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Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Reproduktionszentrum trug, ganz frisch und sauber aus der Wäscherei, denn sie verlieh ihm immer ein beruhigendes Gefühl offizieller Identität.
    »Guten Tag«, begann Ethan höflich. »Ich repräsentiere das Büro für Einwanderung und Einbürgerung des Planeten Athos. Wenn Sie erlauben, dann würde ich Ihnen gerne berichten, welche Pioniermöglichkeiten zur Ansiedlung es dort noch gibt …«
    Seine Zuhörer verfielen plötzlich in Totenstille. Ein stämmiger Arbeiter in einem grünen Overall platzte heraus: »Athos? Der Planet der Schwulen? Meinen Sie das ehrlich?«
    »Kann nicht sein«, sagte ein anderer, in Blau. »Diese Burschen heben ihren Hintern nie von ihrer Dreckkugel weg.«
    Ein dritter Mann, ganz in Gelb, sagte etwas außerordentlich Derbes.
    Ethan holte Atem und begann tapfer aufs neue: »Ich versichere Ihnen, ich meine es wirklich ehrlich. Mein Name ist Ethan Urquhart, ich bin Doktor der Reproduktionsmedizin. In unserer Geburtenrate hat es kürzlich eine Krise gegeben …«
    Der Mann im grünen Overall brach in bellendes Gelächter aus. »Aber gewiss doch! Soll ich dir mal erzählen, was ihr falsch macht, Kumpel …«
    Der Derbe, aus dessen Richtung eine mächtige Alkoholfahne wehte, sagte etwas deprimierend Verbohrtes. Der im grünen Overall gluckste und klopfte Ethan plump-vertraulich auf den Bauch: »Du bist im falschen Laden, Athosianer. Für eine Operation zur Geschlechtsumwandlung ist Kolonie Beta die richtige Adresse. Danach kann man dir in Nullkommanix ein Kind machen.«
    Der Derbe wiederholte sich. Ethan wandte sich ihm zu, in seiner Empörung und Verwirrung nahm er Zuflucht zu steifer Förmlichkeit. »Sir, Sie scheinen einige bedauerlich engstirnige Vorurteile über meinen Planeten zu haben. Persönliche Beziehungen sind eine Angelegenheit individueller Vorlieben und völlig privat. Tatsächlich gibt es viele Kommunen, die die Gründerväter streng interpretieren und Keuschheitsgelübde ablegen. Sie genießen hohes Ansehen …«
    »Igitt!«, schrie der Mann im grünen Overall. »Das ist ja noch schlimmer! «Seine Kollegen reagierten mit dröhnendem Gelächter.
    Ethan spürte, wie er errötete. »Verzeihen Sie mir. Ich bin hier fremd. Dies hier ist der einzige von Frauen freie Ort auf Station Kline, den ich bisher gefunden habe, und ich hatte gedacht, dass hier eine vernünftige Unterhaltung möglich sein müsste. Es ist ein sehr ernstes …«
    Der Derbe machte eine laute Bemerkung der gleichen Art wie zuvor.
    Ethan drehte sich blitzschnell um und versetzte ihm einen Schlag. Dann erstarrte er, entsetzt über seine eigene schreckliche Unbeherrschtheit. Das war nicht das Benehmen eines Botschafters – er musste sich sofort entschuldigen …
    »Frei von Frauen?«, knurrte der Derbe und rappelte sich wieder hoch. Seine Augen waren rot und trunken und blickten wild. »Bist du deshalb hergekommen – wegen verdammter Zuhälterei? Ich werd’s dir schon zeigen …«
    Ethan spürte, wie ihn zwei der stämmigeren Freunde des Derben abrupt von hinten festhielten. Er zitterte und unterdrückte den Angstreflex, zu kämpfen und sich loszureißen. Wenn er ruhig blieb, dann konnte er vielleicht noch …
    »Heh, Leute, macht mal langsam«, begann der Grüne besorgt. »Er ist offensichtlich nur ein Transitreisender …«
    Der erste Hieb ließ Ethan zusammensacken. Sein Atem entwich pfeifend durch die zusammengebissenen Zähne. Die beiden, die ihn festhielten, richteten ihn wieder auf.
    »… was wir hier« – bumm! – »mit Typen wie dir machen!«
    Ethan merkte, dass ihm die Luft wegblieb und er sich somit nicht entschuldigen konnte. Er hoffte verzweifelt, dass der Derbe keine sehr lange Rede halten würde. Doch der fuhr fort und versetzte ihm Schlag um Schlag.
    »… verdammtes … Herumschnüffeln … in unserem …«
    Eine helle, ironische Altstimme unterbrach ihn.
    »Habt ihr nicht ein wenig Angst wegen eurer Übermacht? Was ist, wenn er freikommt und euch sechs mit einer Bande auflauert?«
    Ethans Kopf fuhr herum: es war die Söldnerin, Kommandantin Quinn. Sie wippte mit den Füßen und hob herausfordernd den Kopf.
    Der Grüne fluchte leise und respektvoll, der Derbe fluchte bloß. »Komm, Zed«, sagte der Grüne und legte die Hand auf den Arm seines Kameraden, zog jedoch seinen Blick nicht vom Gesicht der Frau ab. »Ich glaube, das reicht.«
    Der Derbe schüttelte ihn ab. »Und was bedeutet dir dieser Wichser, Süße?«, versetzte er.
    Ein Mundwinkel der Frau zuckte nach oben, der Mann im blauen

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