Eternity
einer Tiefgarage? Möglicherweise. Die armen Kerle.
Was war nur mit ihm los? Woher wusste er, dass diese Männer sterben würden?
Und warum wusste er es?
»Wie geht es Ihnen?«, fragte Lucien höflich. Sie zu warnen hatte keinen Zweck. »Es tut mir leid, dass ich Ihren Abend stören muss, aber ich möchte gerne mit meinem Bruder unter vier Augen sprechen.«
Dimitri verzog verärgert das Gesicht. Er hatte sich gleich wieder in der Gewalt – Lucien sah es trotzdem.
»Natürlich«, sagte Dimitri. »Ich bin bald wieder zurück, meine Herren.«
»Lassen Sie sich Zeit«, erwiderte einer der Männer jovial. »Der nächste Akt beginnt erst in zehn Minuten. Sie sollten sich zu uns setzen, Lucien. Das Mädchen raucht angeblich aus ihrer …«
»Ich habe so etwas schon gesehen«, sagte Lucien rasch. »In der Türkei einmal. Aber danke für die Einladung.«
Dimitri erhob sich und trat mit Lucien durch den Vorhang.
»Was ist los?«, fragte er mürrisch, als er Lucien zu einem Schild folgte, auf dem Notausgang stand. »Ich bin geschäftlich hier und habe keine Zeit, mich mit dir zu unterhalten.«
Ein kahlköpfiger Mann mit riesigem Bizeps, in schwarzer Hose und schwarzem T-Shirt, baute sich vor der Tür auf und sagte: »Das ist nur der Notausgang. Nehmen Sie die Treppe.«
»Das wird nicht nötig sein, Marvin«, sagte Lucien sanft.
»Nein.« Marvin wirkte verwirrt. Dann ging er beiseite und öffnete die Tür für sie. »Entschuldigung, Sir. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.«
»Den werden wir haben«, erwiderte Lucien.
Sie traten auf eine Feuerleiter, die auf eine Gasse herunterführte. Die Abendluft war kühl, und draußen war es viel ruhiger als im Club, wo Rockmusik hämmerte. In der Ferne hörte Lucien Donnergrollen. Offensichtlich braute sich über New Jersey ein Gewitter zusammen.
Der Türsteher schloss den Notausgang hinter ihnen.
»Und?«, fragte Dimitri gereizt. Er zog eine Zigarre hervor und zündete sie an. »Was gibt es? Ich dachte, wir hätten letztes Mal schon alles gesagt, was gesagt werden musste.«
»Nein, nicht alles«, erwiderte Lucien. »Ich habe über dich nachgedacht.«
»Ach ja?« Dimitri musterte seinen Halbbruder misstrauisch. »Und was ist dabei rausgekommen?«
»Ich habe mich gefragt, um was es bei dem kleinen …«, Lucien machte eine drehende Bewegung mit seinem Zeigefinger in der Luft, »… eigentlich ging.«
Dimitri verdrehte die Augen. »Ich hätte es wissen müssen. Du denkst zu viel. Das hast du immer schon getan. Bei dir ging es immer um Bücher. Und um die Vergangenheit. Nie um die Zukunft.«
»Ist dir nie in den Sinn gekommen«, sagte Lucien milde, »dass wir nur eine Zukunft haben, wenn wir die Fehler der Vergangenheit genau studieren?«
»Ja, klar. Deine Arbeit ist ja so edel. Du formst kleine menschliche Gehirne. Offensichtlich ist dir nie in den Sinn gekommen, dass unsere Spezies dich langsam für zu weich hält …«
Lucien zog eine Augenbraue hoch. »Ach ja? Denkst du das auch, Dimitri?«
»Das habe ich nicht gesagt«, antwortete Dimitri. »Ich wollte dir eine Gelegenheit geben, ihnen zu zeigen, dass sie sich irren.« Er rieb sich den Nacken, weil ihm wieder einfiel, was
Lucien bei ihrem letzten Treffen mit ihm gemacht hatte. »Du solltest mir eigentlich dankbar sein. Ich glaube, ich habe ihnen sehr gut vermittelt, dass du immer noch ganz oben stehst.«
»Interessant«, sagte Lucien. »Ich bin nämlich diese Woche auch angegriffen worden.«
Dimitri blickte seinen Bruder überrascht an, und Lucien spürte, dass seine Überraschung echt war.
»Hier?«, fragte er. »In der Stadt?«
»Ja«, sagte Lucien. »Und vor einem Menschen.« Meena würde er Dimitri gegenüber mit keinem Wort erwähnen. Er würde sich hüten zuzugeben, dass er ein spezielles Interesse an einer Frau – und dazu noch an einer menschlichen Frau – hatte. »Du weißt nicht zufällig etwas darüber?«
»Um Gottes willen, Lucien«, sagte Dimitri. Er schnipste Asche von seiner Zigarre über das Geländer. »Natürlich nicht. Für wen hältst du mich?«
Lucien griff nach dem Drachensymbol, das sein Bruder um den Hals trug. »Für jemanden, der schon einmal versucht hat, mich zu töten, damit er den Thron besteigen kann. Ich sehe, du trägst es immer noch«, sagte er und ließ das eiserne Bild zwischen seinen Fingern baumeln. Seine Hand so nahe an Dimitris Hals war eine unausgesprochene Drohung. »Und dein Sohn und der andere Junge, der in
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