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Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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das Rohr und sprang hinein. Er griff nach oben, aber dadurch wurde sein Aufstieg nicht beschleunigt. Sein letzter Rest an Würde hinderte ihn daran, mit den Armen zu fuchteln. Er lächelte ihr durch die Kristallwand des Rohres hindurch gezwungen zu, während ihre Ebene mit traumhafter Langsamkeit zurückblieb und verschwand.
    An seinem Ausgang flitzte er aus dem Rohr heraus und sauste hinter eine Art abstrakter Skulptur mit Pflanzen, die in der Nähe an der Promenade stand. Er spähte durch die Blätter. Sie jagte nicht hinter ihm her. Schließlich entspannte er sich und sank auf einer Bank zusammen, wo er lange Zeit wie benommen saß. Endlich in Sicherheit.
    Er stieß einen Seufzer aus, rappelte sich hoch und schleppte sich auf der Promenade entlang. Seine kleine Schlafkammer erschien ihm jetzt ganz verlockend. Einen ganz gewöhnlichen Imbiss vom Zimmerservice, eine Dusche und dann das Bett. Keine abenteuerlichen Erkundungen mehr. Morgen würde er direkt zur Sache kommen. Seine Informationen einholen, den Lieferanten auswählen, und mit dem ersten verfügbaren Schiff abreisen …
    Ein Mann in planetarischer Kleidung von eintöniger Neutralität, Jacke und Hose in schlichtem Grau, trat Ethan auf der Esplanade lächelnd entgegen.
    »Dr. Urquhart?« Er packte Ethan am Arm.
    Ethan erwiderte das Lächeln unsicher, aber höflich. Dann versteifte er sich und riss den Mund auf zu einem Protestschrei, während das Hypospray in seinen Arm stach. Ein Herzschlag, und sein Mund erschlaffte, der Schrei blieb stumm. Der Mann dirigierte ihn sanft zu einem Bubblecar in der Rohrbahn.
    Ethans Füße fühlten sich weich an, wie Ballons. Er hoffte, der Mann würde ihn nicht loslassen, denn sonst müsste er hilflos zur Decke hochschweben und dort mit dem Kopf nach unten hängenbleiben, während die Sachen aus seinen Taschen auf die Passanten fielen.
    Das verspiegelte Verdeck des Bubblecars schloss sich über seinem verschwommenen Blick wie die Nickhaut vor dem Auge eines Reptils.

 
KAPITEL 4
     
    Ethan kam wieder zu sich in einem Hotelzimmer, das viel größer und luxuriöser war als sein eigenes. Sein Verstand floss mit langsamer Klarheit dahin, wie Honig. Der Rest seiner Person schwebte in einer süßen, matten Euphorie. In der Ferne, unter seinem Herzen oder in seinem Hals, jammerte und schrie und kratzte etwas verzweifelt wie ein Tier, das in einen Keller eingesperrt war, aber es hatte keine Möglichkeit, herauszukommen. Sein zähfließendes Denken nahm gleichgültig zur Kenntnis, dass er fest an einen harten Plastikstuhl gebunden war, und gewisse Muskeln in seinem Rücken, seinen Armen und Beinen brannten schmerzhaft. Na wenn schon?
    Viel interessanter war der Mann, der aus dem Bad kam und sich sein feuchtes, gerötetes Gesicht energisch mit einem Handtuch trockenrieb. Seine Augen waren grau wie Granit, er war von zähem Körperbau und durchschnittlicher Größe, sehr ähnlich dem Kerl, der Ethan von der Promenade geholt hatte und der sogar jetzt in der Nähe auf einem Schwebestuhl saß und seinen Gefangenen scharf beobachtete.
    Sein Entführer war von so gewöhnlicher Erscheinung, dass Ethan ihn sich kaum vergegenwärtigen konnte, selbst wenn er ihn direkt anschaute. Aber Ethan sah mit einem seltsamen Scharfblick, wie in einem Röntgenbild, dass die Knochen des Mannes kein Mark enthielten, sondern Eis, steinhart wie das Eis draußen vor der Station. Ethan überlegte, wie der Mann bei dieser eigenartigen physiologischen Verfassung rote Blutkörperchen produzieren konnte. Vielleicht floss in seinen Adern flüssiger Stickstoff. Sie waren beide äußerst charmant, und Ethan hätte sie gerne geküsst.
    »Ist er versorgt, Hauptmann?«, fragte der Mann mit dem Handtuch.
    »Ja, Oberst Millisor«, erwiderte der andere. »Eine volle Dosis.«
    Der Mann mit dem Handtuch knurrte und warf es auf das Bett, neben den Inhalt von Ethans Taschen und alle seine Kleider, die dort aufgereiht lagen. Ethan bemerkte jetzt zum ersten Mal, dass er nackt war. Dort lagen ein paar Metallmarken von Station Kline, ein Kamm, eine leere Rosinentüte, sein Planmodul, sein Kreditbrief über seine betanischen Geldmittel für den Kauf der neuen Kulturen – als er den erblickte, heulte die Kreatur unter seinem Herzen auf, doch niemand hörte es. Sein Entführer stocherte unter den Beutestücken herum. »Ist dieses Zeug sauber?«
    »Ha, fast«, sagte der eiskalte Hauptmann. »Schauen Sie sich das mal an.« Er hob Ethans Planmodul hoch, riss es an der Rückseite auf

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