Eternity
»Was habe ich denn getan?«
»Aber wo?«, fragte Alaric, ohne auf Jon zu achten. »Wo jetzt?«
»Nicht im Pool … Irgendwo, wo es dunkel ist. Und etwas … etwas brennt.« Sie riss die Augen auf und warf Alaric einen anklagenden Blick zu. Ihre Stimme klang wieder kräftiger. »Sie
können ihm keinen Vorwurf machen. Er versucht nur, sich zu verteidigen. Sie haben als Erster versucht, ihn zu töten. Sie haben damit angefangen.«
»Ich?« Alaric zeigte mit dem Daumen auf sich. »O ja, klar. Ich bin ja auch der Prinz der Finsternis, der Gesalbte des Unheiligen, der Hüter des Infernalischen. Ja, klar. Es ist meine Schuld.«
»Er hat sich seinen Vater genauso wenig ausgesucht wie Sie«, sagte Meena hitzig.
Alaric ging kurz durch den Kopf, dass er seinen Vater gerne kennen würde, damit er ihm endlich den wohlverdienten Tritt in den Hintern geben könnte, weil er ihn im Stich gelassen hatte.
»Meena«, sagte Jon, »meinst du nicht, du solltest uns einfach sagen, wo er ist, damit wir ihn töten können, bevor er uns findet und uns tötet? So läuft das jedenfalls immer in den Filmen. Sie töten Dracula in seinem Sarg, während er schläft und sich nicht verteidigen kann.«
»Vampire schlafen nicht in Särgen«, warf Alaric ein.
»Nein?« Jon sah ihn erstaunt an. »Aber …«
»Stoker hat das nur erfunden, um das Ganze dramatischer zu machen«, erklärte Alaric. »Vielleicht hat Dracula es ihm auch erzählt als eine Art kranken Witz oder so. Der Typ war ziemlich verkorkst. Wenn es stimmen würde, wäre unsere Arbeit viel leichter.«
»Sie«, Meena wurde sichtlich wütend, »Sie haben uns Ihre schreckliche Nachricht überbracht. Okay. Mein Freund ist der Sohn von Dracula. Danke. Sie können jetzt gehen.«
»Äh … das geht leider nicht«, erwiderte Alaric. »Ich muss meine Arbeit tun. Den Drachen erschlagen. Ich dachte, das hätte ich deutlich gemacht.«
»Ach ja, Ihre kleine Medaille.« Meena nickte.
»Genau«, erwiderte er.
»Sie sehen dem heiligen Georg sehr ähnlich«, sagte Meena sarkastisch. »Na ja, viel Glück. Und jetzt verschwinden Sie aus meiner Wohnung, bevor ich die Polizei rufe.«
Alaric blickte sich im Zimmer um. Als er das Telefon, das auf einem kleinen Tisch neben der Couch stand, sah, nahm er den Hörer ab, ließ ihn zu Boden fallen und stampfte mit seinen riesigen Stiefeln mit Stahlkappe darauf herum, bis der Hörer nur noch aus Einzelteilen bestand.
Meena riss die Augen auf.
»Ich nehme an, Ihr Handy funktioniert auch nicht mehr«, sagte Alaric und sah provokativ auf die Einzelteile, die einmal ihr BlackBerry gewesen waren.
»Sie können mich nicht in meinem eigenen Haus gefangen halten«, sagte Meena.
Für jemanden, der erst kürzlich noch als menschliche Blutbank für den Sohn des dunklen Fürsten gedient hatte, war sie ziemlich lebhaft.
»Ich gehe nur zu gerne«, erklärte Alaric höflich. »Sagen Sie mir einfach, wo ich Lucien Antonescu finde, und dann gehe ich. Und Sie brauchen mich nie wiederzusehen.«
»Aber Sie geben mir Ihre E-Mail-Adresse, ja?«, bat Jon Alaric. »Ich meine das nämlich ernst mit der Geheimen Garde. Ja, ich weiß, der Einstellungsstopp, aber ich glaube, ich wäre richtig gut …«
»Ach, hört doch auf«, unterbrach Meena ihn. »Ihr macht mir Kopfschmerzen. Dann bleiben Sie doch, um Himmels willen. Meinetwegen die ganze Nacht. Ich gehe jetzt ins Bett.«
Damit drehte sie sich um und marschierte barfuß den Flur entlang, die Decke zog sie hinter sich her. Sie knallte Jack Bauer, der hinter ihr her getrottet war, die Schlafzimmertür vor der Nase zu.
»Da drin gibt es kein Telefon, oder?«, fragte Alaric Jon.
»Doch, natürlich«, erwiderte Jon.
Mit Lichtgeschwindigkeit sprang Alaric über den Couchtisch und riss die Tür zu Meenas geschmackvoll eingerichtetem Schlafzimmer – schon wieder Ikea, stellte er kritisch fest – auf, gerade als sie nach dem Hörer griff. Er riss ihn ihr aus der Hand.
»Ich hatte nicht vor, Lucien anzurufen«, erklärte Meena. »Ich bin ja nicht blöd. Ich will nicht, dass ihr zwei getötet werdet. Ich wollte meine Freundin Leisha anrufen. Ich muss mit jemandem sprechen, der kein Mann ist.«
Aber Alaric öffnete bereits die Balkontüren und ging hinaus. Die Nachtluft war kühl. Er sah, dass über dem Fluss Sturmwolken wie Boten eines nahenden Unheils aufgezogen waren.
»Nicht«, rief Meena und folgte ihm hinaus.
»Sie können niemandem sagen, was hier passiert«, sagte Alaric. »Auch nicht Ihrer Freundin Leisha oder
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