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Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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weggebracht.«
    »Ins Allgemeine Krankenhaus?«
    »Zum Teufel, nein. Ihm hat überhaupt nichts weh getan. Sein Freund hat eine Kopfverletzung, aber ich glaube, sie haben ihn einfach mit der Ambulanz nach Hause gebracht. Der Pilot ist wohl auf der Polizeistation. Er hatte gesungen.«
    »O Sch …«
    »Sie sagen, dieser Flieger gehört Ihnen?«, sprach ein Mann in der Uniform der städtischen Parkverwaltung Ethan an.
    »Ich bin Dr. Ethan Urquhart, ja?«
    Der Parkwächter holte ein Kommunikatorpaneel hervor und rief ein halb ausgefülltes Formular auf. »Sind Sie sich dessen bewusst, dass dieser Baum fast 200 Jahre alt ist? Von den Gründern selbst gepflanzt – unersetzlicher historischer Wert. Und jetzt ist er zur Hälfte gespalten …«
    »Ich hab ihn, Fred«, ertönte ein Ruf aus der Höhe.
    »Lass ihn herunter!«
    »… Verantwortung für die Schäden …«
    Gespanntes Holz knarrte, von oben kam ein Rascheln, die Menge stieß ein ›Ah‹ aus – ein hohes Winseln war zu hören, als eine Antigrav-Einheit plötzlich nicht richtig schaltete.
    »Oh, Scheiße!«, jaulte jemand in den Wipfeln auf. Unter Warnrufen zerstreute sich die Menge.
    Fünf Meter pro Sekunde, dachte Ethan mit hysterischer Irrelevanz. Mal 25 Meter mal wie viel Kilogramm?
    Der Flieger stürzte mit der Nase voran auf die Pflastersteine aus Granit, Bruchlinien überzogen seine glänzende rote Außenhülle von vorn bis hinten. In der plötzlichen Stille nach dem großen Krach konnte Ethan ganz deutlich ein elfenhaftes Geklingel teurer elektronischer Instrumente im Innern des Fliegers hören, sie kamen nicht ganz synchron mit der Hauptmasse zur Ruhe.
     
    Janos wandte überrascht den blonden Kopf, als er Ethans Schritte auf dem Fliesenboden der Stadtpolizeistation von Sevarin hörte.
    »Oh, Ethan«, sagte er bekümmert. »Ich hatte einen schlimmen Tag.« Er machte eine Pause. »Hm – hast du deinen Flieger gefunden?«
    »Jaa.«
    »Das wird schon geregelt, überlass es nur mir. Ich habe die Garage angerufen.«
    Der bärtige Polizeisergeant, mit dem Janos über den Tresen verhandelte, kicherte hörbar. »Vielleicht brütet er dort oben ein paar Dreiräder aus.«
    »Er ist schon unten«, sagte Ethan schroff. »Und ich habe die Rechnung für den Baum bezahlt.«
    »Für den Baum?«
    »Schäden am Baum.«
    »Oh.«
    »Wie ist das passiert?«, fragte Ethan. »Mit dem Baum, meine ich.«
    »Die Vögel waren schuld«, erklärte Janos.
    »Die Vögel. Die haben dich wohl heruntergeholt, was?«
    Janos lachte verlegen. Sevarins Vogelwelt stammte komplett von mutierten Hühnern ab, die den ersten Siedlern entkommen und verwildert waren, und war ein vielfältiger magerer Haufen, der schon erste Anzeichen einer Artenbildung zeigte, jedoch noch keine großen Flugkünste aufwies. Man hielt die Vögel für eine Art öffentlicher Plage, Ethan blickte verstohlen auf das Gesicht des Polizeisergeanten und war erleichtert, als er kein Interesse am Schicksal der Vögel erkennen konnte. Eine Rechnung für Hühner hätte ihm wohl den Rest gegeben.
    »Jaa … hm«, sagte Janos, »weißt du, wir hatten herausgefunden, dass wir sie abschießen konnten – wenn wir nahe herankamen, dann flatterten sie herum wie Windrädchen. Es war einfach wie das Fliegen eines Kampffliegers, im Sturzbomber gegen den Feind …« Janos begann mit den Händen die Flugbewegungen heroischer Sternenkämpfer anzudeuten.
    Seit 200 Jahren hatte Athos keine militärischen Feinde gehabt. Ethan biss die Zähne aufeinander und bemühte sich, vernünftig zu bleiben. »Und statt dessen bist du im Dunkeln als Sturzbomber in den Baum gesaust. Ich glaube, ich kann mir vorstellen, wie das passiert ist.«
    »Oh, das war, bevor es dunkel wurde.« Ethan rechnete schnell nach. »Warum warst du nicht bei der Arbeit?«
    »Das war wirklich deine Schuld. Wenn du nicht in aller Herrgottsfrühe zu dieser angeblichen Dienstreise in die Hauptstadt aufgebrochen wärest, dann hätte ich nicht verschlafen.«
    »Ich hatte den Wecker neu gestellt.«
    »Du weißt doch, dass das nie ausreicht.«
    Wie wahr! Janos aus dem Bett hoch- und mit dem richtigen Ziel aus dem Haus hinauszubekommen war so anstrengend wie Morgengymnastik.
    »Auf jeden Fall«, fuhr Janos fort, »wurde der Chef deshalb wild. Das Ende vom Lied war, dass ich heute … hm … gefeuert wurde.« Er schien plötzlich großes Interesse für seine Stiefel zu entdecken.
    »Nur, weil du zu spät gekommen bist? Das ist doch Unsinn. Hör mal, ich werde morgen früh mit dem Kerl

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