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Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Lagerung zugunsten der Mikrowellenverbrennung abgelehnt hatte. Ethan, der die unendliche Dunkelheit jenseits der Bäume noch in frischer Erinnerung hatte, konnte verstehen, dass man das Feuer dem Eis vorzog. Dann stieß er auf eine mysteriöse Zeremonie, bei der die Hauptpersonen, eine Frau in roter Seide und ein Mann in mit Flitter übersätem Blau, von kichernden Freunden mit Reis beworfen wurden und man dann die Handgelenke des Paares mit Dutzenden von Schnüren umwickelte.
    Als er das Zentrum dieser Viertels erreichte, kam Ethan endlich zur Sache. Hier waren die Konsulate, Botschaften und Handelsagenturen einer Anzahl von Planeten, die Transporte durch den Nexus des Lokalraums von Station Kline schickten. Hier würde er vermutlich einen Hinweis auf einen biologischen Lieferanten bekommen, der die Bedürfnisse von Athos befriedigen konnte. Dann würde er sich ein Ticket zu dem ausgewählten Planeten kaufen, und dann … – aber Station Kline selbst bot schon mehr als genug Eindrücke für einen Tag.
    Pflichtbewusst schaute Ethan wenigstens einmal bei der Betanischen Botschaft vorbei. Unglücklicherweise war dort das Computerterminal für kommerzielle Anfragen mit einem Disponenten offensichtlich weiblichen Geschlechtes besetzt. Ethan zog sich schnell zurück, ohne sie anzusprechen. Vielleicht würde er es später noch einmal versuchen, während einer anderen Schicht. Demonstrativ ignorierte er die Reihe von Konsulaten, die die großen Syndikatshäuser von Jackson’s Whole vertraten. Er beschloss jedoch, später einen formellen Beschwerdebrief an das Haus Bharaputra zu schicken.
    Wenn man von dieser Gegend zurückkam, dann sah die Herberge, die Ethan ausgewählt hatte, wirklich brav-bürgerlich aus. Er schätzte, dass er von den Luxusdecks ein paar Kilometer über verschiedene Ebenen zurückgelegt hatte, aber anstatt nachzulassen, nahm seine Neugier mit jedem neuen Anblick und jeder neuen Entdeckung eher zu und lockte ihn ganz aus dem Transitbereich weg, in die einheimischen Bereiche der Stationsbewohner. Hier nahm die Ausstattung ab: von gediegen zu zweckmäßig.
    Die Düfte aus einer kleinen Cafeteria, die zwischen einem Hersteller kundenspezifischer Plastikartikel und einer Reparaturwerkstatt für Druckanzüge eingezwängt war, erinnerten Ethan plötzlich daran, dass er seit Verlassen des Schiffes nichts mehr gegessen hatte. Aber drinnen befanden sich eine Menge Frauen. Er unterdrückte den Impuls, einzutreten und zog sich zurück. Dabei hatte er doch großen Hunger. Aufs Geratewohl folgte er zwei kleineren Röhren hinab in eine enge, eher schmuddelige Geschäftspassage. Er war jetzt nicht weit entfernt von dem Andockbereich, über den er Station Kline betreten hatte. Der Geruch von verbrauchtem Bratfett, der aus einem Eingang wehte, ließ ihn anhalten. Er spähte in das trüb beleuchtete Innere.
    Mehrere Männer in den verschiedensten Arbeitsuniformen der Station räkelten sich in entspannter Haltung an Tischen und entlang einer Theke. Hier waren überhaupt keine Frauen zugegen. Ethans gedrückte Stimmung hob sich. Vielleicht konnte er sich hier entspannen und sogar etwas zu essen bekommen. Möglicherweise konnte er sogar ein Gespräch anknüpfen. Tatsächlich war das sogar seine Pflicht, wenn er sich an seine Instruktionen von der athosianischen Einwanderungsbehörde erinnerte. Warum nicht jetzt damit beginnen?
    Er ignorierte ein seltsames unterschwelliges Gefühl des Unbehagens – jetzt war nicht der Augenblick, wo seine Schüchternheit seine Schritte bestimmen sollte – und trat ein. Er blinzelte. Dies hier war mehr als ein Pausenraum. Nach dem alkoholischen Geruch der Getränke zu schließen, hatten diese Männer wohl alle dienstfrei. Es handelte sich also um eine Art von Freizeiteinrichtung, obwohl es überhaupt nicht einem athosianischen Club ähnelte. Ethan überlegte wehmütig, ob es hier Artischockenbier gab. Falls es auf der Station hergestellt wurde, dann wohl eher auf der Basis von Algen oder so was. Er unterdrückte eine Anwandlung von Heimweh, befeuchtete seine Lippen und trat beherzt zu einer Gruppe von einem halben Dutzend Männer in verschiedenfarbigen Overalls, die sich um die Theke geschart hatten. Die Stationsbewohner mussten eigentlich gewöhnt sein, Transitreisende in viel ausgefalleneren Gewändern zu sehen als Ethan in seiner saloppen athosianischen Zivilkleidung (Hemd, Jacke, Hosen, Schuhe), aber einen Moment lang wünschte er, er hätte seine weiße Arzttracht an, die er im

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