay. Ich gehe jetzt zu Ihnen.«
»Nicht weit von hier ist ein Strand.« Macy beobachtete sie noch immer. »Ein State Park.« Sie war schon einmal dort gewesen. Vor ungefähr 18 Monaten. Nach einem Fotoshooting in einem Landhaus in Chincoteague war sie dort spazieren gegangen. »Wollen wir uns heute Abend um elf Uhr da treffen?« Macy würde noch genug Zeit haben, sich ein Hotel zu suchen. Darüber nachzudenken, was sie Fia sagen wollte. Auch darüber, ob sie nicht doch lieber wieder ins Auto steigen und heimfahren sollte.
»Ich kann bis elf hier fertig sein, aber es ist dann schon ein bisschen dunkel für einen Strandspaziergang. Vielleicht treffen wir uns doch lieber in einem Coffeeshop?«
Macy sah, wie Fia einen Blick auf ihre Armbanduhr warf. Sie kümmerte sich nicht darum, wie viel Uhr es war. Sie hatte immer das Gefühl, genug Zeit zum Totschlagen zu haben. Ein ganzes Leben. »Der Mond nimmt gerade erst wieder ab«, sagte sie ins Handy. »Im Mondschein ist es schön am Strand.«
»Okay. Klar.« Fia schob unter ihrem Blazer die Hand in die Hosentasche. Sie wandte sich ab. Anscheinend gab sie den Versuch auf, Macy in der Menge zu identifizieren. »Ich sehe Sie dann dort um elf.«
Macy sagte ihr, wie sie hinkam.
»Verstanden.« Fia Kahill zögerte. »Woran erkenne ich Sie?«
Macy hätte fast laut herausgelacht. »Sie sind mir eine schöne Agentin, Fia. Ich dachte, ihr erkennt eure Leute schon einen Kilometer gegen den Wind.« Irgendwie gelang ihr ein schiefes Lächeln. »Und außerdem werde ich der einzige Mensch sein – von Ihnen mal abgesehen –, der verrückt genug ist, in einem verlassenen State Park um diese Uhrzeit am Strand zu sitzen.«
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6
F ia hielt ihr Handy noch immer in der Hand und warf einen Blick über die Schulter zurück zum Farmhaus. Sie suchte die Menge ab, die plötzlich wie ein wütender Mob aussah. Wo war Maggie? War sie wirklich hier?
Fia fühlte, dass es stimmte. Fühlte, dass Maggie sie beobachtete. Diese Informantin war eine faszinierende Frau. Es war etwas an ihr, das Fia das Herz zerriss.
Und sie hatte schon gedacht, sie hätte keins …
Die frisch eingetroffenen Polizisten sollten die Meute in Schach halten, die minütlich anwuchs. Wie konnten in dieser abgelegenen Gegend so viele Leute so rasch von den Morden erfahren haben?, fragte sie sich. Wie waren sie alle so schnell hierhergekommen? Hatten sie keinen Job? Keine Familie? Musste bei ihnen nicht das Abendessen auf dem Tisch stehen? Die Faszination, die die Toten auf die Lebenden ausübten, war morbid. Sie dachte, dass diese Menschen wahrscheinlich nicht so begeistert davon wären, wenn sie wie sie zu den lebenden Toten gehörten.
Fias Blick huschte von einem Gesicht zum nächsten, aber Maggie sah sie nicht. Oder zumindest glaubte sie nicht, dass sie sie sah. Fia hatte sich über die Stimme ein Bild von dieser Frau gemacht, aber sie wusste nicht, ob es der Wirklichkeit entsprach. Sie hatte die Erfahrung gemacht, dass die äußere Erscheinung manchmal zur Stimme passte, aber auch nicht immer.
Die Schaulustigen steigerten sich allmählich in jene Hysterie hinein, die man von einer derartigen Menge erwartete. Die Stimmen der Reporter wurden schriller, sogar die der Männer. Der Helikopter, der zuvor abgedreht hatte, schien nun erneut den Versuch zu unternehmen, beim Überfliegen ein paar schaurige Fotos zu schießen.
Fia seufzte, als ihr das Martialische an dieser Wortwahl bewusst wurde. Sie war einfach schon zu lange dabei. Im nächsten Leben wollte sie Gärtnerin werden. Oder Korbflechterin. Leider hatte sie keinen grünen Daumen, dafür aber zwei linke Hände. Das hier war es nun einmal, was sie gut konnte – das Geschäft mit den Toten. An manchen Tagen hielt sie es für ein Geschenk Gottes, das ihr dabei half, den Menschen zu dienen, um das Unrecht
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