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Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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vorgenommen, ein Gespräch mit Frauen zu vermeiden, soweit es menschenmöglich war, und jetzt war er schon … »Wie komme ich hier raus?«, murmelte er und blickte sich, in die Enge getrieben, in der Andockbucht suchend um.
    Sie hob die Augenbrauen. »Hat man Ihnen keinen Plan der Station gegeben?«
    Ethan schüttelte nervös den Kopf.
    »Aber das ist ja fast kriminell, einen Fremden ohne Plan auf Station Kline loszuschicken. Sie könnten auf die Suche nach einer Toilette gehen und verhungern, bevor Sie den Rückweg gefunden haben. Aha, da kommt ja genau der Mann, den ich suche. Hallo, Dom!«, rief sie einem Crewmitglied des Kurierschiffes zu, das gerade mit einem Matchbeutel auf dem Rücken die Andockbucht überquerte. »Hierher!«
    Der Mann änderte seine Richtung. Hatte es zuerst ausgesehen, als fühle er sich belästigt, so nahm er nun den Gesichtsausdruck eines beflissenen, wenn auch leicht verwunderten Menschen an. Er stellte sich aufrechter hin, als Ethan ihn je gesehen hatte, und zog den Bauch ein. »Kennen wir uns, Madame?«
    »Na ja, du solltest mich eigentlich schon kennen – du bist zwei Jahre lang neben mir im Kurs für Katastrophenübung gesessen. Ich gebe zu, das ist eine Weile her.« Sie fuhr sich mit der Hand durch ihre dunklen, kurz geschnittenen Locken. »Stell dir längeres Haar vor. Aber komm, die Wiederherstellung hat mein Gesicht doch nicht so sehr verändert! Ich bin Elli.«
    Er gab ein überraschtes ›oh‹ von sich. »Bei den Göttern! Elli Quinn? Was hast du bloß angestellt?«
    Sie berührte einen der wohlgeformten Backenknochen. »Komplette Wiederherstellung des Gesichts. Gefällt es dir?«
    »Es ist phantastisch!«
    »Betanische Arbeit, weißt du – die beste.«
    »Jaa, aber …« Dom runzelte die Stirn. »Warum? Du hast doch eigentlich recht gut ausgesehen, bevor du zu den Söldnern abgehauen bist.« Sein Grinsen war wie ein verschmitzter Stoß in die Rippen, obwohl er seine Hände auf dem Rücken verschränkt hielt wie ein Junge vor dem Schaufenster einer Bäckerei. »Oder bist du plötzlich reich geworden?«
    Sie berührte erneut ihr Gesicht, diesmal weniger fröhlich. »Nein, ich habe mich nicht auf Entführungen verlegt. Es war irgendwie notwendig – ich hatte am Kopf einen Plasmastrahl abbekommen, bei einem Enterkampf vor Tau Verde, vor ein paar Jahren. Ich habe etwas komisch ausgesehen, mit keinem Gesicht mehr dran, und deshalb hat mir Admiral Naismith ein neues gekauft. Der macht nämlich keine halben Sachen.«
    »Oh«, sagte Dom kleinlaut.
    Ethan, den seine Begeisterung für die Gesichtsästhetik der Frau ein bisschen verwirrte, konnte problemlos Mitgefühl empfinden, jede Plasmaverbrennung war entsetzlich – die hier musste sie fast umgebracht haben. Er betrachtete ihr Gesicht mit einem neuen, medizinischen Interesse.
    »Bist du nicht mit Admiral Osers Gruppe losgezogen?«, fragte Dom. »Das ist doch noch seine Uniform, oder?«
    »Ach so. Erlaube mir, dass ich mich vorstelle: Kommandantin Elli Quinn von der Freien Söldnerflotte der Dendarii, zu deinen Diensten.« Sie verbeugte sich schwungvoll. »Die Dendarii haben Oser sozusagen annektiert, und seine Uniformen, und mich – und das war ein Schritt nach oben, das kann ich dir sagen. Aber ich, Sir, habe zum ersten Mal in zehn Jahren Heimaturlaub, und den möchte ich genießen. Neben alten Klassenkameraden auftauchen und ihnen einen Herzanfall verursachen – meinen Kreditrahmen allen Leuten vor die Nase halten, die vorausgesagt haben, dass es mit mir ein schlimmes Ende nehmen wird – und wenn wir von einem schlimmen Ende sprechen, so habt ihr anscheinend euren Passagier hier orientierungslos losgeschickt.«
    Dom musterte die Söldneroffizierin misstrauisch. »Das sollte kein Wortspiel sein, oder? Ich tu auf dieser Strecke jetzt schon vier Jahre Dienst, und ich habe es so verdammt satt, bei der Rückkehr mit einer Menge blöder Schwulenwitze empfangen zu werden …«
    Das Gelächter der Söldnerin hallte von den Deckenträgern zurück. »Jetzt ist das Geheimnis gelüftet, warum man Sie allein gelassen hat, Mann von Athos«, sagte sie zu Ethan. »Soll ich ihn dann übernehmen, da ich aufgrund meines Geschlechts über den Verdacht unnatürlicher Gelüste erhaben bin?«
    »Meinetwegen«, räumte Dom mit einem Achselzucken ein. » Ich habe eine Frau, die zu Hause auf mich wartet.« Er machte einen Bogen um Ethan.
    »Okay. Ich schau dann später einmal bei dir vorbei, in Ordnung?«, sagte die Offizierin.
    Der Mann von der Crew

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