Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
Overall staunte sie mit offenem Mund an.
    »Nehmen wir mal an, ich sei seine militärische Beraterin«, erwiderte sie.
    »Frauen, die Schwule lieben«, stieß der Derbe hervor, »sind schlimmer als die Schwulen selbst …« und brabbelte weiter ordinäres Zeug.
    »Zed«, murmelte der Blaue, »hör auf! Sie ist keine Technikerin, sie ist Kämpferin. Kampfveteranin – schau ihre Abzeichen an …« Im Hintergrund des Raumes gab es Bewegung: einige neutrale Beobachter traten klugerweise den Rückzug an.
    »Alle Betrunkenen sind eine Plage«, sagte die Frau gedehnt, »aber aggressive Betrunkene sind einfach schlicht abscheulich.«
    Der Derbe ging auf sie los und gab dabei konfuse Obszönitäten von sich. Sie wartete unbeweglich, bis er eine unsichtbare Grenze überquerte. Plötzlich ertönte ein Summen, ein blaues Licht blitzte auf.
    Als sie die Waffe in der Hand wendete und lautlos wieder in ihr Halfter gleiten ließ, erkannte Ethan, dass sie die Pause genutzt hatte, um den Mann in den Nimbus des Betäubers kommen zu lassen, alle anderen in der Gruppe waren außer Reichweite und nicht getroffen.
    »Mach ein Nickerchen«, sagte sie mit einem Seufzer. Sie blickte auf die beiden Männer, die Ethan noch hielten. »Ist das euer Freund?«, fragte sie mit einem Kopfnicken in Richtung auf den Mann, der bewusstlos am Boden lag. »Ihr solltet wählerischer sein. Mit solchen Freunden kann man leicht umkommen.«
    Sie ließen Ethan hastig los. Seine Knie gaben nach, und er sackte über seinem schmerzenden Bauch zusammen. Die Söldnerin zog ihn wieder auf die Beine. »Kommen Sie, Pilger. Ich bringe Sie wieder dorthin, wo Sie hingehören.«
    »Ich hätte sagen sollen: ›Wie, vermissen Sie die Ihren?‹«, entschied Ethan. »Ja, das hätte ich zu ihm sagen sollen. Oder vielleicht …«
    Kommandantin Quinn verzog den Mund. Ethan fragte sich gereizt, warum alle hier Athosianer so amüsant zu finden schienen, abgesehen von den Leuten, die sich aufführten, als wollte er sie mit Lepra anstecken. Eine plötzliche neue Angst brachte ihn so sehr aus dem Gleichgewicht, dass er beinah den Arm der Söldnerin packte. »O Gott Vater! Sind das Polizisten?«
    Im Korridor kamen zwei Männer auf sie zu. Ihre Uniformen waren piniengrün mit himmelblauen Streifen, und von ihren Gürteln hing eine furchterregende Sammlung verschiedener Utensilien. Ethan durchzuckte plötzlich ein Schuldgefühl. »Vielleicht sollte ich mich stellen – es hinter mich bringen. Ich habe diesen Mann angegriffen …«
    Kommandantin Quinns Mund zuckte amüsiert. »Nur wenn Sie ein neues, seltenes Pflanzenvirus unter Ihren Fingernägeln züchten. Diese Kerle sind von der Biokontrolle – Ökobullen. Überall auf Station Kline unterwegs«, sie hielt inne, tauschte mit den Männern, die ruhig weitergingen, ein höfliches Kopfnicken und fügte dann leise an: »Ein Haufen von Leuten mit Waschzwang.«
    Nach einem Augenblick des Nachdenkens fuhr sie fort: »Jedoch sollten Sie sie nicht verärgern: Die haben unbegrenzte Vollmachten für Durchsuchungen und Festnahmen – Sie könnten sonst erleben, dass man Sie gewaltsam entlaust, und das ohne Möglichkeit zum Einspruch.«
    Ethan dachte darüber nach. »Vermutlich ist die Ökologie der Station leichter verwundbar als die eines Planeten.«
    »Sie balanciert auf einem Draht, zwischen Feuer und Eis«, stimmte sie zu. »Anderswo gibt es Religionen. Wir hier haben Sicherheitsübungen. Übrigens, falls Sie irgendwann einmal sehen sollten, dass sich irgendwo – außer in einer Andockbucht – ein Frostfleck bildet, dann melden Sie das sofort!«
    Sie kamen wieder in den Transitbereich. Ihr Blick war für ihren spöttisch zuckenden Mund zu eindringlich, zu ernst, und verursachte Ethan ein scheußliches Unbehagen. »Ich hoffe, dass dieser kleine Vorfall Ihnen die Stationsbewohner nicht unliebsam gemacht hat«, sagte sie. »Was halten Sie davon, wenn ich Sie zum Dinner einlade, um Sie für die schlechten Manieren meiner Mitbürger zu entschädigen?«
    War dies eine Art unsittlicher Antrag, ein Trick, um ihn allein und hilflos in die Hand zu bekommen? Er rückte etwas weiter von ihr ab, während sie geschmeidig neben ihm ging wie eine Raubkatze.
    »Ich … ich möchte nicht undankbar sein«, stammelte er, und seine Stimme war höher als sonst, »aber ich habe Bauchschmerzen«, das stimmte durchaus, »vielen Dank auf jeden Fall« – er sah ein Liftrohr zur nächsten Ebene, zur der, auf der seine Herberge lag –, »ade!«
    Er stürzte sich auf

Weitere Kostenlose Bücher