Eternity
Meena einen durchdringenden Blick zu, dann fuhr er fort: »Deshalb ist es auch lebenswichtig für Sie, dass Sie mir sagen, wo er ist. Und dann sollten Sie aufhören zu reden, Ihre Stimme geht mir auf die Nerven.«
»Äh …« Jon hob die Hand. »Entschuldigung. Ich bin ja erst später gekommen, aber es beantwortet ja auch niemand meine Fragen. Was zum Teufel ist denn hier eigentlich los?«
»Ganz einfach«, erwiderte Alaric Wulf. »Lucien Antonescu ist der Prinz der Finsternis.«
Jon nickte. »Ja«, sagte er. »Das wissen wir. Er hat ein Schloss und so. Er hat Meena eine schicke Tasche geschenkt, und dabei haben sie nur miteinander geschlafen. Sie liegt da drüben.« Zu Meenas Entsetzen zeigte Jon auf die Marc-Jacobs-Tasche, die noch in der Schachtel des Kaufhauses auf dem Esstisch lag. »Aber er ist schließlich ein Prinz, und Prinzen tun so etwas wahrscheinlich nach dem ersten Date.«
»Nein«, erwiderte Alaric kopfschüttelnd. »Der Prinz der Finsternis .«
Jon schaute Meena an, dann Alaric, dann wieder Meena. »Der Prinz der … hat er tatsächlich ›Finsternis‹ gesagt?«
Meena verdrehte die Augen. »Entschuldigung, wenn ich Sie nerve«, sagte sie süß. »Aber Lucien ist nicht der Teufel.«
»Das habe ich auch gar nicht behauptet«, erwiderte Alaric. Er zog seinen Trenchcoat aus und strich ihn sorgfältig glatt, bevor er ihn ordentlich an einen der Garderobenhaken neben der Tür hängte. Dann schnallte er sein Schwert ab, stellte es ebenfalls neben die Tür und fuhr fort: »Er ist der dunkle Prinz. Der Anführer aller Geschöpfe der Nacht.«
Meena und Jon wechselten einen Blick. Dann sagte Meena so sachlich wie möglich – damit er sich nicht noch mehr über ihre Stimme aufregen musste: »Jetzt bin ich verwirrt. Ich dachte, der Prinz der Finsternis sei der Teufel.«
»Der Teufel ist die Personifizierung des Bösen und der Feind Gottes und der Menschheit«, erklärte Alaric. Er durchquerte den Raum und setzte sich in Meenas Sessel, den er allerdings vorher verächtlich musterte – er schien Meenas Möbelgeschmack nicht zu teilen. »Der Prinz der Finsternis ist der Gesalbte, der das Werk des Teufels auf der Erde durchführt und über alle Dämonen auf der sterblichen Seite der Hölle herrscht.«
»Warten Sie.« Meena blinzelte. »Wollen Sie damit sagen …«
»Ja«, erwiderte Alaric. »Genau das will ich damit sagen.«
Jon blickte verständnislos von einem zum anderen. »Ich verstehe nichts mehr. Ist er jetzt der Teufel oder nicht?«
»Lucien Antonescu«, sagte Alaric, »ist ein Vampir. Und zwar nicht nur irgendein Vampir, sondern der Herrscher über alle Vampire.«
37
Freitag, 16. April, 20.00 Uhr
Apt. 11 B
910 Park Avenue, New York
Alaric Wulf starrte sie an. Seine Augen waren wirklich sehr blau. Alarmierend blau. Wenn Meena ihm unter anderen Umständen begegnet wäre, hätte sie gesagt: »Was für ein gutaussehender Mann.«
Aber da er sie in ihrer eigenen Wohnung mit einem Schwert angegriffen und ihren Freund als Vampir bezeichnet hatte, fand sie nur, dass das gute Aussehen völlig an ihn verschwendet war.
»Bruder Jon«, sagte er. Sein Blick war so intensiv, dass er sie auf die Couch zu nageln schien … so wie er sie mit seinem Körpergewicht auf den Fußboden festgenagelt hatte. »Holen Sie Ihrer Schwester etwas zu trinken. Etwas Süßes, Zuckeriges. Sie weiß es noch nicht, aber sie wird es in wenigen Minuten brauchen.«
»Äh …«, sagte Jon. »Okay.« Er stand auf und ging in die Küche.
»He«, rief Meena. Was war bloß los mit dem Typen? »Entschuldigen Sie, aber ich kann mir selbst was zu trinken holen.«
»Nein«, antwortete Alaric. »Sie bleiben, wo Sie sind. Ihnen kann ich nicht trauen.«
Meena hob protestierend die Hände. »Was?« Unwillkürlich musste sie lachen – es war so absurd. »Warum? Weil mein Freund angeblich ein Vampir ist?«
»Nicht angeblich«, erwiderte Alaric. »Ja, Sie sind jetzt sein Lakai.«
»Lakai?« Meena hatte die Nase voll. »Was? Bin ich etwa infiziert, weil ich mit Lucien aus war?«
»So kann man es formulieren, ja«, erwidere Alaric. »Es ist so eine Art Infektion. Kommen Sie jetzt endlich mit der Cola, Bruder Jon?«
»Schon auf dem Weg«, rief Jon aus der Küche.
»Jon«, rief Meena, »wenn du schon mal dabei bist, tu einen Schuss …«
»Hören Sie nicht auf sie«, unterbrach Alaric sie. »Sie will Ihnen sicher in einer Art Code, den nur Sie beide verstehen, weil Sie Geschwister sind, sagen, Sie sollen die Polizei auf dem
Weitere Kostenlose Bücher