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Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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höheren Dienst bestimmt gewesen, Steve und Stanislaus waren mit einer Woche Abstand voneinander geboren worden, beide aus dem Eierstockkulturstamm des Partners ihres Vaters gezüchtet, Janos, dessen Energie keine Grenzen kannte und der eine quecksilbrige Intelligenz besaß, Bret, das Nesthäkchen, der Musikalische. Das war Ethans Familie. Sie hatten ihm schmerzlich gefehlt, in seiner Armeezeit, während des Studiums, bei seiner neuen Stelle in Sevarin, die zu gut war, als dass er sie hätte sausen lassen können.
    Als Janos Ethan nach Sevarin gefolgt war, begierig, das Landleben mit dem Leben in der Stadt zu vertauschen, hatte Ethan sich getröstet gefühlt. Es spielte keine Rolle, dass dadurch seine tastenden gesellschaftlichen Experimente unterbrochen worden waren. Ethan, der trotz allem, was er erreicht hatte, schüchtern war, verabscheute die Szene der Singles und war froh über eine Ausrede, um ihr zu entgehen. Sie waren bequem in die Gewohnheit ihrer sexuellen Vertrautheit aus den frühen Teenagerjahren zurückgefallen. An diesem Abend suchte Ethan Trost, denn er fürchtete sich innerlich mehr, als sein sarkastisches Geplänkel mit Desroches hatte erkennen lassen.
    Das Appartement war dunkel, zu ruhig. Ethan ging schnell durch alle Räume, dann schaute er widerstrebend in die Garage.
    Sein Leichtflieger war weg. Es handelte sich um eine Einzelanfertigung, erste Frucht der Ersparnisse eines Jahres von seinem kürzlich erhöhten Gehalt als Abteilungsleiter. Ethan besaß ihn erst seit zwei Wochen. Er fluchte, dann schluckte er den Fluch hinunter. Er hatte wirklich die Absicht gehabt, Janos ihn einmal ausprobieren zu lassen, sobald er nicht mehr neu gewesen wäre. Jetzt war zu wenig Zeit übrig, um wegen Kleinigkeiten einen Streit vom Zaun zu brechen.
    Er kehrte ins Appartement zurück und erwog pflichtbewusst, zu Bett zu gehen. Nein – zu wenig Zeit. Er sah an der Komkonsole nach. Keine Nachricht, natürlich. Janos hatte zweifellos vorgehabt, vor Ethan zu Hause zu sein. Er versuchte über den Kommunikator die Nummer des Leichtfliegers zu erreichen: keine Antwort. Plötzlich lächelte er, rief einen Stadtplan auf der Komkonsole auf und gab einen Code ein. Der Funkrichtstrahl war eine der kleinen Besonderheiten des Luxusmodells – und da war auch schon der Leichtflieger, keine zwei Kilometer entfernt am Gründerpark abgestellt. Feierte Janos in der Nähe eine Party? Nun gut, Ethan würde an diesem Abend von seiner häuslichen Routine abweichen und sich ihm anschließen, und zweifellos würde er ihn beträchtlich überraschen, wenn er sich über das unerlaubte Ausleihen des Leichtfliegers nicht ungehalten zeigte.
    Der Nachtwind fuhr durch sein dunkles Haar und ließ ihn frösteln, so dass er hellwach wurde, als er sich auf dem surrenden Elektrobike dem Gründerpark näherte. Aber als er die aufblitzenden gelben Lichter des Notfallfahrzeugs sah, fuhr ihm der Schrecken in die Knochen. Gott Vater – nein, nein, bloß weil Janos und das Rettungskommando sich in derselben Gegend aufhielten, bestand noch kein Grund, einen kausalen Zusammenhang zu vermuten.
    Keine Ambulanz, keine Stadtpolizei, nur ein paar Abschlepper von einer Garage. Ethan entspannte sich leicht. Aber wenn es kein Blut auf dem Pflaster zu sehen gab, warum dann die faszinierte Menge? Er hielt neben dem Wäldchen raschelnder Eichen an und folgte den Blicken der Gaffer und den weißen Fingern der Suchscheinwerfer hinauf in die belaubten Äste.
    Sein Leichtflieger. Geparkt auf dem Wipfel einer 25 Meter hohen Eiche.
    Nein – abgestürzt in den Wipfel der 25 Meter hohen Eiche. Die Propellerflügel waren völlig verbogen, die halb eingezogenen Tragflächen gebrochen, die Türen gähnten offen zum Boden, sein Herz blieb fast stehen, als er das leere Pilotengurtwerk erblickte, das heraushing. Der Wind seufzte, die Zweige knacksten unheilverkündend, und die Menge trat einen hastigen, klugen Schritt zurück. Ethan stürmte durch sie hindurch. Kein Blut auf dem Pflaster …
    »He, Mister, stellen Sie sich lieber nicht dort drunter.«
    »Das ist mein Flieger«, sagte Ethan. »Er hängt in einem verdammten Baum …« Er räusperte sich, um seine Stimme um eine Oktave zu senken, in ihren normalen Bereich. Von dem Ganzen ging eine gewisse hypnotisierende Faszination aus. Er riss sich los und drehte sich nach dem Mann von der Garage um und packte ihn an seiner Jacke.
    »Der Kerl, der damit geflogen ist – wo ist er …?«
    »Oh, den hat man schon vor Stunden

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